Das Wasser ist am Donnerstagabend knietief durch die Marktstraße geschossen. Foto: Leserfotos/Facebook

Die Feuerwehr in Steinheim muss am Donnerstagabend zu mehr als 40 Einsätzen ausrücken. In anderen Gemeinden ist es ruhig.

Steinheim - Der Verkehr fließt ganz normal, die Straßen sind frei! Am Freitagmorgen erinnert nichts mehr an die Zustände, die am Donnerstagabend im kompletten Steinheimer Innenstadtbereich geherrscht haben. Knietief stand das Wasser da im Bereich der Marktstraße/Badtorstraße und im Bereich der Brühlstraße, wie Steinheims Feuerwehr-Kommandant Joachim Hielscher berichtet. Schuld an den Überschwemmungen war eine Starkregenfront, die gegen 21 Uhr für zu viel Wasser für das Kanalsystem sorgte. „Das Wasser konnte nicht mehr abfließen, alles hat nach außen gedrückt“, erklärt Thomas Winterhalter, Bürgermeister der Urmenschstadt. Die Folge: Die Floriansjünger aus Steinheim, Kleinbottwar und Höpfigheim waren dauergefordert. Mehr als 40 Einsätze wurden innerhalb kürzester Zeit gemeldet, hauptsächlich wegen vollgelaufener Keller. Unter anderem musste die Feuerwehr auch ins Steinheimer Rathaus ausrücken.

„Gegen halb eins/eins waren dann die letzten Einsätze abgearbeitet, die Straße wieder frei“, sagt Winterhalter am Freitagmorgen, als die Feuerwehr schon wieder zu drei weiteren Einsätzen gerufen wird. Erneut müssen Keller ausgepumpt werden. Winterhalter ist zu diesem Zeitpunkt „gottfroh, dass es diesmal nur Wasser war und nicht wie vor zwei Wochen auch Schlamm. Da war das Haus Steinheim ja ziemlich betroffen und hat Schlammabtragungen aus dem Feld abbekommen. Da haben wir diesmal noch Glück gehabt.“

In Marbach ging es am Donnerstag etwas ruhiger zu. Die Feuerwehr meldet nur eine Handvoll Einsätze wegen vollgelaufener Keller. Marbach wurde von der Gewitterfront aber auch nicht in dem Ausmaß erwischt wie Steinheim, wie der Oberstenfelder Hobby-Meteorologe Yannick Garbe erklärt, der in der Marbacher Zeitung wöchentlich das Wetter in Marbach und dem Bottwartal vorhersagt. „Es handelte sich um einen großräumigen Gewitterkomplex“, sagt er und erklärt weiter: „In diesem Komplex gab es mehrere Starkregen-Zentren. Eines dieser Zentren überquerte das untere Murr- und Bottwartal gegen 20.45 Uhr. Angefangen von Erdmannhausen über Steinheim, Kleinbottwar und Höpfigheim.“ Auch in Mundelsheim seien enorme Regenmengen innerhalb weniger Minuten zusammengekommen. „Aber Einsätze hatten wir keine“, sagt Mundelsheims Hauptamtsleiter Sascha Tyler. Auch in Erdmannhausen musste die Feuerwehr nicht ausrücken, so Hauptamtsleiter Günter Sommer.

„Das Gewitter zog recht langsam vom Fleck, einer der Gründe weshalb solche beträchtlichen Niederschlagsmengen zusammenkamen“, so Garbe. „Zwischen 20.30 und 21.30 Uhr konnte ich in Erdmannhausen 40 Liter Regen pro Quadratmeter messen, in Steinheim und Kleinbottwar dürften es knapp 50 Liter gewesen sein. Auch in Mundelsheim gab es mit 30 Litern innerhalb 60 Minuten heftigen Starkregen. Der trockene Boden konnte das viele Wasser in der kurzen Zeit natürlich nicht aufnehmen, wodurch sich besonders an abschüssigen Stellen rasch große Bäche bildeten.“

Im Oberen Bottwartal rund um Oberstenfeld und Beilstein gab es laut Garbe gegen 22.30 Uhr einen kräftigen Platzregen, hier kam aber nicht ganz so viel Regen herunter wie in Steinheim. Ungewöhnlich sei der relativ schwache Wind während des Gewitters gewesen, aber auch ein weiteres Zeichen, dass sich die Wolken nur sehr langsam vom Fleck bewegt haben, berichtet der Hobby-Meteorologe.