Senioren werden immer wieder zum Ziel von Telefonbetrügern. Foto: Archiv (dpa)

Zwei ältere Damen aus Großbottwar und Steinheim haben einen Schockanruf bekommen. Ein naher Angehöriger brauche dringend ein teures neues Medikament.

Großbottwar - Der Anruf kam für Rosa P. aus Großbottwar „wie aus heiterem Himmel“. Anfang letzter Woche, kurz nach dem Mittagessen, klingelte ihr Telefon. „Sind Sie Frau P.?“, fragte der Anrufer, und als die 68-Jährige das bejahte, hieß es: „Ihr Sohn liegt im Krankenhaus Heilbronn auf der Intensivstation mit einer Coronainfektion, er bekommt fast keine Luft und hat hohes Fieber. Es gibt zwar ein neues Medikament, das ihm helfen würde, aber das kostet 2500 Euro.“

Nun war zwar einer der Söhne von Rosa P. über Mittag bei ihr gewesen, den anderen allerdings hatte sie am Morgen vergeblich zu erreichen versucht. Für sie lag daher der Verdacht nahe, es handle sich um ihn. Obwohl sie einen gewaltigen Schreck bekam, fragte sie nach: „Wo genau liegt er denn? Kann ich ihn sehen?“ Das sei nicht möglich, hieß es, das Ganze sei akut, man sei enorm unter Zeitdruck, und wenn man das Medikament nicht schnell verabreiche, „geht das schlimm für Ihren Sohn aus.“ Dann sagte der unbekannte Anrufer noch, man werde sie mit dem Arzt verbinden, und kurz darauf meldete sich eine andere Stimme, die die dramatische Lage bestätigte und weiter Druck machte.

Das Einschalten der Schwiegertochter beendete den Anruf

Rosa P. hatte während des Gesprächs erneut versucht, ihren Sohn über das Handy zu erreichen, und wieder meldete der sich nicht. „Da hat sie sich natürlich noch mehr Sorgen gemacht“, erzählt sein Bruder, der sich heute noch aufregt: „Meine Mutter hat Herzprobleme; da spielt man auch mit dem Leben der Angerufenen!“ Dennoch bewahrte die Großbottwarerin so weit einen kühlen Kopf, dass sie nun ihre Schwiegertochter kontaktierte und dem Anrufer sagte, er solle doch auch mit ihr sprechen. Sobald sich die Schwiegertochter über Lautsprecher gemeldet hatte, legte der Anrufer jedoch schnell auf. „Er hat wohl gemerkt, da ist jemand am Apparat, den man nicht reinlegen kann“, mutmaßt der Sohn.

Für Rosa P. hatte der Anruf zum Glück trotz der Herzprobleme keine gravierenden Folgen; aber sie sei auch noch am Abend „total durch den Wind“ gewesen, sagt ihr Sohn. Deshalb hat die Familie den Vorfall auch nicht auf sich beruhen lassen. Sie haben das Krankenhaus Heilbronn und die Polizei informiert und eine Warnung über die sozialen Medien verschickt. Und siehe da: Bekannte meldeten sich und sagten, ihre Schwiegermutter in Steinheim habe dasselbe erlebt.

Die Corona-Masche läuft seit geraumer Zeit

Tatsächlich sei diese besondere Variante des Enkeltricks aber nichts Neues, sagt der Sprecher des Ludwigsburger Polizeipräsidiums, Peter Widenhorn: „Die Coronamasche läuft seit geraumer Zeit.“ Mathias Burkhardt, Sprecher der SLK-Kliniken, zu denen das Heilbronner Klinikum gehört, weiß auch von solchen Betrugsversuchen. „Aber das wird dann direkt mit den Stationen abgeklärt.“ Auf alle Fälle sei die Geschichte völlig abwegig: „Es wird niemals ein Arzt oder jemand anders vom Krankenhaus anrufen und Geld für ein Medikament oder eine Behandlung verlangen. Es gibt auch kein neues Medikament gegen Corona.“ Und Widenhorn gibt den bewährten Tipp: „Vergewissern Sie sich direkt bei den Angehörigen, und wenn Sie jemanden mal nicht erreichen, geben Sie trotzdem Fremden auf gar keinen Fall Geld.“

Rosa P. hat jedenfalls eines aus dem Schockanruf gelernt: Wenn noch einmal so etwas passiert, legt sie sofort auf, ohne sich in ein Gespräch verwickeln zu lassen.