Probleme sind bei einer Polizei-Übung am FSG bei der Kommunikation via Funk aufgetaucht. Foto: dpa

Übungen der Polizei am Marbacher FSG haben Probleme bei der Verbindung aufgezeigt. Jetzt wird nachgerüstet.

Marbach - In regelmäßigen Abständen spielt die Polizei am Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG) ein Szenario durch, von dem alle hoffen, dass es nie Realität wird: einen Amoklauf. Sollte es aber je so kommen, wollen die Einsatzkräfte unter optimalen Bedingungen vorgehen. Und das ist derzeit nicht möglich, wie eine Übung gezeigt hat. Probleme sind dabei bei der Kommunikation via Funk aufgetaucht, berichtete Bauamtsmitarbeiter Markus Kaiser jetzt im Ausschuss für Umwelt und Technik. Dieser Mangel wird nun behoben, indem bei der Technik nachjustiert wird. Letztendlich stand das Gremium bei einer Enthaltung von Martin Mistele von den Freien Wählern auch geschlossen hinter der Investition. Zugleich fasste die Runde den Beschluss mit einem Zähneknirschen. Denn das Land beteiligt sich nicht an den Kosten – obwohl es die Ausgaben gewissermaßen ausgelöst hat.

Hintergrund des Ganzen ist nämlich, dass auf Anweisung aus Stuttgart bei Einsätzen der Polizei von analogem auf digitalen Funk umgestellt werden musste. „Wenn nun der Worst Case eintritt, eine Amok-Situation, ist die Verständigung im Gebäude nicht mehr gewährleistet“, erläuterte Bürgermeister Jan Trost. Das liege unter anderem an den Zwischenwänden und dem verbauten Metall im FSG, ergänzte Markus Kaiser. „Das Funksignal im digitalen Bereich ist damit extrem eingeschränkt“, betonte der Mann vom Bauamt. Vor dem Hintergrund wurde die Stadt darum gebeten, die technischen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Kommunikation bei einem Einsatz reibungslos funktioniert.

Gesetzlich sei man dazu nicht verpflichtet, konstatierte Jan Trost. Er erinnerte aber an die insgesamt rund 3500 Kinder und Jugendlichen, die das Gymnasium sowie Real- und Gemeinschaftsschule besuchen. Zu ihrem Schutz solle ein adäquates System im ganzen Schulzentrum aufgebaut werden. Das soll dadurch gelingen, dass Verstärker installiert und von dort aus Kabel durch die Gebäude geführt werden – was es der Polizei dann erlaubt, reibungslos Signale abzusetzen. Dafür müssen rund 190 000 Euro in die Hand genommen werden. Jan Trost betonte, dass man das Land lange bearbeitet hat, damit es sich an den Kosten beteiligt. Allerdings vergeblich.

So war Martin Mistele dann auch hin und her gerissen. „Ich tue mich im Moment schwer, mit 200 000 Euro in die Lücke zu springen“, sagte er. Die Haushaltslage sei wegen Corona extrem angespannt. Und dann solle man so viel Geld ausgeben, weil eine neue Technik eingeführt worden sei, die nicht funktioniere. „Der Kollege hat das Spannungsfeld, in dem wir uns bewegen, treffend beschrieben“, ergänzte Jochen Biesinger von der CDU. Angesichts der wirtschaftlichen Lage und weil es sich um eine freiwillige Leistung handele, müsste man eigentlich Nein sagen. Er stimmte aber doch für die Ausgabe, alleine schon zum Schutz der Kinder. Das war auch für Barbara Eßlinger von den Grünen das entscheidende Argument. „Wir müssen für die Sicherheit der Schüler geradestehen“, betonte sie. Jürgen Schmiedel von der SPD sah es ähnlich. Sollte es je einen Amoklauf geben, wäre die Stadt im Nachgang ohnehin dazu gezwungen, etwaige Defizite zu beheben. Da sei es doch besser, gleich zu handeln. Abgesehen davon, wie schrecklich so ein Unglück wäre, „wäre die Kommune der Dumme, wenn etwas passiert“, war auch Benjamin Flaig von Puls dafür, sofort zu reagieren.

Bauamtsleiter Dieter Wanner warb schließlich auch noch einmal eindringlich um die Zustimmung für das Vorhaben. Der Vorteil sei doch, dass man mit den Erfahrungen aus den Übungen heraus in ruhiger Lage das weitere Vorgehen beschließen könne. „Und ich glaube, wenn so eine Situation eintritt, ist entscheidend, dass Kommunikation stattfinden kann. Wenn die nicht funktioniert, wären alle anderen Sicherheitsmaßnahmen, die wir gemacht haben, wie das Nachrüsten des Schließsystems, eine Farce“, erklärte er – was dann auch das Gremium so bewertete und die entsprechenden Arbeitsaufträge an die Firma Schnoor Industrieelektronik GmbH & Co. KG aus Büdelsdorf vergab.

Probleme in Gebäuden:

Die Polizei bestätigt auf Nachfrage, dass mit dem Digitalfunk nicht immer alles reibungslos läuft. „Es ist tatsächlich so, dass die Polizei mit dem Digitalfunk manchmal bei großen Gebäudekomplexen wie Schulen, Einkaufszentren  et cetera Probleme mit der Funkverbindung nach außen bekommen kann“, erklärt Stefan Hermann, Pressesprecher beim Präsidium in Ludwigsburg. Es ist aber auch nicht so, dass die Beamten in der Situation komplett aufgeschmissen wären. „Man behilft sich in diesem Fall mit einem Wechsel des Funkmodus, sodass die Kollegen im Gebäude direkt miteinander kommunizieren können beziehungsweise  über ein Fahrzeug, was als Verstärker fungiert“, stellte Hermann fest.