Den Bürgermeisterkandidaten ist bei dem Runden Tisch mit Moderatorin Karin Götz auf den Zahn gefühlt worden. Foto: Marbacher Zeitung

Die Vorsitzenden von TSG und Musikverein wünschen sich am zweiten Runden Tisch zur Bürgermeisterwahl mehr Hallenkapazitäten.

Steinheim - Riedhalle, Blankensteinhalle oder Bottwartalhalle: Außenstehende könnten meinen, die Urmenschstadt sei in Sachen Trainings-, Übungs und Veranstaltungsstätten manierlich aufgestellt. Doch das Gegenteil ist der Fall, heben Ulrich Hammerle, Vorsitzender des TSG Steinheim, und Michael Feider, Chef der Stadtkapelle Musikverein, beim zweiten von drei Runden Tischen unserer Zeitung zur Bürgermeisterwahl unisono hervor. „Uns drückt der Schuh ganz klar bei den Hallenkapazitäten“, betont Ulrich Hammerle. „Das brennt allen auf den Nägeln. Die Räumlichkeiten sind ein großes Problem in Steinheim“, ergänzt Michael Feider.

Runder Tisch zur Bürgermeisterwahl in Steinheim zum Thema Vereine. from Marbacher Zeitung on Vimeo.

Besonders frustrierend ist für Ulrich Hammerle, dass der TSG schon längst einen Weg aus der Belegungs-Krise aufgezeigt hat: Der Bau einer Kalthalle könnte nach Ansicht des Vereins den gordischen Knoten durchtrennen und neue Freiräume schaffen. Doch aus dem Projekt ist bis dato nichts geworden. Dabei habe man den ersten Vorstoß in der Sache schon vor zwei Jahren unternommen, sagt Ulrich Hammerle. Er weist zudem darauf hin, dass man zwischenzeitlich sogar die Idee entwickelt habe, in der Halle zunächst Flüchtlinge unterzubringen, um sie dann später für Sportzwecke zurückzubauen. „Es ist aber nichts passiert. Ich kann nicht sagen, wo wie was verlaufen ist, dass es dazu geführt hat, dass wir das Ergebnis haben, das wir heute haben: nämlich kein Ergebnis.“

Karin Götz, Leiterin der Lokalredaktion der Marbacher Zeitung und Moderatorin des Runden Tischs, fragt beim amtierenden Bürgermeister Thomas Rosner nach, woran es gehakt hat. „Es gab eine erste Präsentation vorm Gemeinderat. Das ist dann aber im Sande verlaufen. Da wollte keiner so richtig ran“, erklärt der Rathauschef. Später sei der Verein auf die Stadt zugegangen und habe die Variante mit der temporären Flüchtlingsunterkunft auf den Tisch gelegt. Da habe aber der Gemeinderat nicht mitgespielt. Die Idee sei jedoch toll gewesen, betont Thomas Rosner.

Nun liegt das Thema aber ganz auf Eis. Ulrich Hammerle will es auch erst wieder aus der Schublade holen, wenn tatsächlich die Chance auf eine Umsetzung besteht. Dafür treibt ihn aktuell eine andere Sorge um: Dass die marode Blankensteinhalle irgendwann dichtgemacht wird und niemand ein Konzept in der Tasche hat, wie die rund zwei Jahre bis zur Fertigstellung eines Neubaus überbrückt werden könnten. Michael Feider würde sich ebenfalls wünschen, dass ein etwaiger Neubau der Blankensteinhalle nicht über den Kopf der Vereine hinweg entschieden wird. „Der muss so sein, dass er wirklich passt und zukunftsorientiert ist. Und nicht so, dass man nach dem ersten Training oder dem ersten Fest feststellt: Das war Käse, wir müssen jetzt nach Murr gehen und dort was machen“, sagt der Vorsitzende des Musikvereins. Deshalb sollten die Vereine in die Überlegungen eingebunden werden, fordert er. Momentan sei er jedenfalls froh, dass die Blankensteinhalle überhaupt noch stehe. „Denn hier weiß ich: Ich habe eine Bühne und ich habe eine Küche. Das weiß ich bei der neuen Halle nicht“, sagt Feider.

