Willi Weitzel fesselt mit Details sein Publikum. Foto: /avanti

Willi Weitzel hat in der Stadthalle Station gemacht, wo er rund 400 Zuschauer mit seinen Abenteuer-Geschichten gefesselt hat. Der Reporter verhehlte bei seinem Auftritt allerdings nicht, dass auch ihm manchmal die Knie schlottern.

Marbach - Der Mann hat’s voll drauf. Diesen Eindruck dürften viele der knapp 400 Besucher gewonnen haben, die das Programm „Willis wilde Wege“ am Samstag verfolgt haben. Willi Weitzel packt sie nämlich alle. Von der ersten Minute an, Groß und Klein. Der beliebte Fernsehmoderator und Reporter durfte sich auch in der Marbacher Stadthalle der hundertprozentigen Aufmerksamkeit seines buntdurchmischten Publikums sicher sein. Sein Erfolgs-Geheimnis dürfte die natürliche Authentizität sein, mit der er die Zuhörer seiner Abenteuerberichte begeistert. Gepaart mit einem jungenhaften Charme und der Fähigkeit, immer dem Echten in sich nachzuspüren, entführte Weitzel etwa nach Nazareth, von wo aus er mit dem Esel nach Bethlehem unterwegs war. Die Frage seiner Tochter, wie lange Maria und Josef wohl dafür gebraucht hatten, habe ihn auf die Idee gebracht.

Der bayerische Ammersee musste als Beispiel für seinen „wilden, feuchten Weg“ herhalten, den er in eindrucksvollen Ton- und Bildsequenzen nacherlebbar machte. Weitzels Ziel: den See einmal quer zu durchschwimmen. Trotz panischer Angst vor dem, was sich unter ihm im Wasser tummeln könnte. Abenteuer satt auch in Afrika, wo es Willi Weitzel hinverschlagen hat, weil er als Überbringer der Sternsinger-Spendengelder zu den Empfängern reiste. Erzähler Willi mäandert auch dabei fröhlich zwischen den Polen Angst und Mut hin und her, denn im Eindimensionalen bleibt er keineswegs stecken. Soll heißen: der Mann macht deutlich, dass auch ein Abenteurer ganz unterschiedliche Empfindungen durchleidet. Schrecksekunden inbegriffen. Mal ist er obenauf, mal zittern ihm die Knie.

Genau diesen Spannungsbogen lotet der Bühnenakteur mit einer gehörigen Portion Humor aus. Das magische Erzähltalent wird stets mit Witz, Selbstironie und abwechslungsreichen Einfällen abgerundet. Das bringt großen Spaß und setzt auch Mitgefühl frei. Denn die Dramaturgie des Erzählers ist perfekt eingebaut. Mucksmäuschenstill ist es deshalb im Saal, wenn Willi etwa von Kenia und anderen Stationen Afrikas erzählt. Der Flug mit einem Piloten, der zuvor betet; ein Priester, der einen Jeep „wie der Teufel fährt“, und bewaffnete Jugendliche, die auf Hirten vom Nachbarland schießen, weil sie ihre Ziegen auf falschem, weil beregneten Grund grasen lassen. Oder ein lebendiges Geschenk an ihn, das er einfach nicht ablehnen kann: eine Ziege.

Das alles sind Details, die das Publikum fesseln. Und es sind diese vielseitigen Momente, die Weitzel wie einen kostbaren Schatz ans Tageslicht hebt, auch die schockierenden. Bilder etwa von Menschen, die eine Dreckbrühe aus der freigebuddelten Tiefe der Erde trinken müssen, weil es in der Dürre kein Trinkwasser mehr gibt. Sensibel, aber zugleich erschütternd führt der Erzähler in die aktuell großen Fragen des Lebens ein: Den Klimawandel und die Folgen für jene, die nicht ahnen, dass der Großteil der Erdbewohner einen achtlos-verschwenderischen Lebensstil führt.