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Modest Röhl aus Benningen hat in Frankreich die längste Distanz absolviert, die der Triathlon zu bieten hat. 13 Stunden war er im Wasser, auf dem Rad und auf den Beinen.

Benningen - Dreizehn Stunden. Was sonst die Dauer eines gewöhnlichen Tages vom Frühstück bis zum Abendbrot ist, verbrachte Modest Röhl jüngst auf andere, schweißtreibende Weise: beim Triathlon. Im französischen Vichy absolvierte der 21-jährige Student aus Benningen in dieser Zeit seinen ersten Ironman. Genau 13 Stunden, 4 Minuten und 19 Sekunden war er unterwegs, um die längste Distanz zu meistern, die diese Sportart zu bieten hat: 3,9  Kilometer schwimmen, 180,2  Kilometer radfahren und 42,2 Kilometer rennen.

Nun gibt’s immer wieder Sportler, die sich dieser Herausforderung stellen. Auch jetzt am Wochenende bei der Challenge Roth gehen mehrere tausend an den Start. Doch wie schnell sich Modest Röhl dieser Distanz annäherte, ist beachtlich. Denn der 21-Jährige gehörte vor gerade mal etwas mehr als zwei Jahren den Rookies für den mz3athlon an. In Steinheim finishte er damals seinen ersten Triathlon über einen Bruchteil der Ironman-Distanz. „Damit ging’s richtig los“, sagt der Benninger rückblickend. Schnell steigerte er sich auf die Olympische Distanz und die Mitteldistanz. Letztere absolvierte er im marokkanischen Marrakesch. Und nachdem nun coronabedingt mehr als ein Jahr Pause war, meldete er sich recht spontan für Vichy an. Drei Monate vor dem Start. „Es hat zeitlich reingepasst, und durchs Joggen habe ich mich auch fitgehalten“, sagt Modest Röhl.

80 Fünfzig-Meter-Bahnen im Wellarium

Für einen professionellen Trainingsplan war die Zeit vor dem Wettkampf allerdings zu knapp. Also joggte er fortan die 18 Kilometer ins Geschäft. Und im Wellarium näherte er sich peu à peu der Distanz von vier Kilometern an. Macht 80 Fünfzig-Meter-Bahnen. „Da siehst du eineinhalb Stunden lang Kacheln“, sagt Röhl lachend. Für den Triathlon lieh er sich das Carbon-Rennrad seines Cousins, an das er die triathlontypischen Handgriffe schraubte. Schon ging’s ins 675 Kilometer entfernte Vichy – mit den Eltern und der Schwester im Schlepptau. „Der erste Ironman ist ja schon eine Errungenschaft. Da ist es schön, die Familie dabei zu haben.“

Am Wettkampftag stand Modest Röhl vor 4 Uhr in der Nacht auf, um rechtzeitig vor dem Startschuss um 7 Uhr zu frühstücken. Und kaum war er in den aufgestauten Fluss gesprungen, musste er wieder bremsen. „Ein Starter vor mir bekam wegen der Kälte und der fehlenden Sicht im Wasser Panik. Also haben wir ihn rausgezogen.“ Dann ging’s aber vorwärts. Zwei Kilometer hin, um die Boje, und zurück. Macht 1:36 Stunden im 21  Grad kühlen Wasser. „Ich hatte lange überlegt, ob ich den Neo drüberziehe, und entschied mich dann dafür. Und es war vollkommen richtig.“

Fast sieben Stunden am Stück auf dem Rad

Während das Schwimmen weniger die Paradedisziplin Röhls ist, trat er dann auf dem Rad kräftig in die Pedale. „Mit 2500 Höhenmetern war die Strecke nicht ohne. Es gab einen Hauptanstieg, der zweimal zu bewältigen war.“ Seine größte Sorge war eine Panne – doch das Rad bereitete keine Probleme. Die Ersatzschläuche und das Werkzeug blieben in der Satteltasche. So wechselte er nach satten 6:46  Stunden auf dem Rad – mit einem Zwicken im Rücken und einem sich spürbar machenden Hintern – in die Laufschuhe. Schließlich stand noch ein Marathon an.

„Die Stimmung an der Strecke war sensationell. Schon beim Radfahren. Die Franzosen als Radfahrer-Nation wissen einfach, wie man da Stimmung macht. Beim Laufen ging’s dann vier Runden durch die Stadt, wo einen fremde Menschen mit Namen anfeuerten. Es gab La-Ola-Wellen, es hat einfach riesig Spaß gemacht“, schwärmt Modest Röhl. Deutsche Zuschauer hätten ihm die ein oder andere Hilfestellung zur Körperhaltung oder Motivationssprüche zugerufen. Und sein Körper hielt durch.

Beim Ziel wird genossen, statt gesprintet

Im Gegensatz zu seiner Armbanduhr, die teils ihren Geist aufgab. Also lief Modest Röhl nach Wohlbefinden. Das klappte, auch wenn er sonst wohl schneller gelaufen wäre. Ab der Hälfte der Laufstrecke gönnte er sich Cola für einen Koffeinschub. Und nach 4:31 Stunden auf der Laufstrecke stand der Zieleinlauf an. „Normalerweise liebe ich es, einen Schlussspurt hinzulegen. Hier ging es kaum noch, auch wenn ich fit war und zum Glück von Krämpfen verschont blieb. Aber ich wollte es sowieso genießen.“ Also war vor der Ziellinie Zeit, der Mutter ein High-Five zu geben, den jubelnden Zuschauern zu winken und die Gefühle auf dem Roten Teppich aufzusaugen.

Die erreichte Zeit und Altersklassen-Rang 17 von 39 spielen für den 21-Jährigen eine Nebenrolle. „Natürlich hätte ich mich gefreut, wenn ich unter den 13 Stunden geblieben wäre. Aber es war mein erster Ironman, ich hatte keine Zeitvorstellung. Da bereue ich gar nichts“, so Modest Röhl, der das Rennen gut überstand. „Muskelkater finde ich auch nicht schlimm. Da wird man halt daran erinnert, etwas geleistet zu haben“, sieht er das Positive.

Nächster Wettkampf schon Mitte September

Wichtig dürfte ihm nur sein, dass die Nachwirkungen bis kommende Woche überstanden sind. Denn am 12. September startet Modest Röhl beim Hamburg-Marathon, nachdem dieser mehrfach verlegt worden war. Kein Wunder, dass sein damaliger Rookie-Trainer vom mz3athlon, Michael Rakers, ihm nicht nur zur Zielankunft gratulierte, sondern auch kommentierte: „Ich wusste immer, dass manche Rookies nicht mehr alle Latten am Zaun haben. Aber dein Grundstück hat nicht mal Pfosten. Du bist gigantisch – Wahnsinn!“