Doch die Blankensteinhalle ist aus Sicht der Funktionäre nicht das einzige Sorgenkind. Auch am Zustand der Riedhalle üben sie scharfe Kritik. „Für einen Nutzer ist das fast schon traurig“, sagt Ulrich Hammerle. Kinder sei bei Turnieren schon schlecht geworden, weil es aus dem Toilettentrakt so unangenehm rieche. „Die Musiker beschweren sich auch über die Klos, die am Sporteingang sind“, pflichtet ihm Michael Feider bei. „Wir haben den Eindruck, dass die Hallen, die wir haben, auf Verschleiß und nicht auf Erhalt gefahren werden“, fasst Ulrich Hammerle zusammen.

Der Bürgermeisterkandidat Thomas Winterhalter denkt, dass die geschilderten Probleme auch ein Stück weit hausgemacht sind. „Ich kann da keine Strategie erkennen, wie man das Thema Hallenerhaltung für die, die jetzt noch einigermaßen dastehen, voranbringen möchte“, schießt er eine kleine Breitseite in Richtung von Thomas Rosner. So sei schon 2008 ein Sportentwicklungsplan verabschiedet worden, den man dann jedoch nicht weiterverfolgt habe. Nun stehe man wieder ganz am Anfang und müsse die einzelnen Bedarfe erneut abklopfen. Es seien aber inzwischen acht Jahre ins Land gegangen und die Hallen entsprechend gealtert.

Außerdem findet Winterhalter es schade, dass der TSG mit dem Projekt Kaltsporthalle zwar auf die Stadt zugekommen sei, aber dann zwei Jahre nichts passiert sei und die Halle noch nicht realisiert wurde. „Zumal die Stadt als Mitnutzer für Schulsport und so weiter sicherlich mit im Boot wäre.“ Der Pleidelsheimer Hauptamtsleiter erinnert ferner daran, dass für Instandhaltungsmaßnahmen auch größere Summen im Haushalt eingestellt worden seien. Zum Beispiel 35 000 Euro für den Sanitärtrakt in der Riedhalle oder sogar 200 000 Euro für die Bottwartalhalle, „die sind aber auch noch nicht abgerufen beziehungsweise die Maßnahmen nicht umgesetzt worden“. Thomas Winterhalter empfiehlt, den aktuellen Zustand der Hallen aufzulisten, um auf der Basis zu erörtern, ob sich die Ausgaben überhaupt lohnen. „Oder es muss gesagt werden, da muss ein Ersatzbau her.“ Denn mit Flickschusterei werde man früher oder später Schiffbruch erleiden.

„Es gibt natürlich eine Strategie“, hält Rosner entgegen. Die Melchior-Jäger-Halle sei auf Vordermann gebracht worden. Die Bottwartalhalle sei relativ gut in Schuss, die angesprochenen 200 000 Euro seien für den Bereich Wasser gedacht. „Wenig ist das aber auch nicht“, grätscht Winterhalter dazwischen. „Und es wäre schon unsere Anschubfinanzierung für eine Kaltsporthalle“, wirft Ulrich Hammerle süffisant in die Runde. Mit all dem Geld, das über die Jahre in Ausbesserungen gesteckt worden sei, „hätte man dann irgendwann auch eine Blankensteinhalle finanziert“, springt ihm Michael Feider zur Seite.

Thomas Rosner beteuert daraufhin nochmals, dass das Vorgehen bei den Hallen schon durchdacht sei. Bei der Blankensteinhalle sei man ja immer davon ausgegangen, dass etwas unternommen wird. Deshalb habe man kein Geld reingesteckt. Aber im Block mit der Mensa sei ein Neubau finanziell nicht zu stemmen gewesen, weil sich die Ausgaben im zweistelligen Millionenbereich bewegt hätten. Eine Sanierung hätte hingegen lediglich mit drei Millionen Euro zu Buche geschlagen. „Dann wäre es aber immer noch nicht optimal. Das will auch keiner“, betont Thomas Rosner. Also habe man nun 60 000 Euro für den Brandschutz investiert, um das Gebäude überhaupt weiter nutzen zu können. Aber Fakt sei, „dass wir bei der Blankensteinhalle Gas geben müssen“. Sie brauche „einen Nachfolger“. Im derzeitigen Zustand sei sie nicht haltbar. Was die Riedhalle angehe, werde es in der Tat Zeit, sich Gedanken über das weitere Vorgehen zu machen. „Damit die nicht in den gleichen schlechten Zustand kommt, den die Blankensteinhalle hat“, erklärt Thomas Rosner.

