Die Tiere leben in so genannter Offenstallhaltung. Foto: Michael Raubold Photographie

Auf dem Hof Freyfaxi leben 44 Pferde unterschiedlicher Rassen in Offenstallhaltung. Besitzerin Yvonne Sijan hat sich damit einen Traum erfüllt.

Steinheim - Das Leben ist eben doch ein Ponyhof. Zumindest bei Yvonne Sijan, Thomas Glück und ihren beiden Kindern Paul und Ronja. Vor zehn Jahren machte Yvonne Sijan ihren Mädchentraum wahr: Sie kaufte sich einen Ponyhof – und lernte ganz nebenbei den Mann fürs Leben kennen.

Was klingt, wie ein romantischer Pferderoman, ist zwar durchaus romantisch, aber beileibe keine Fiktion, sondern Realität. Ebenso wie die Tatsache übrigens, dass Yvonne Sijan ihren vierjährigen Sohn Paul jeden Tag mit dem Pferd vom Kindergarten abholt . . .

Tochter Ronja, zwei Jahre alt, ist lieber mit dem Papa auf dessen Mini-Traktor unterwegs. „Sie findet die Pferde gar nicht so interessant“, sagt Mama Yvonne und fügt an: „Muss sie aber ja auch nicht.“ Toll sei das Leben auf dem Hof für die Kinder aber insgesamt schon, findet sie. „Aber man muss ständig auf der Hut sein. Ein Reihenhausgärtle ist da einfacher“, sagt Yvonne Sijan grinsend. Ronja stapft derweil davon, von der Koppel Richtung Hof, als wollte sie Mamas Aussage bekräftigen.

Während Papa Thomas die Zweijährige in Empfang nimmt, nutzt Mama Yvonne die Gelegenheit, um auf den beiden Koppeln nach dem rechten zu schauen. Insgesamt 44 Pferde sind hier in zwei Gruppen unterwegs. Nur „eineinhalb“ davon sind ihre eigenen, ein Isländer und ein kleines Shetty, berichtet die Pensionsstallbesitzerin grinsend.

Kein bisschen bereut sie den mutigen Schritt, den sie vor etwas mehr als zehn Jahren gemacht hat. Die gelernte Industriemechanikerin hat damals erfahren, dass das Anwesen im Hägnachhof zum Verkauf stand. „Als ich das erste Mal hier war, war mir klar: Das ist mein Hof.“ Yvonne Sijan kündigte also ihren Job und kaufte das Areal samt Gebäuden. Beim Notartermin lernte sie Thomas Glück kennen, der gerade mit seinen Geschwistern dabei war eben dieses Objekt – den elterlichen Hof – zu verkaufen.

Seither gehen Yvonne Sijan und Thomas Glück ihren Weg gemeinsam – privat und auch auf dem Hof. Wobei es durchaus Arbeitsteilung gibt: Während sie sich um die Pferde kümmert, schaut er nach allen technischen Belangen auf dem sieben Hektar großen Areal, dem Hof Freyfaxi, ein isländischer Name, der „wilde Mähne“ bedeutet.

Der ursprüngliche Plan, einen Pensionsstall nur für Islandpferde anzubieten, scheiterte schnell, erinnert sich Yvonne Sijan. Denn auch die Besitzer anderer Pferde hatten offenbar großes Interesse an dem Konzept. Und siehe da: „Es hat supergut funktioniert.“ Für manchen mag das erstaunlich klingen, denn es heißt, dass man Isländer nicht mit anderen Rassen zusammenstellen kann, berichtet die Steinheimerin. Sie hat jedoch festgestellt: „Die Isländer sind keine Rassisten.“ Es könne zwar sein, dass es mal mit einem neuen Pferd nicht klappt, „aber da darf man auch nichts erzwingen“.

Seither tummeln sie sich alle auf dem Hof Freyfaxi – vom 90-Zentimeter-Pony bis hin zum 1,65-Meter-Warmblut. Auf den Koppeln stehen Haflinger, irische Tinker, Shettys, Reitponys, ein Chriollo, ein Mustang und natürlich viele Isländer. „Alles bunt gemischt – bei den Pferden und auch bei den Menschen“, sagt Yvonne Sijan.

Dieser gesunde Mix scheint ebenfalls zu funktionieren. Einmal im Jahr wird auf dem Hof Sommerfest gefeiert, in der kalten Jahreszeit gibt es ein Wintergrillen und ein Weihnachtsessen. Gerne sitzt man auch gemeinsam im Reiterstüble oder einfach auch draußen. „Wir wollen schon so ein bisschen Gemeinschaft sein“, sagt die Ponyhofbesitzerin.

Der Gesprächsstoff über die Pferde geht ja auch nicht aus. So fragen sich Isländerbesitzer zum Beispiel gerne: „Und? Wie viele Gänge hat deiner?“ Was kein Gag ist. Die robusten Tiere, die es in allen Farben und Größen gibt, können tatsächlich mehr als Schritt, Trab und Galopp. Tölt und Rennpass nämlich, zwei spezielle Gangarten.

Was wer reitet, bleibt den Pferdebesitzern selbst überlassen. Erlaubt ist, was gefällt. Western, englisch, auch Kutsche fahren . . . Eine solche Kutsche ist gerade auf dem Reitplatz unterhalb der Koppel unterwegs. Vor acht Jahren haben Yvonne Sijan und Thomas Glück das Areal gebaut – mit Kautschukgranulat statt Kies. „Wenn, dann richtig“, lautete der Anspruch. „Das Granulat ist nicht so hart und schont die Sehnen der Tiere.“ Das Wohl der Pferde liegt dem Paar sehr am Herzen. Deshalb ist der Hof Freyfaxi auch LAG-zertifiziert. Dabei geht es um artgerechte Pferdehaltung, was auch alle zwei Jahre überprüft wird.

Doch nicht nur Pferde fühlen sich bei Yvonne Sijan wohl. Zur großen Tierfamilie gehören auch Ziegenbock Ralf, die Hunde Freya und Curly, Wasserschildkröten und die beiden Mini-Schweine Hanni und Nanni. Warum? „Ich rette eben gern Tiere“, gibt die Steinheimerin lachend zu.

Und ebenso gern kümmert sie sich um ihre Vierbeiner und um die, die ihr anvertraut wurden. Einen Ponyhof zu besitzen, „das war immer ein Traum von mir und der hat sich erfüllt – mit vielen Höhen und auch Tiefen“, sagt Yvonne Sijan. Das Leben ist eben doch ein Ponyhof – so steht es auch auf dem T-Shirt von Thomas Glück.