An den Turm soll ein rechteckiger Anbau angedockt werden. Foto: Felix Ulmer

Architekt Felix Ulmer möchte ein ungewöhnliches Projekt umsetzen. Die Idee dazu hatte Bürgermeister Thomas Winterhalter. Die Räte finden’s gut.

Steinheim - Die Idee stammt von Bürgermeister Thomas Winterhalter. Was andernorts bereits umgesetzt worden ist, könnte auch in Steinheim funktionieren: Wohnen im ehemaligen Trafoturm. In Steinheim hat es ein paar davon, doch für das Vorhaben geeignet ist lediglich der Trafoturm An der Steige. Er steht einen Steinwurf von der Murrbrücke entfernt am Radweg, der nach Rielingshausen führt. „Die anderen Trafotürme waren aufgrund ihrer Lage oder aber aufgrund der geringeren Abmessungen für eine Umnutzung nicht geeignet“, erklärt Winterhalter. „Sie werden dann in der Regel abgebrochen und die Grundstücke in den Ursprungszustand zurückversetzt.“

Umsetzen will die Idee des Rathauschefs Felix Ulmer, seines Zeichens Sohn des Steinheimer Architekten Thomas Ulmer vom Murrer Büro Ludwig + Ulmer. In der Ratssitzung am Dienstagabend präsentierte er sein Konzept „Wohnen im Turm“. Und wenn alles nach Plan läuft, dann wird der 24-Jährige das Projekt nicht nur umsetzen, sondern dort dann auch einziehen. „Ich lebe im Moment mit meiner Freundin in Rielingshausen, würde aber gerne wieder nach Steinheim zurück“, sagte er.

Im Moment ist das Gebäude noch im Besitz der Syna. Die weiteren Flächen (Bäume, Schrebergarten) gehören der Stadt. Das Grundstück liege an einer öffentlichen Straße, an der bereits Wohngebäude stehen, so Winterhalter auf Nachfrage. „Der Anschluss an die Ver- und Entsorgung sollte also kein größeres Problem darstellen.“

Der Trend Minihäuser zu bauen, stamme aus den USA, berichtete Felix Ulmer. Es gehe um eine Rückbesinnung auf das Wesentliche, um städtebauliche Nachverdichtung, um Nachhaltigkeit, um eine Form des Minimalismus. Wobei Letzteres auf das Projekt in Steinheim nicht ganz zutrifft. Denn in einer ersten Ausbauphase kommt Ulmer durch einen sechs auf zehn Meter großen Anbau an den Turm auf immerhin knapp 100 Quadratmeter Fläche. Von einem Tinyhaus kann also streng genommen nicht die Rede sein. Zumal Ulmer die Option präsentierte, auf den Anbau später einmal aufzustocken. Für ein Kinderzimmer beispielsweise.

Der erste Entwurf sieht jedoch einen Ausbau des 9,60 Meter hohen Turmes zu drei Geschossen mit je zwölf Quadratmetern vor. Technik, Bad und in der Turmspitze sind das Schlafzimmer vorgesehen. Im Anbau dann der Wohn- und Essbereich samt Küche. Das Dach des Anbaus würde als Terrasse genutzt werden.

Die Stadträte goutierten die Pläne am Dienstagabend und signalisierten dem Rathauschef, dass man damit in ein Baugenehmigungsverfahren gehen könne. „Das ist absolut spannend. So wie Sie es geplant haben, fügt es sich sehr gut in die natürliche Umgebung ein“, sagte Grünen-Chef Rainer Breimaier. Kleiner Wermutstropfen sei, dass Bäume und Sträucher gefällt werden müssten. „Ich sehe das als Pilotprojekt.“ Auch Annette Grimm von der SPD findet Idee und Umsetzung charmant und erkennt einen optischen Gewinn. Nur der Begriff Tinyhaus sei nicht ganz der richtige. „Da stellt man sich was anderes drunter vor.“ Horst Trautwein (CDU) findet, das Wohnprojekt hat städtebaulichen Charme. Er sieht es womöglich als Vorstufe zu weiteren Baumöglichkeiten dort.