Schnellladesäulen sind selten. In der Region bleibt das vorerst auch so. Foto: dpa/Sina Schuldt

Zwei angedachte Standorte für sehr leistungsstarke Ladesäulen in Großbottwar erweisen sich als unwirtschaftlich.

Großbottwar - Wenn das Thema E-Mobilität angehen – dann gleich richtig. So könnte man den Ansatz der Großbottwarer Stadtverwaltung umschreiben, die im vergangenen Sommer mit der EnBW eine erste Planung für bis zu zwei Schnellladesäulen im Stadtgebiet vorgestellt hatte. Die Säulen sollten „richtig Wumms“ haben, wie es Bürgermeister Ralf Zimmermann beschrieb. 150 oder 300 Kilowatt waren als Ladeleistung angedacht. Zum Vergleich: Die Säulen in der Marbacher Grabenstraße und am Kaufland in Steinheim kommen auf 50 Kilowatt. Jene in Murr, Erdmannhausen oder auch Beilstein auf 22 Kilowatt. 150er- und 300er-Säulen finden sich in der Region nur auf dem A81-Rasthof Wunnenstein.

Doch jetzt, ein Dreivierteljahr später, der Rückschlag: Aus beiden Säulen in Großbottwar wird vorerst nichts. Weder am angedachten Standort auf dem Parkplatz an der Stadtmauer noch in der Sonnenbergstraße am Kreisverkehr Richtung Sauserhof. „Wir verfolgen beide Standorte derzeit nicht mehr weiter“, sagt der EnBW-Pressesprecher Heiko Willrett Anfang der Woche auf Anfrage.

Standort an der Stadtmauer ad acta gelegt

Der Standort an der Stadtmauer hat sich demnach frühzeitig als nicht wirtschaftlich erwiesen, teilt die EnBW mit. Ob es alleine an der zu erwartenden Kundenfrequenz gelegen hat, kann Willrett nicht sagen. Der Energieversorger habe ein ausgeklügeltes System mit vielen Daten, mit dem die Machbarkeit überprüft werde. Auch das Entwicklungspotenzial des Standorts spiele dabei eine Rolle. „Wir rechnen aufgrund der hohen Investitionskosten für eine Schnellladesäule langfristig und schauen, was die nächsten Jahre passieren könnte, sollte es mehr E-Autos geben. Bis das eintritt, übernehmen wir gerne auch mal das Risiko“, so Heiko Willrott. Doch selbst mit einer Aussicht auf eine steigende Nachfrage sei die Voraussetzung an der Stadtmauer nicht gegeben. Der Standort schaffte es daher gar nicht erst in die nähere Projektierung des Energieversorgers.

Bessere Chancen hatte da die Säule auf dem Parkstreifen in der Sonnenbergstraße zwischen Getränke- und Lebensmittelmarkt sowie Drogerie. Der Standort schaffte es in die Projektierung, scheiterte aber ebenfalls. Die Investitionskosten erwiesen sich offenbar als zu hoch, denn die Ladeleistung will ja erst mal aufgebracht werden. Statt der üblichen Nieder- braucht es Mittelspannung. Um das zu gewährleisten, hätte der Netzbetreiber Syna ein 300 Meter langes Kabel von der nächstgelegenen Transformatorenstation zur Säule verlegen müssen, wie der Syna-Sprecher Marcus Heckler erklärt. Die Kosten dafür hätte die EnBW tragen müssen. Ein zu hoher Aufwand? Jedenfalls sei auch an diesem Standort keine Wirtschaftlichkeit gegeben, sagt EnBW-Sprecher Willrett, ohne ins Detail zu gehen. Angedacht war zwischenzeitlich, die Ladeleistung von den 300 auf 150 Kilowatt herunterzustufen – was bislang auch ausreichend wäre, da derzeit kein E-Auto auf dem Markt Leistungen von 300 Kilowatt und mehr aufnehmen kann. Das Ergebnis blieb dasselbe. „Schade, dass nichts daraus geworden ist. Wir hatten definitiv Interesse, aber eine Wirtschaftlichkeit muss vorliegen“, so Heiko Willrett weiter.

Stadt will am Thema dranbleiben

Ob die Sonnenbergstraße noch in eine zweite Prüfung geht, darüber sind sich die Beteiligten noch uneins. Bürgermeister Zimmermann und die Syna gingen bislang davon aus, von der EnBW kommt das Veto. „Das ist natürlich enttäuschend, sollte es so sein. Wir hätten gerne mitgemacht und städtische Fläche zur Verfügung gestellt“, sagt Ralf Zimmermann, der daran erinnert, dass der Gemeinderat mehrheitlich hinter dem Vorhaben gestanden habe. Jetzt gehe es darum, zu eruieren, worauf das Nein genau zurückzuführen ist. „Dann werden wir schauen, wie wir weiter vorgehen, und versuchen, eine Lösung zu finden.“ Vielleicht sei ja die Zusammenarbeit mit einem anderen Anbieter denkbar.