Warum nicht zumindest die 35 000 Euro abgerufen wurden, die im Etat bereitstanden, wollte Karin Götz wissen. „Wir haben seit einem halben Jahr keinen Bauamtsleiter“, erwidert der Rathauschef. Der Bauhof sei ebenfalls unterbesetzt. Es fehle also das Personal zur Umsetzung. Er bremse auf keinen Fall. „Aus Sicht des Bauamts ist das nachvollziehbar“, sagt Thomas Winterhalter. „Aber es gibt viele externe Beratungsbüros, die diese Planungsleistung gerne übernehmen würden“, gibt der Bürgermeister-Anwärter zu bedenken. Wenn man eine Aufgabe nicht im Hause bewältigen könne, müsse man sie fremd vergeben.

Eher intern muss indes geregelt werden, wie es mit dem Thema Ganztagsschule und Vereine in Steinheim weitergehen kann. „Das beschäftigt uns Vereine enorm“, konstatiert Michael Feider. „Das greift erheblich in unseren Betrieb ein.“ Denn die Ausbildung der Kids am Mittag sei für einen Verein mit immensen Kosten verbunden. „In aller Regel gehen wir arbeiten. Das heißt, wir sind nachmittags nicht verfügbar. Das bedeutet wiederum, wir müssen Leute anstellen“, erklärt er. Und das sei teuer. Davon kann auch Ulrich Hammerle ein Lied singen. „Das hat Sportstudioniveau“, sagt er zu den Tarifen. Zudem müssten die Vereine in der Ganztagsschule ein verlässliches Angebot unterbreiten. „Da reden wir über eine Festanstellung“, betont der TSG-Vorsitzende. Für die Reputation wäre es nämlich schlecht, erst mit einem Programm an die Schule zu gehen und sich dann zurückziehen zu müssen, weil der ehrenamtliche Übungsleiter keine Zeit mehr hat. Deshalb nähere man sich dem Thema auch ganz vorsichtig an.

Thomas Winterhalter will den Vereinsvertretern in dieser Frage keine falschen Hoffnungen machen. „Ich habe da keine Patentlösung“, sagt er. Klar sei aber, dass man keine fünf Musiklehrer anstellen könne für den Unterricht. Insofern müsse man nach einer Lösung Ausschau halten, wie das Angebot zu finanzierbaren Bedingungen auszubauen ist. Vielleicht kämen ja Kooperationen mit der Musikschule, die die Lehrkräfte habe, infrage, schlägt Winterhalter vor. Man müsse Kooperationen anleiern, pflichtet Thomas Rosner bei. Denn wenn man nicht aufpasse, steuere man auf Verhältnisse wie in den USA zu, wo der Sport fast ausschließlich Schulsache sei, die Vereinskultur eine eher untergeordnete Rolle spiele. Und ohne intelligente Lösung würden die Vereine Mitglieder verlieren, weil sich die Kinder lange an der Schule aufhalten. „Wir müssen vernünftige Kooperationen schmieden, damit man das zu einer Win-win-Situation machen kann.“ Wichtig sei der regelmäßige Austausch zwischen Verwaltung, Schule und Vereinen.

Warum diese Idee nicht schon in die Tat umgesetzt wurde, hakt Karin Götz nach. Bisher gebe es nur an der Gemeinschaftsschule den Ganztagesbetrieb, an der Realschule sei man erst auf dem Weg dahin, erwidert Rosner. Erst wenn der Prozess abgeschlossen sei, könne man einen Knopf dranmachen. Eine Art Runder Tisch der Vereine habe es doch schon einmal gegeben, sagt derweil Winterhalter. Das bestätigt Ulrich Hammerle. Da habe es aber dann „meine Halle, deine Halle“ geheißen – „und der Stecker wurde gezogen“. Gleichwohl wäre ein Ansprechpartner für die Vereine doch eine Idee, meint Winterhalter. Auch Hammerle möchte sich einem Versuch nicht verwehren. Immerhin seien seit dem Scheitern der letzten Runde fast zehn Jahre vergangen und die handelnden Personen teilweise andere. „Ich würde es begrüßen, wenn sich die Vereine mit der Stadt zusammensetzen würden“, betont auch Michael Feider. Schließlich gehe es darum, Steinheim gemeinsam nach vorne zu bringen. Die Urmenschstadt liegt auch Ulrich Hammerle am Herzen. Genau deshalb hofft er auch auf ein Umdenken nach der Bürgermeisterwahl. „Ich würde mir wünschen, nicht mehr den Eindruck zu haben, dass die Stadtverwaltung, also Bürgermeister, Gemeinderat und und und nur mit sich selbst beschäftigt sind, sondern zum Wohle Steinheims.“