Selbsttests sollen kinderleicht sein – die Organisation ist es nicht. Foto: dpa/Kamaryt Michal

Mit einem verpflichtenden Corona-Test sollen ab Montag Schulen wieder Präsenzunterricht bieten können. Doch das hat zwei Haken: Es gibt nicht genügend Tests, und die Inzidenzwerte nähern sich der 200er-Grenze. Die bedeutet: Die Schulen bleiben zu. Auch bei Kindergärten ist die Lage unklar.

Pleidelsheim/Kirchberg - Es hat inzwischen Tradition: Immer zu Beginn der Pleidelsheimer Gemeinderatssitzungen gibt es Informationen zur Corona-Pandemie – heruntergebrochen auf die Gemeinde. Insgesamt 253 Infizierte und 660 Kontaktpersonen der ersten Kategorie gab es in der Spargelgemeinde bislang, die aktuelle Inzidenz lag am Donnerstagabend bei 185 „und damit auf Landkreis-Niveau“, so Bürgermeister Ralf Trettner, der damit direkt beim Thema war. „Ab einer Inzidenz von 200 sind die Schulen ja wieder zu. Davon sind wir nicht sehr weit weg. Wir werden die Marke am Sonntag oder spätestens Anfang der Woche reißen, alles andere wäre eine Überraschung“, meinte er. Heißt: „Wir werden die Grundschule dann wieder schließen müssen.“ Für ihn stelle sich in diesem Zug jedoch die Frage: „Was passiert mit den Kitas? Wirklich geregelt ist das noch nicht. Sie aber weiter in Vollbetrieb laufen zu lassen geht nicht.“

Erzieher keiner Gefahr aussetzen

Als Verwaltung wolle man deshalb selbst die Entscheidung treffen, auch die Kindergärten in der Gemeinde in diesem Fall zuzumachen oder wieder auf Notbetrieb umzustellen. Dafür wollte der Rathauschef die Rückendeckung des Gemeinderats – die er auch bekam. Obwohl der Gemeinde damit erneut Einnahmen in Höhe von rund 30 000 Euro fehlen würden. „Es kann aber nicht angehen, dass wir unsere Erzieher einer solchen Gefahr aussetzen in einer Zeit, in der die Krankenhäuser an ihren Kapazitätsgrenzen sind.“ Die vom Land vor rund drei Wochen versprochenen Selbsttests würden bis heute fehlen, monierte Trettner. „Wir haben jedoch selbst welche angeschafft für die Schulen und Kitas und dafür erneut rund 25 000 Euro ausgegeben, um einen Schul- und Kitabetrieb zu ermöglichen – sollte die Inzidenz unter der 200er Marke liegen. „Dass das Testen wichtig sei, habe man in Pleidelsheim jetzt schon dreimal erlebt. „Da waren die Selbsttests morgens vor der Schule positiv und auch der PCR-Test im Nachhinein dann. Man sieht also: Es macht Sinn“, so der Pleidelsheimer Bürgermeister.

Kirchberg vermisst seine Tests

Auch in Kirchberg hat man noch keine Tests bekommen. „Deshalb fragt sich der stellvertretende Schulleiter, ob er für die 150 Schüler überhaupt in der kommenden Woche ein Präsenzangebot machen kann“, so Bürgermeister Frank Hornek in der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend. Für die Kindergärten habe man selber in dieser Woche sogenannte „Nasenbohrertests“ bestellt, die Lieferzeit für diese betrage jedoch zwei bis drei Wochen. Und dass die dann kämen, glaube er erst, wenn sie wirklich da seien.

Unabhängig von der Verfügbarkeit der Tests sieht der Bürgermeister aber auch ein organisatorisches Problem: „Wir haben in Kirchberg knapp über 200 Kita-Kinder. Wenn man die zweimal wöchentlich testet, kommt da einiges zusammen, auch wenn es noch freiwillig ist.“ Und: „Das Ganze hat nur einen Sinn, wenn die Testung bei uns im Haus stattfindet und es eine hohe Quote gibt.“ Für die Testung der Kita-Kinder im empfohlenen Alter von drei bis sechs Jahren brauche man jedoch die Zustimmung der Eltern, und da „scheren erfahrungsgemäß einige gern aus“, so der Rathauschef.

DRK plant eigene Aktion

Es gebe im Bereich Corona-Tests aber noch zwei weitere Aufgabengebiete, führte Hornek weiter aus. Denn der Bund habe ja „in kürzester Zeit entschieden“, dass man auch Mitarbeitern in Präsenz verpflichtende Testangebote machen müsse. „Da müssen wir schauen, wo wir die Tests herbekommen.“ Und als letztes gebe es noch die Bürgertests, was bei 3900 Bürgern auch keine Kleinigkeit sei. Auch hier habe eine solche Aktion jedoch nur dann einen Sinn, wenn sich möglichst viele testen ließen. „Wir haben gerade eine hohe Inzidenz in Kirchberg.“

Fest steht bei all den Unwägbarkeiten nur eines: Die Kapazität des Hausarztes ist bei 48 Tests pro Woche erschöpft. Daher versucht das DRK gerade, etwas auf die Beine zu stellen.