Schlossgarten-Idylle in Beilstein Foto: Avanti/Ralf Poller

Das KABO-Festival wählt für seine Theateraufführungen Freiluft-Orte mit besonderer Ausstrahlung aus – das Schloss Beilstein zum Beispiel.

Beilstein - Wer die von der Pandemie gebeutelte Kulturszene derzeit intensiver betrachtet, kann eines feststellen: Corona hat teils zu herausragenden Projekt-Ideen geführt, deren Früchte aktuell geerntet werden. Zu dieser Sorte von erfolgreichen Projekten zählt etwa das KABO Festival, ein Kürzel, das für „Kultur an besonderen Orten steht“ und von der Werkstattbühne Stuttgart initiiert wurde.

Ulrike Kirsten Hanne ist die Künstlerische Leiterin des Theaters. 1989 in Berlin gegründet, ist es seit 1993 in Stuttgart ansässig. Hanne hat Schauspiel und Regie studiert und obendrein ein gutes Händchen dafür, an welchen Plätzen sich etwa Theater- oder auch Tanzangebote imposant aufführen lassen. Ihr Anliegen zu Beginn der Coronazeit – „als viele andere noch depressiv waren“ – , etwas dafür zu tun, dass Künstler Beschäftigung und Kulturliebende Kunst-Genuss haben können, hat dazu geführt, dass sie Open-Air-Spielorte gesucht und gefunden hat.

Förderung mit Mitteln aus Hilfsfonds

Im vergangenen Jahr noch etwas hemdsärmelig gestrickt, lief ihr Projekt unter dem Namen Theaterkarussell. In diesem Jahr und mit der Förderung aus einem insgesamt 60 Millionen schweren Hilfsfondspaket des Bundes heißt es nun KABO und lockt interessierte Besucher ins Freie – wie etwa am Sonntag in den idyllischen Garten im Haus der Kinderkirche – Schloss Beilstein.

„Wenn das Publikum nicht zu uns darf, gehen wir eben zum Publikum“, so die Devise der Initiatorin, die rund einen Monat lang an den Anträgen für die Unterstützung gearbeitet hat, um die „Attraktivität des Projekts“ auch richtig darzustellen. „Ich habe mit Straßentheater begonnen und in der Ausbildung so viele verschiedene Spielarten kennengelernt, warum soll das jetzt nicht auch funktionieren?“ fragte sich Hanne, die sich mit ihrem Anliegen daraufhin gezielt an Gartenlokale, Mühlenbesitzer, Hofläden, Waldkindergärten oder eben an Schlösser und Burgen wendete.

Bange Blicke zum Himmel

Bei Brigitte Schober-Schmutz stieß Ulrike Kirsten Hanne sofort auf offene Ohren: Die Hausleiterin des Beilsteiner Schlosses stellt für alle vier Aufführungen den überschaubaren Garten zur Verfügung. Die engagierte Gastgeberin sorgt zudem für den kulinarisch passenden Rahmen. Mit der Theateraufführung „Pu der Bär“ ging am Sonntag bereits die dritte Veranstaltung in luftiger Höhe über die Bühne. Auf dem sattgrünen Gras verteilten sich bunte Decken: der Ort, um es sich für ein Stündchen Schauspielglück gemütlich zu machen. Ganz hinten boten Stühle Platz für Personen mit längeren Beinen oder Problemen mit dem Rücken. Fasziniert aber zeigten sich die Gesichter von Groß und Klein beim Spielgeschehen, das live auch die entsprechende Geräuschkulisse produzierte. Doch die Natur steht immer auch unter dem Zeichen des Wetters. Und das meinte es im Spiel-Verlauf nicht ganz so gut mit Akteurin Suzan Smadi und den rund 50 Zuschauern: Alle wurden von einem Gewitterregen überrascht. Ulrike Kerstin Hanne hofft derweil darauf, dass sich noch viele Entscheidungsträger finden lassen, „die in ihrer Region Verantwortung dafür übernehmen, dass die Kultur am Leben bleibt. Schließlich ist die Kulturbranche unser zweitgrößter Arbeitgeber – noch vor der Autoindustrie“, wie sie betont.

KABO im Schloss Beilstein

Information
An diesem Sonntag, 22. August, findet um 20 Uhr mit der Theateraufführung „Krabat“ die diesjährig letzte KABO-Veranstaltung im Schlössle Beilstein statt. Der Eintritt ist abermals frei.