Erde auf der Entwässerungsrinne – eine Form von Protest? Foto: Oliver von Schaewen

Die Stadtverwaltung will sich die Situation nochmals mit allen Beteiligten anschauen.

Steinheim - Die holprigen Rinnen auf dem Hauptradweg an der Steinheimer Sommerhalde stoßen bei Radfahrern auf starke Kritik. Sie bemängeln, dass sie etwa auf dem Weg zur Arbeit gestoppt werden und befürchten außerdem Stürze an den Rinnen. Dies kam unter anderem in Leserbriefen in dieser Zeitung zum Ausdruck, aber auch in Mails, die der Steinheimer Ordnungsamtsleiter Rolf Englert erhielt. Wie soll es jetzt weitergehen?

Er habe alle Mails beantwortet und glaubt, bei den Radfahrern ein gewisses Verständnis für die Sicherheit der Kinder der Sommerhalde geweckt zu haben, sagte Rolf Englert am Freitag auf Nachfrage. „Es gab Provokationen von beiden Seiten – uns war wichtig, dass beide Seiten runterkommen.“ Die Stadt stehe zu ihrem Beschluss, die Situation zu entschärfen. Um die Einwände der Radfahrer zu prüfen, wolle man sich die Situation gemeinsam mit dem Landesverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), dem Landratsamt und dem Gemeinderat noch mal anschauen.

Der Ortstermin soll wahrscheinlich irgendwann im September stattfinden, weiß Frank Zühlke, ehrenamtlicher Fachreferent für Infrastruktur beim Landes-ADFC in Stuttgart. „Ich habe es mir schon angeschaut“, sagt er dieser Zeitung. Vor zwei bis drei Jahren sei er schon einmal von der Stadt angefragt worden. „Es ging aber nur um ein Drängelgitter, nicht um die Rinnen.“ Die Entwässerungsrinnen, auf denen die Radfahrer sehr hart aufsetzen, hätte er nicht empfohlen, sagt Zühlke. Was er jetzt damit tun würde? Wenigstens ein teilweiser Rückbau käme in Frage. „Man müsste einen Abstand vom Radweg zu den Häusern schaffen“, meint der Experte. Dazu müssten die Radfahrer über einen kleinen Streifen geführt werden, der noch als Parkplatz für die Anwohner dient. Diese Parkplätze wollte die Stadt bisher erhalten – deshalb war ein Vorschlag im November im Steinheimer Gemeinderat abgelehnt worden. „Es gibt aber wohl in der Nähe genügend Parkplätze“, denkt Zühlke. Man könne den Anwohnern entgegenkommen, indem man das Be- und Entladen durch ein eingeschränktes Halteverbot erlaubt.

Ob man die Rinnen, die laut Stadt rund 20 000 Euro gekostet haben, mit schmalen Durchlässen versehen könnte? Zühlke hält solche Nachbesserungen für möglich. Ein Gehweg vor den Häusern könnte für mehr Sicherheit sorgen, doch das wäre wegen der Erschließungskosten teuer. „Man könnte dort aber aufpflastern, sodass die Radfahrer gezwungen sind, Abstand zu den Häusern zu halten.“

Angesprochen auf solche Vorschläge signalisiert Rolf Englert Offenheit. „Eigentlich wollen wir nicht mehr so viel herumbasteln, da es auch Radfahrer gibt, die mit ihren Mountainbikes über die Rinnen springen – aber wir werden uns die Situation nochmals anschauen. Man habe jetzt weiße Streifen vor den Rinnen angebracht, damit sie besser zu sehen seien. Über die Rinnen habe man damals auch mit dem ADFC gesprochen, ist sich Rolf Englert sicher. Jetzt gehe es vor allem um die bereits beschlossenen Absperrbügel. Diese Drängelgitter aus Richtung Stadtmitte würden für die Radfahrer eine weitere sehr einschneidende und belastende Maßnahme darstellen, habe ihm der ADFC jetzt mitgeteilt.

Und Ausweichverkehr der Radler auf die Kleinbottwarer Straße? Die Stadt gehe noch davon aus, dass sich ein Gewöhnungseffekt einstellt, so Englert. Die Radfahrer würden wegen der etwas unbequemeren 200 Meter, auf denen sich die Rinnen befinden, nicht den ausgewiesenen Radweg verlassen. Ein Radschutzstreifen in der Kleinbottwarer Straße sei daher für die Stadt kein Thema.