Kommissar Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und seine Kollegin Bibi Fellner (Adele Neuhauser). . Foto: ARD Degeto/ORF/Lotus Film/Anjeza

Die Wiener „Tatort“-Ermittler laufen in der Episode „Krank“ zur Hochform auf. Und geraten dabei in einen Glaubenskrieg der Mediziner.

Stuttgart - Ach ja, die böse Pharmaindustrie. Wer hat sich nicht schon alles daran abgearbeitet. Ein mehr als ausgelutschtes Thema. Dass sich die Ermittler Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) im Wiener Tatort nach dem Tod eines Mädchens in einen Glaubenskrieg zwischen Schulmedizin und alternativen Heilmethoden begeben müssen, lässt Fernsehlangeweile von der Stange befürchten.

Ein Tatort mit Auftragskiller und Heilbringer

Um das zu vermeiden, führt Autor und Regisseur Rupert Henning ein buntes Panoptikum an Figuren ein: eine Guerillakämpferin aus Kolumbien, ein als Problemlöser getarnter Auftragskiller, ein Judas und ein Messias. Das könnte ein ziemliches Wirrwarr ergeben, fügt sich aber zu einem unterhaltsamen und spannenden Vergnügen.

Zugegeben, man muss sich anstrengen und mitdenken. Viele Fährten sind gelegt, der Fall ist verzwickt, die Wendungen sind raffiniert. Doch keine Sorge, bei aller Aufmerksamkeit, die vom Zuschauer verlangt wird, Kurzweil durch Wiener Schmäh ist garantiert. Eisner und Fellner sind in Hochform, die Funken sprühen. In Dominik Warta, der den staubtrockenen Verfassungsschützer Gerold Schubert spielt, haben sie ein ebenbürtiges Gegenüber. Und wie ist das nun mit der Pharmaindustrie und seinem vermeintlichen Gegenspieler, dem „Globulismus“, wie Eisner zynisch sagt? Da gebührt das letzte Wort ausgerechnet dem Pathologen Werner Kreindl (Günter Franzmeier): „Wer heilt, hat recht!“

ARD, Sonntag, 25.10.2020, 20.15 Uhr