Der Radweg von Rielingshausen führt nur bis zur Schweißbrücke – das soll sich ändern. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Trasse soll von der Schweißbrücke aus nicht direkt an der Landesstraße 1124 entlangführen, sondern über den Erdmannhäuser Bahnhof verlaufen.

Angesichts hoher Spritpreise steigen immer mehr Menschen vom Auto aufs Fahrrad um. Das ist auch in Rielingshausen ein Trend. Viele der 2800 Bürger im Marbacher Teilort wünschen sich für die rund sieben Kilometer lange Strecke in die Kernstadt eine bessere Rad-Anbindung. Möglichst rasch mit dem E-Bike zur Arbeit und zurück, da böte sich ein Radweg direkt an der Landesstraße 1124 an. Doch Schnelligkeit ist nicht alles. Auch die Erdmannhäuser Gegebenheiten zählen, und so sind Gespräche nötig gewesen. Die Verhandlungen sind aber inzwischen so weit gediehen, dass Radpendler auf einen tragfähigen Kompromiss hoffen dürfen.

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Zwischen Rielingshausen und Marbach gibt es bereits Radwege, sie führen jedoch aus Rielingshäuser Richtung nur bis zur Schweißbrücke – dem Knotenpunkt, an dem auch die Straßen von Steinheim, Kirchberg, Erdmannhausen und Marbach aufeinandertreffen. Wie aber sollen Radler von dort am besten weitergeleitet werden? Offenbar scheidet ein direkter Radweg an der Landesstraße aus, wie eine Untersuchung des Regierungspräsidiums (RP) Stuttgart ergeben hat. Auf der nördlichen Seite am ehemaligen Klärwerk an der Bugmühle stehen laut RP zu viele Naturdenkmale im Weg. Und beim gegenüberliegenden Gehweg müssten Stützwände in den hohen Hang eingezogen werden. Bleibt als dritte Variante ein Radweg über den Erdmannhäuser S-Bahnhof. Von dort verläuft er parallel zur Bahntrasse zum Gewerbegebiet Ochsenweg und weiter.

Gemeinsame Sitzung bringt Verständigung

Genau auf diese Variante haben sich die Nachbarn Marbach und Erdmannhausen in einer gemeinsamen Sitzung der Technischen Ausschüsse nun verständigt, teilt das Regierungspräsidium Stuttgart auf Anfrage mit. Die Variante via Erdmannhäuser Bahnhof ist auch deshalb wichtig, weil der Radweg zwischen Marbach und der Exklave Rielingshausen ausschließlich auf Erdmannhäuser Boden verlaufen würde.

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Ein solcher Radweg auf der eigenen Gemarkung könne aber nicht einfach um die Gemeinde herum gebaut werden, findet der Erdmannhäuser Bürgermeister Marcus Kohler. „Man muss schauen, dass man sich intelligent vernetzt.“ Deshalb spreche viel für den Radweg am Erdmannhäuser S-Bahnhof entlang bis hin zum Gewerbegebiet. Kohler hat dabei gerade die Arbeitnehmer im Blick. „Wir sollten Anreize schaffen, auf Rad oder Fuß umzusteigen.“ Auch für Schüler aus Rielingshausen sei der neue Radweg interessant. Sie könnten durch das relativ flache Zwischenstück am Erdmannhäuser Bahnhof leichter den Anstieg zum Marbacher Bildungszentrum bewältigen und über den Ochsenweg oder die Riedstraße auf die weiter oben gelegenen Feldwege zu ihrem Ziel nach Marbach gelangen.

Radweg führt bis zur Rückseite des Marbacher Bahnhofs

Zwischen den Beteiligten habe es konstruktive Gespräche gegeben, berichtet Kohler. Einige planerische Punkte seien aber noch offen, sodass er noch nicht endgültig vom Gelingen sprechen wolle. „Wir können nicht über Grundstücke sprechen, die uns nicht gehören“, sagt der Bürgermeister. Als Konsens gilt aber laut Regierungspräsidium offenbar: Ein Teil des neuen Radweges soll im Erdmannhäuser Gewerbegebiet bis zur Ochsenwegbrücke an der L  1124 führen. Dort würde er die Landesstraße queren und auf der anderen Seite der Bahnlinie in Richtung Kirchenweinberg weitergehen bis zur Rückseite des Marbacher Bahnhofs.

Die ADFC-Vorsitzende freut sich über das Ergebnis

Den Fortschritt begrüßt Waltraud Häfner, Vorsitzende des Marbacher Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), doch sie sei auch überrascht: „Wir haben die Trasse über den Erdmannhäuser Bahnhof immer vorgeschlagen, sie wurde stets abgelehnt.“ Ein Argument sei die fehlende weitere Anbindung gewesen. Sie habe eine Variante auf dem Gehweg der L 1124 erwartet. „Für mich steht die Welt Kopf: Vor Jahren musste ein Radweg direkt an der Kreisstraße zwischen Marbach und Erdmannhausen gebaut werden – es war nicht möglich, ihn weiter unten hin zum Marbacher Bahnhof anzulegen.“ Eine Förderung sei nicht abhängig von der Lage an der Straße, bestätigt das RP.

Das Land übernähme die Kosten für die Radwege außerorts zu 100 Prozent. Inwieweit die Ochsenwegbrücke für eine Querung bearbeitet werden muss, will die Behörde untersuchen. So könnte eine Ampel dafür sorgen, dass die Radfahrer sicher über die Straße kommen. Als weniger geeignet erschien dem RP hingegen eine Weiterführung des Radwegs an der Rielingshäuser Straße in Richtung Bahnhof. Dort würden zu viele Firmenausfahrten die Radler behindern.

Eine Ampel könnte für eine sichere Überquerung der Straße sorgen

Rielingshäuser Ortsvorsteher steht hinter der Variante

Zufrieden mit der Lösung ist der Rielingshäuser Ortsvorsteher Jens Knittel. „Der Weg ist so, wie er jetzt geplant ist, gut.“ Die Steigung entlang der L1124 ziehe sich ewig hin. Die Route am Erdmannhäuser Bahnhof sei hingegen relativ schön und biete eine gewisse Erholung. Für die Rielingshäuser sei das im 50. Jahr ihrer Eingemeindung nach Marbach eine gute Nachricht. Im Gemeinderat sei der Antrag schon vor 13 Jahren gestellt worden – „prima, dass sich jetzt etwas tut“.