Immer wieder ereignen sich auf der Landesstraße bei Steinheim schwere Unfälle mit Verletzten und Toten. Foto: KS-Images.de

Auf der L1100 passieren immer wieder schwere Zusammenstöße. Dennoch gilt die Straße nicht als Unfallschwerpunkt.

Steinheim - Kostet ein Menschenleben mehr als ein Kreisverkehr?“ Diese sicher recht provokative Frage stellt ein Nutzer auf der Facebook-Seite unserer Zeitung nach dem tödlichen Unfall am Mittwochnachmittag. Ein 72-jähriger Autofahrer hatte beim Einbiegen von der Steinbeisstraße auf die L1100 „vermutlich nicht auf den bevorrechtigten BMW eines 27-Jährigen“ geachtet, heißt es im Polizeibericht. Der BMW, der sich in Richtung Großbottwar nach erster Sichtung der Spuren wohl an die Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten hat, erwischte den Peugeot auf der Fahrerseite. Der 72-Jährige ist bei dem Unfall ums Leben gekommen. Der 27-jährige BMW-Fahrer, ein 34-jähriger Beifahrer sowie zwei mitfahrende Kinder im Alter von ein und zwei Jahren wurden vom Rettungsdienst mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.

Damit haben sich auf der L1100 in den vergangenen Jahren mindestens vier tödliche Unfälle ereignet. Eine weitere Facebook-Nutzerin erinnert an den tragischen Unfall im Oktober 2014, bei dem eine Kreuzung weiter Richtung Freibad ein 23-jähriger Motorradfahrer sein Leben verloren hat, weil ein Autofahrer ihn und seine Mitfahrerin beim Abbiegen übersehen hat. Noch deutlich in Erinnerung sind auch die Bilder des „Horror-Crashs“ im März, als eine 19-Jährige vor dem Steinbruchtunnel in den Gegenverkehr geraten ist und eine Beifahrerin dabei starb. Und auch an der Kreuzung zur Steinbeisstraße hat sich 2016 ein tödlicher Unfall ereignet. „Damals war es im Begegnungsverkehr beim Abbiegen aus Richtung Großbottwar“, weiß Polizeisprecher Peter Widenhorn. Trotz dieser Häufung sehe er aber keinen Unfallschwerpunkt auf der L1100: „Man muss die einzelnen Bereiche getrennt betrachten.“

Eine Ampel, wie sie nun von einigen Verkehrsteilnehmern gefordert, ist aus Widenhorns Sicht für die Abbiegespur nicht erforderlich. „Der Bereich ist recht übersichtlich, die Geschwindigkeit dort auf 70  Stundenkilometer reduziert.“ Allerdings ist vom Unfallverlauf am Mittwoch zu vermuten, dass der 72-Jährige die Situation wohl falsch eingeschätzt hat. Drastisch merkt ein weiterer Facebook-Kommentar dazu an: „Gefährlich sind die Verkehrsteilnehmer, die nichts einschätzen können und schleichend in eine Straße einfahren!!!“ Allerdings spricht der User der Familie des Verstorbenen wie viele andere auch sein Beileid aus.

Oft nicht an das Tempolimit angepasste Geschwindigkeit einerseits und falsch eingeschätzte Einfahrlücken andererseits sind auf dieser Strecke immer wieder die Gründe für brenzlige Situationen auf der L1100, die unter Autofahrern auch als „Rennstrecke“ bekannt ist.

„Man sollte viel öfter dort blitzen“, so ein weiterer Kommentar. Ampeln oder Kreisverkehre würden die Verkehrssicherheit erhöhen. Eine entsprechende Anfrage sei aber bisher nicht an die Straßenverkehrsbehörde gestellt worden, so der Steinheimer Bürgermeister Thomas Winterhalter, der Verständnis für die Diskussionen „nach solch einem tragischen und bedauerlichen Unfall“ hat, ob und wie die Einmündungen sicherer gemacht werden können. Winterhalter betont: „Es handelt sich um eine Einmündung in eine stark frequentierte Landesstraße, die von allen beteiligten Verkehrsteilnehmern mit der gebotenen Vorsicht zu befahren beziehungsweise zu passieren ist.“

Den Familienangehörigen des Unfallopfers drückt der Steinheimer Bürgermeister sein Mitgefühl aus. „Den weiteren Verletzten und Beteiligten des Unfalls wünschen wir auf diesem Wege eine schnelle Genesung.“

Das Landratsamt teilt auf Nachfrage mit, dass die Unfallkommission von Landkreis und Polizei die Situation an der L1100 noch einmal begutachten werde.