Pendler wünschen sich einen nahtlosen Übergang zwischen Bus und Bahn. Foto: Oliver von Schaewen

Die Steinheimer Stadträte setzen mehr Vertrauen in eine Stadtbahn durchs Bottwartal als in einen verbesserten Busverkehr mit einer Trasse am Marbacher Gruppenklärwerk Häldenmühle entlang.

Steinheim - Die Strecke zwischen Beilstein und Marbach ist gar nicht übermäßig lang. Und doch brauchen Busse eine gefühlte Ewigkeit, bis sie sich von A nach B durch die chronisch verstopften Straßen gekämpft haben. Der Landkreis Ludwigsburg hat deshalb untersuchen lassen, wie die Linien schneller ihr Ziel erreichen könnten. Das viele Seiten dicke Gutachten kam unter anderem zu dem Schluss, dass eine separate Busspur von Marbach nach Murr weiterhelfen würde. Die Planungen dafür sollen laut einem Beschluss der Kreisräte entsprechend vorangetrieben werden. Eine Umsetzung wird mittelfristig anvisiert. Außerdem, und das wird der erste Schritt sein, sollen die Ampelschaltungen optimiert werden. Damit konnte nun auch der Steinheimer Gemeinderat mitgehen, der überdies grünes Licht gab, sich an den Kosten für dieses erste Maßnahmepaket zu beteiligen.

Auch wenn das Votum in der Urmenschstadt einmütig ausfiel, gab die Runde doch deutlich zu verstehen, dass sie dadurch alles andere als einen großen Befreiungsschlag erwartet. Rainer Breimaier von den Grünen begrüßt es zwar, dass man das Thema anpackt. Doch die 88 Sekunden nach Norden und die 121 Sekunden, die man in Richtung Süden nun gewinne, seien angesichts einer Gesamtfahrzeit von 45 Minuten zwischen Beilstein und Marbach ein relativ überschaubarer Effekt. „Ich schätze das maximal als Placebo ein“, ging Timo Renz von den Freien Wählern noch einen Schritt weiter. Und selbst der Bau einer Busspur am Nadelöhr zwischen Murr und Marbach vorbei beseitige das grundsätzliche Problem im Bottwartal nicht, betonte wiederum Breimaier. „Wir brauchen die Schiene, wir brauchen die Bottwartalbahn. Da gibt es keine Konkurrenz durch den Individualverkehr“, erklärte er. Damit lag er auf einer Wellenlänge mit Annette Grimm von der SPD. „Auch für uns ist die Bottwartalbahn die einzige Lösung für die Probleme im Bottwartal“, sagte sie.

Auch die vom Landkreis beauftragten Gutachter haben die Reaktivierung des Entenmörders im Blick und empfehlen, langfristig Bahnen durchs Tal rollen zu lassen. Dadurch lasse sich die Fahrplantreue im ÖPNV maximieren. Allerdings sind bis zum Spatenstich für eine neue Bottwartalbahn noch dicke Bretter zu bohren. Ganz am Anfang steht eine Machbarkeitsstudie, die derzeit von einem Fachbüro erstellt wird und eine Aussage dazu liefern soll, ob sich eine solche Verbindung rechnen würde. „Die Ergebnisse sollen im Frühsommer 2020 vorgestellt werden, nachdem sie mit allen beteiligten Projektpartnern besprochen worden sind“, erläutert Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamts Ludwigsburg. Vorher könnten auch keine Wasserstandsmeldungen abgegeben werden, in welche Richtung sich die Waage wohl neigt.

