Martina Grohmann ist von der nächsten Spielzeit an am Wiener Schauspielhaus zu finden. In Stuttgart geht sie nun in ihre letzte Saison als Rampe-Intendantin. Foto: Lichtgut/Michael Latz

Welche Rolle spielt der Ort des Theaters für die Gesellschaft? Um diese Frage dreht sich die letzte Spielzeit im Theater Rampe unter der Intendanz von Martina Grohmann.

Zwei Grablichter brennen zum Empfang, doch die Hausherrin strahlt. Als Martina Grohmann ihre letzte Spielplankonferenz als Intendantin des Theaters Rampe eröffnet, stehen die Zeichen zwar auf Abschied. Doch das Erreichte, frisch mit drei Nominierungen für den Theaterpreis Der Faust gekrönt, gibt Grund zur Freude.

Und auch das, was die neue Saison bringt, soll Lust machen auf ein Theater, das in sein Umfeld hineinwirkt. „Wem gehört die Welt?“ Mit dieser Frage war Martina Grohmann im Tandem mit Marie Bues vor zehn Jahren angetreten. Ein paar Nummern kleiner ist das Motto zum Abschied – und spiegelt die Erkenntnis, dass Veränderung vor und hinter der eigenen Tür beginnt: „Wem gehört das Theater?“ heißt es in dieser Saison im Zahnradbahnhof. Jedem, der kommt und mitbestimmt, lautet die Antwort bei „Die Versammlung“ von Herbordt/Mohren vom 23. September an. Was kann dieser Ort für eine Gesellschaft sein? Darum geht es zum Beispiel in der „Bühnenbeschimpfung“ der israelischen Autorin Sivan Ben Yishai, die Marie Bues im Mai inszeniert.

Gewohnt an den wunden Stellen unserer Zeit entlang geplant ist der Spielplan. „Wir wollen über die Kreisläufe des Lebens nachdenken und über Strategien, wie man mit den Herausforderungen unserer Zeit umgehen kann“, sagt Martina Grohmann, „was hinterlassen wir? Was muss man transformieren?“ Dieser Frage etwa gehen Gäste aus Sao Paulo mit einem ökofeministischen Residenzprojekt nach, das im März das Gärtnern und Kompostieren in den Theaterraum holt. Bereits im November steht in der multimedialen Performance „Wasser, Wasser“ der Gruppe Cis ein anderer Kreislauf und das Ritual des Waschens im Fokus.

Theater als politischer und sozialer Ort

Egal, ob es um die Kapitalisierung des Körpers und einen befreiten Blick auf Intimes geht wie im „Sex-Stück“ der Schweizer Gäste Fleischlin/Hellenkamper & Komplizen zum Auftakt am 30. September, oder um Diskriminierung über miese Bezahlung wie im „Tribunal der Arbeit“ der Künstlerin Ülkü Süngün am 15. Oktober: Theater ist in der Rampe immer auch ein politischer und sozialer Ort.

Performance einer etwas anderen Girlband

Musik steht im Vordergrund bei der Klanginstallation „Electrical Jungle“ von Kinga Tóth und Silvia Rosani (26. November), bei der Pop-Performance der etwas anderen Girlband „Amöben“ um Nana Hülsewig (3. Dezember) und bei einer Uraufführung am 28. Januar, wenn die Finnen von Oblivia mit „Pleasure“ ihre 2020 beim Festival Eclat gestartete Musiktheater-Trilogie abschließen.

Nicki Liszta und ihre Tänzer verabschieden sich bereits im Januar mit der Wiederaufnahme von „Happy Ending“, dem Abschluss ihrer Menschheits-Trilogie, von der Rampe. Für ein glückliches Ende von Martina Grohmanns Intendanz sorgt dann im Juni ein Festwochenende unter dem Motto „Abschied Nehmen“.

Info

Start
Zum Spielzeitauftakt am 30. September bauen die Schweizer Performer Fleischlin/Hellenkamper & Kompliz*innen im Theater Rampe für „Das Sex-Stück“ ein Revuezelt auf.

Programm
Alle Premieren, Performances, Gastspiele, Lesungen und Reihen finden sich unter www.theaterrampe.de