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Bis Ende 2024 will die Landesbank Baden-Württemberg 100 Millionen Euro an Kosten einsparen und 700 Stellen streichen. Beim Privatkundengeschäft will die LBBW den Rotstift stärker ansetzen als in anderen Bereichen.

Stuttgart - Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hat den geplanten Stellenabbau für die nächsten Jahre jetzt konkretisiert. „Wir gehen davon aus, dass wir bis Ende 2024 ungefähr 700 Stellen weniger haben werden als 2019“, sagt Vorstandschef Rainer Neske. Ein Sprecher des Instituts bestätigte die Zahl. Bisher kursierte in dem Institut eine Größenordnung „zwischen 500 und 1000 Stellen“, die in den kommenden Jahren durch die Umstrukturierung wegfallen könnten. Grundsätzlich sei er mit der Strategie zufrieden, sagte der Vorstandschef, dessen Vertrag erst vor Kurzem bis 2026 verlängert wurde. Mit den vor vier Jahren, als Neske von der Deutschen Bank zur LBBW gewechselt war, eingeleiteten Veränderung bei der Digitalisierung und Nachhaltigkeit sei man bisher gut durch die Corona-Krise gekommen. Man müsse sich aber dennoch auf die Zukunft vorbereiten.

Die Landesbank beschäftig zurzeit rund 10 000 Mitarbeiter

Die nach Bilanzsumme größte deutsche Landesbank beschäftigte Ende 2019 laut Geschäftsbericht 10 005 Mitarbeiter, zur Jahresmitte 2020 waren es dann 10 111. Neske sagte, dass die LBBW bis 2024 insgesamt 100 Millionen Euro an Kosten einsparen wolle, Ausgangsbasis für dieses Ziel seien Vergleichszahlen aus dem Jahr 2019. Welche Bereiche von den Einsparungen betroffen sein werden, ließ er offen. „Das können wir im Moment noch nicht detailliert sagen, weil diese Ausarbeitung noch läuft und wir erst Gespräche mit dem Personalrat führen“, sagte er gegenüber der „Börsenzeitung“ Die Erfahrung mit dem Abbau von gut 2500 Stellen nach der Finanzkrise 2009 zeigt aber, dass dies bei der LBBW geräuschlos möglich ist. Mit Altersteilzeit, Vorruhestands- und Teilzeitregelungen hofft man in Mitarbeiterkreisen auch dieses Mal über die Runden zu kommen. Anfang April werde man klarer sehen und wohl konkret in Verhandlungen einsteigen, hieß es.

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Beim Verband begrüßt man die Anstrengungen der Landesbank. „Die Sparkassen als Träger der LBBW haben natürlich den Anspruch, dass die LBBW auch auf der Kostenseite etwas tut. Verglichen mit anderen großen Banken und auch mit den anderen Landesbanken sind die 700 Stellen in sechs Jahren eher moderat“, sagte Stephan Schorn, Sprecher des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg, gegenüber unserer Zeitung. Es zeige, dass die Träger der LBBW nach wie vor eher eine Ausweitung des Geschäfts im Blick haben. Auch Neske sieht die Bank gut aufgestellt. „Keines unserer Stresstest-Szenarien zeigt an, dass wir in deutliche Schwierigkeiten kommen. Wir erwarten aber schon, dass die Risikokosten über die nächsten Jahre steigen werden.“ Für das laufende Jahr geht die LBBW von einer Risikovorsorge von 500 Millionen Euro aus, dennoch wird ein „deutlich dreistelliges“ Millionenergebnis erwartet. Neske würde daraus auch gern die Eigentümer bedienen, die das Institut während der Finanzkrise mit Milliarden gestützt hatten.

EZB fordert zur Zurückhaltung bei Ausschüttungen auf

Die Europäische Zentralbank hat den Finanzinstituten aufgrund der Corona-Krise Zurückhaltung bei der Ausschüttung auferlegt. Über die Höhe der möglichen Zahlung werde die Hauptversammlung zu gegebener Zeit entscheiden, sagte Neske. Größte Träger der LBBW sind der Sparkassenverband Baden-Württemberg, das Land und die Stadt Stuttgart.

Es sei klar, dass einzelne Bereiche der Bank mit zu hoher Kosten-Ertrags-Relation stärker zu dem geplanten Sparprogramm beitragen würden als andere, sagte Neske. Hier steht erneut besonders das Privatkundengeschäft, also die BW-Bank, im Fokus. Schon seit Längerem wird darüber diskutiert, ob die BW-Bank noch ein Filialnetz mit rund 100 Standorten benötigt. Die Corona-Krise habe diese Diskussion neu belebt. Die Frage sei aber nicht, wie viele Filialen geschlossen werden müssten, sondern wie zukünftig die Kunden bedient werden sollten. Deswegen sei der weitere Ausbau des Multi-Kanal-Banking unerlässlich, sagte Neske.

Atempause vor weiteren Konsolidierungen gefordert

Bezüglich Überlegungen einer weiteren Konsolidierung im Sparkassenlager riet der LBBW-Chef zu einer Atempause. Die Finanzinstitute sollten in dieser Zeit eher ihrer gesamtwirtschaftlichen Verantwortung nachkommen und für die Finanzierung von Unternehmen zur Verfügung stehen. Von Megafusionen und sehr aufwendigen, nach innen gerichteten Projekten sollte man sich für zwei bis drei Jahre verabschieden. „Banken müssen in einer Wirtschaftskrise für ihre Kunden und die Gesellschaft voll handlungsfähig sein“, betonte Neske.

Das sieht auch der Verband so: „Die Gespräche zur Fusion von Helaba und DekaBank sind derzeit auf Eis gelegt“, erklärte Sparkassen-Sprecher Schorn. Aufgrund der Herausforderungen im Zusammenhang mit der Pandemie glaube er nicht, dass die Diskussionen hierzu in diesem Jahr weitergehen werden. Parallel seien die Sparkassen in Baden-Württemberg dafür, die Schwerpunktbildung unter den vier großen Landesbanken weiter voranzutreiben. Zum 1. Januar 2021 hat die LBBW zum Beispiel das Geschäftsfeld Zins-, Währungs- und Rohstoffmanagement für Firmenkunden der Sparkassen von der BayernLB übernommen.