Schon wesentlich greifbarer ist hingegen die eigene Spur für Busse zwischen Marbach und Murr, die nach Auffassung der Gutachter in einer zweispurigen Variante immerhin zu einer „maßgeblichen Erhöhung der Fahrplantreue“ führen würde. Untersucht wurden dabei verschiedene Streckenführungen. Favorisiert wird der Ausbau der Route entlang der Kläranlage, die so genannte C4-Variante. Setzt man hier auf eine Spur, würden rund 600 000 Euro fällig. Sollen die Busse auf zwei Fahrbahnen unterwegs sein, wird mit 690 000 Euro gerechnet. Würde man dann noch zusätzlich eine Busspur vom Abzweig Richtung Häldenmühle zur Oehlerkreuzung vorsehen und damit zumindest in Richtung Süden die Stockungen bis zur Ampel auf der Landesstraße umgehen, kämen etwa 660 000 Euro obendrauf.

Andreas Fritz weist allerdings auch darauf hin, dass der Untersuchung noch keine Detailplanungen zugrunde lägen. Die C4-Variante nutze die vorhandene verkehrliche Erschließung bis zu den Faultürmen an der Kläranlage, aber zum Teil auch den Landesradweg. „Für diese Abschnitte muss in den nächsten Planungsschritten eine Lösung gefunden werden“, betont der Sprecher des Landratsamts. Fritz hebt außerdem hervor, dass die Umsetzung der C4-Variante einen Eingriff in die Oehler-Kreuzung zur Folge hätte. „Neben der Zustimmung des Kreistags und der Gemeinderäte der beteiligten Kommunen ist daher auch die Zustimmung beziehungsweise die Kooperation des Landes erforderlich“, erklärt er. Und eine Realisierung sei nur möglich, wenn an der neuralgischen Oehler-Kreuzung eine gesamtheitliche Lösung gefunden wird. „Da der Landkreis und die Kommunen hier nicht alleine agieren können und wir auf die Mitwirkung des Landes angewiesen sind, wird die gemeinsame Umsetzung der Busspur voraussichtlich längere Zeit in Anspruch nehmen“, prognostiziert der Pressesprecher.

INFO: AUFTEILUNG DER KOSTEN IM FOKUS

Schlüssel Damit die Busse im Bottwartal schneller von A nach B kommen, sollen in einem ersten Schritt die Ampeln   umgerüstet und anders geschaltet werden. Das wird mit rund 85 000 Euro zu Buche schlagen. Die Hälfte davon soll  der Landkreis Ludwigsburg, die andere die Anrainer-Kommunen nach einem schon ausgehandelten   Schlüssel tragen. Für Steinheim werden 26,65 Prozent und somit 11 300 Euro fällig, wofür der Gemeinderat nun sein Okay gab. Timo Renz von den Freien Wählern fragte aber, ob nach dieser Arithmetik später auch  größere Projekte finanziert werden oder ob dann neu verhandelt werde. „Das ist ein spannender Punkt. Der ist noch nicht abschließend geklärt“, erwiderte der Bürgermeister Thomas Winterhalter.  „Aber da wird es sicher gerade im oberen Bottwartal interessante Diskussionen dazu geben. In Oberstenfeld ist es bestimmt  schwierig zu verkaufen, wenn wegen der Busbeschleunigung in Marbach eine Kreuzung umgebaut wird“, fügte er hinzu. Wenn es nach dem Landkreis geht, spielt jedoch  die Stelle, an der   man aktiv wird, bei dem Thema eine  untergeordnete  Rolle.  Die Kommunen hätten sich auf  den   jetzigen Schlüssel verständigt, betont Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamts Ludwigsburg.  „Dabei wurde berücksichtigt, dass die Umsetzung der Busbeschleunigung im Bottwartal nur als Gesamtkonzept Sinn macht, da der ÖPNV-Korridor insgesamt betrachtet werden muss und die Verbesserungen dem Busverkehr insgesamt zu Gute kommen“, konstatiert er. Insofern habe der Kreis   den Kommunen  vorgeschlagen, „dass die entstehenden Kosten für die Busbeschleunigungsmaßnahmen unabhängig von der Örtlichkeit, an der die konkrete Maßnahme anfällt, gemeinsam getragen werden“. kem