Nicola Wulf kann in ihrem Zimmer nach Herzenslust klettern und springen. Foto: Werner Kuhnle

Nicola Wulf aus Steinheim nimmt bei Ninja Warrior Kids teil. Darauf hat sie sich auch im Kinderzimmer vorbereitet.

Für viele, wenn nicht die meisten Menschen bleiben ihre größten Träume unerfüllt. Nicola Wulf kann hingegen schon einen Haken hinter den Wunsch machen, auf den sie bislang am allermeisten hingefiebert hat: einmal bei der TV-Show Ninja Warrior dabei sein und durch den Parcours hangeln, klettern und springen. „Seit der ersten Staffel ist sie heiß auf diese Sendung. Sie hat immer gesagt: wenn ich 18 Jahre alt bin, mache ich da mit“, erzählt ihre Mutter Anita – und fügt lachend hinzu: „Sie legte uns zeitweise sogar schon nahe, nach Amerika zu ziehen, weil dort die Teilnahme früher möglich ist. So weit wollten wir aber doch nicht gehen.“ Musste die Familie Wulf auch gar nicht. Denn RTL entschied sich, in diesem Jahr erstmals eine Variante für Kids ins Programm zu nehmen. Und dort kämpft Nicola gegen 31 Konkurrenten in ihrer Altersklasse von zwölf bis 13 Jahren um den Titel des Nachwuchs-Ninjas. Einen eigenen Wettkampf tragen zudem die Zehn- und Elfjährigen aus.

Ausgestrahlt wird der Husarenritt von Nicola Wulf durch die Hindernisse zwar erst am 6. November bei Super RTL, doch die Aufzeichnungen sind bereits in den Pfingstferien in Köln über die Bühne gegangen. Nicola kann natürlich nicht verraten, wie sie abgeschnitten hat. Aber über ihre Gefühlswelt darf die 13-Jährige schon sprechen. Bei aller Freude über die Teilnahme sei sie so aufgeregt wie nie zuvor in ihrem Leben gewesen, erklärt die junge Steinheimerin, die das Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium besucht. Das ist freilich nur verständlich und allzu menschlich, wenn man plötzlich im Rampenlicht steht, weiß, dass viele Zuschauer an den Fernsehgeräten die Show verfolgen und dann vielleicht auch noch im Hinterkopf hat, gegen welch starke Konkurrenz man antreten muss.

Wobei bei allem Ehrgeiz der Teilnehmer der Erfolg im Parcours am Ende nur eine untergeordnete Rolle spielte. Man habe sich gegenseitig angefeuert und Tipps gegeben, berichtet Nicola Wulf. Im ganzen Ninja-Mikrokosmos gehe es zu wie in einer großen Familie. Kein Wunder also, dass bei der Aufzeichnung in Köln auch einige Cracks aus den Erwachsenen-Shows vor Ort waren und den Nachwuchs mit Tipps fütterten. Nicola konnte sich unter anderem mit Arleen Schüßler austauschen, die sich zuletzt als stärkste Frau im Parcours einen Namen gemacht hat. „Sie ist ein großes Vorbild für mich“, sagt die Steinheimerin mit den langen blonden Haaren. Auch weitere Ninja-Größen wie Alexander Wurm, Max Sprenger oder Benni Grams standen Nicola und den anderen mit Rat und Tat zur Seite.

Ein weiteres Idol aus der Szene der tollkühnen Extremsportler war es auch, der die 13-Jährige im Januar überhaupt erst auf die Möglichkeit aufmerksam machte, sich um eine Teilnahme bewerben zu können: „Mahdi Limper, der schon von der Sendung wusste, hat mich über Instagram angeschrieben und gefragt, ob ich mich nicht bewerben will“, erzählt Nicola, die seit einiger Zeit in der Ninja- und Boulder-halle Active Garden in Waiblingen einen Ninja-Kurs belegt und über diese Schiene mit einigen Protagonisten aus diesem Sport vernetzt ist und inzwischen sogar in der European-Ninja-League an den Start geht. Nicola schickte jedenfalls ein Bewerbungsvideo an den Sender und wurde prompt zu einer Vorauswahl nach München eingeladen. Dann funkte jedoch der Lockdown dazwischen – und das Casting fiel ins Wasser. Wobei das für das bewegungshungrige Mädchen sogar zu verschmerzen war. Kurzerhand drehte sie eben zuhause ein weiteres Filmchen, in dem sie dokumentierte, welche Sprunggewalt und Armkraft sie in die Waagschale werfen kann. Und nach einem Gespräch via Computer hatte sie ihre Teilnahme sogar in der Tasche. Doch wie sollte sie sich auf den Wettkampf vorbereiten? In Zeiten, in denen Hallen geschlossen und selbst Spielplätze nicht betreten werden durften?

In dieser Phase kam Nicola etwas zugute, wofür wohl jedes kletterbegeisterte Kind sein letztes Hemd geben würde. Zu Weihnachten haben ihr ihre Eltern einen eigenen, kleinen Parcours ins Zimmer geschraubt und gehämmert – bei dem selbst die aus der Show berühmte Himmelsleiter nicht fehlt, an der man an einer Querstange hängt, die mit Schwung aus den Armen jeweils eine Stufe weiter oben eingelegt werden muss, bis man an der letzten Ritze angekommen ist. „Damit lag sie uns zwei Jahre in den Ohren“, sagt ihre Mutter Anita. Und weil Nicola zur Sorte Mensch gehört, die nicht so leicht lockerlässt, nervte sie ihre Eltern so lange, bis diese endlich einlenkten. Während des Lockdowns wurden die Wulfs zudem zum Stammgast in den Baumärkten der Region und erweiterten nach und nach den Parcours. So konnte sich Nicola letztlich doch einigermaßen gut auf das Event vorbereiten.

„Die Teilnahme hat mir großen Spaß gemacht und es war eine richtig tolle Erfahrung“, sagt die Gymnasiastin über den Kampf gegen die Hindernisse. Für sie steht überdies schon fest, dass sie bei der nächsten Auflage wieder ihren Hut in den Ring werfen will. Faszinierend findet sie an dem Sport, „dass ich dabei herumhangeln kann und durch die vielen unterschiedlichen Hindernisse immer wieder neue Herausforderungen habe. Das ist cool. Außerdem sind durch meinen Ninja-Sport viele neue Freundschaften entstanden.“ So wie die zu ihrem wohl besten Kumpel Henry Ernst, der wie sie selbst ein Ninja-Anhänger ist. Der Waiblinger schaffte es ebenfalls in die Show. Die beiden gehen zwar auf eigene Rechnung und solo in den Parcours, werden aber den Zuschauern auch als Tandem vorgestellt, das sich „Flying Friends“ nennt.

Naheliegend ist natürlich auch, dass Nicola später einmal ihre Brötchen im Ninja-Gewerbe verdienen, vielleicht sogar eine eigene Halle eröffnen will. Wer die Beharrlichkeit der jungen Dame kennt, wird sagen: Es ist wahrscheinlich gar nicht so abwegig, dass auch dieser Traum in Erfüllung geht.