Moritz Schmidt vor dem Gebäude der Fresno Pacific University und beim Training auf dem Tenniscourt. Foto: privat

Der Affalterbacher Moritz Schmidt studiert Software Engineering an der Fresno Pacific University, spielt aber vor allem für die dortige Mannschaft.

Affalterbach - Dass talentierte junge deutsche Tennisspieler nach dem Schulabschluss auf ein College in die USA gehen, ist nicht ungewöhnlich. Der aktuelle württembergischen Mannschaftsmeister aus Böblingen zum Beispiel hatte dieses Jahr fünf ehemalige, aktuelle oder künftige College-Spieler in seinen Reihen. Das jemand aus der Bezirksoberliga den Sprung über den Ozean wagt, ist hingegen nicht ganz so häufig. Der Affalterbacher Moritz Schmidt, der für den TC Erdmannhausen aufschlägt, ist ein Beispiel. Seit rund einem Monat befindet er sich in Kalifornien an der Fresno Pacific University. „Wir spielen hier natürlich nicht in der höchsten Division, in der viele Spieler auf der Weltrangliste positioniert sind. Das ist bei uns alles eine Nummer kleiner“, so Schmidt.

Das Ziel College hatte er schon seit Jahren: „Ich habe viel von anderen Spielern gehört, die in den USA waren und wollte das gerne auch machen.“ Durch Vermittlung eines Bekannten und Eigeninitiative bekam er Kontakt zu verschiedenen Colleges. „Ich habe dann mit mehreren telefoniert, mir die Homepages angeschaut – und am Ende ist es dann eben Fresno geworden.“

Zum Teil gibt es andere Regeln und Sitten.

Dass im College-Tennis die Regeln und Sitten teilweise anders sind, daran wird er sich noch gewöhnen müssen. „Beim Netzaufschlag wird zum Beispiel weitergespielt. Wir haben das im Training mal versucht, aber man denkt da meist nicht dran.“ Auch entfällt beim College-Tennis das Einschlagen mit dem Gegner. „Es geht direkt mit dem ersten Aufschlag los. Außerdem werden erst die Doppel gespielt und danach die Einzel“, weiß Schmidt. Doch bis zu den ersten Mannschaftsspielen hat er noch einige Monate Zeit, denn die Saison beginnt erst nächstes Jahr. Bis dahin wird trainiert, „und ein paar Einzelturniere spielen wir auch noch“.

Die ersten Tage nach seiner Anreise musste sich Moritz Schmidt offiziell noch in eine „Quarantäne light“ begeben. „Aber da hat niemand wirklich drauf geachtet. Wir konnten draußen rumlaufen, das war kein Problem“, berichtet der 18-Jährige. Dass das Wort „Pacific“ im Namen der Uni auftaucht, ist übrigens eine kleine Mogelpackung. Den Fresno, mit rund 500 000 Einwohnern die fünftgrößte Stadt Kaliforniens, liegt mitnichten am Ozean, sondern in der Mitte des San Joaquin Valleys und damit in der Nähe mehrerer Nationalparks. „Der Yosemite ist zum Beispiel nur etwa 50 Kilometer entfernt“, weiß Schmidt. Zum Meer sind es dagegen 200 Kilometer. Gesehen hat der 18-Jährige beides bislang nicht, „aber das mit den Parks steht noch noch auf dem Plan“.

Täglich wird drei Stunden auf dem Tennisplatz trainiert.

Wobei das natürlich mit einem anderen Plan zusammenpassen muss: Tägliches Tennistraining, immer von 15 bis 18 Uhr ist seit dem 1. September angesagt, wobei Schmidt sich gleich zu Beginn eine Erkältung eingefangen hatte und aussetzen musste. „Außerdem geht es zweimal die Woche morgens noch ins Fitnessstudio, später wird das auf viermal aufgestockt.“ Und „ganz nebenbei“ wird auch noch studiert. „Ich habe sowohl für Tennis als auch für den wissenschaftlichen Teil ein Stipendium“, erklärt der18-Jährige. Vollkommen kostenlos ist das Ganze dadurch aber nicht. Als Studienfach hat sich Moritz Schmidt für Software Engineering entscheiden. „Mein Vater ist Ingenieur, und eigentlich wollte ich auch in diese Richtung gehen. Das Technische liegt mir doch am meisten. Aber das gab es hier nicht. Und Software Engineering war das, was meinen Wünschen am nächsten kam. Ich schaue mir das jetzt mal an und entscheide dann, ob es mir gefällt oder ob ich wechsle.“

Dass er sein Studium auch in den USA beendet, das glaubt Moritz Schmidt nicht: „Ich denke mal, dass ich das ein oder zwei Jahre mache.“ Sein Fokus liegt eh mehr auf dem Tennis. „Dass ich täglich mit starken Leuten trainieren kann, diese Möglichkeit habe ich in Deutschland bislang nicht gehabt.“ Und wie sehr er sich dadurch verbessern wird, das möchte er dann nächsten Sommer bei den Herren des TC Erdmannhausen zeigen.