. . . während der Corona-Krise immer am Ball – selbst im strömenden Regen. Foto: avanti

Von den zwei Fußball-Nachwuchstalenten könnten viele lernen, wie man sich selbst in der schwierigen Corona-Zeit motiviert.

Oberstenfeld - Lernen, Fußball trainieren, essen, schlafen – und wieder von vorne.“ Das ist in Kurzform der Tagesablauf von Luke Schmidt und Tiago Poller. Das war schon vor der Corona-Pandemie so und wird auch wieder so sein, wenn der Trainingsbetrieb im Fußball ganz normal anläuft. Luke ist zwölf Jahre alt, ein Jahr jünger als Tiago.

Von Krise ist bei den beiden Freunden aus Oberstenfeld nichts zu spüren. Beide spielen bereits seit frühester Kindheit Fußball, eine Zeit lang sogar gemeinsam beim SGV Freiberg. Von dort wurden sie zu den Stuttgarter Kickers gerufen. Während Luke blieb, zog es Tiago weiter zum VfB Stuttgart und von dort zur TSG 1899 Hoffenheim, wo er bereits in die U14 berufen wurde.

Selbst strömender Regen und die aktuelle Schafskälte hält die beiden nicht vom Training am vergangenen Montag ab. Leidenschaftlich jonglieren sie den Ball. So versiert spielt nur, wer mit enorm viel Herzblut, Fleiß und Einsatz bei der Sache ist. Bei Tiago steht nachher noch eine Laufeinheit auf dem Programm. Wo andere nicht einmal ihren Hund vor die Haustüre jagen würden, geht er freiwillig. Motivationsloch? Fehlanzeige! Durchhänger? Unbekannt! Lediglich das aktuelle Training ohne die Kameraden wäre für alle langweiliger, meint Luke in seiner stillen, nachdenklichen und zielorientierten Art. Später hat er noch eine Trainingseinheit mit Trainer und Mannschaft über Zoom, eine digitale Plattform.

Die Liste ihrer Unterstützer ist groß. Die Schule liefert ihnen elektronisch Lernhilfen und Hausaufgaben nach Hause und hat auch mal Verständnis, wenn durchs Training keine Zeit mehr für Hausaufgaben blieb, erklärt Luke. Bei Tiago würde vom Verein noch ergänzend gefördert und unterstützt werden, wenn es einmal schulisch nicht so laufen sollte. Das war bisher noch nie notwendig. Und dann die Eltern: Luke’s Mutter fährt ihn dreimal in der Woche zum Training nach Degerloch auf die Waldau, fast eine Stunde einfach für jede Fahrt. Tiago müssen die Eltern nur bis Ilsfeld bringen. Dort steigt er in den vom Verein organisierten Shuttlebus nach Zuzenhausen, doch das täglich. Meist sind die beiden erst wieder kurz vor neun Uhr am Abend zuhause.

Doch die beiden jungen Fußballer wirken so entschlossen, als ob sie einen eingebauten Zielkompass hätten. Und noch etwas ist auffallend: Wo andere klagen und über die schwierigen Zeiten lamentieren, verbreiten die beiden Nachwuchshoffnungen eine positive Grundstimmung. Offenbar hilft ihnen ihre Leidenschaft und ihr Fokus auf ihr Ziel. Es gibt ihnen Halt und Orientierung. „Wer im Leben kein Ziel hat, verläuft sich“, war Abraham Lincoln, der frühere US-amerikanische Präsident überzeugt. Sollte dies so zutreffen, werden sich Luke Schmidt und Tiago Poller nicht verlaufen und ihr Ziel sicher erreichen.