So sieht es aus, wenn Profis die Tanzfläche betreten. Foto: Werner Kuhnle

Der Kulturverein Oberes Bottwartal hat in die Burg Hohenbeilstein eingeladen.

Steinheim - Es gibt Begriffe, zu denen fällt einem sofort das passende Gegenstück ein. Tango – Argentinien ist so ein Beispiel. Die gut 80 Besucher, die am Freitagabend zur Burg Hohenbeilstein gekommen sind, werden in Zukunft aber eine weitere Assoziation haben: Tango – Finnland.

Thomas Arndt, Zweiter Vorsitzender des Kulturvereins Oberes Bottwartal, mochte es selber nicht glauben, als er vor einigen Jahren im tiefsten lappischen Winter mit seiner Frau mitten in einen Tangoabend geriet. Und doch: Der Tango ist in Finnland äußerst beliebt, erklärte Laura Ryhänen, Frontfrau der Band „Uusikuu“, zu Deutsch „Neumond“, bei ihrem Auftritt, der alte finnische Tangostücke und Eigenkompositionen ebenso umfasste wie Walzer, einen Hauch russischer Folklore und Zigeunermusik sowie flotte Humppas, die finnische Variante des Foxtrotts. Denn, so Ryhänen: „Tango ist kein Rhythmus, sondern ein Lebensgefühl.“

Trotz der überwiegend flotten Tanzmusik, die Ko-Sänger Mikko Kuisma an der Violine, Norbert Bremes am Akkordeon, Christoph Neuhaus an der Gitarre und Sebastian Schuster am Bass präsentierten, folgte im Lauf des Abends nur ein Besucherpaar der Aufforderung, die winzige Tanzfläche für einen Tango zu nutzen. Doch der Kulturverein hatte vorgesorgt mit einem Showtänzerpaar aus Stuttgart, das Tangofeeling voller Leidenschaft und Emotion verbreitete. Ebenso wie die Band selber mit ihrer stimmgewaltigen Frontfrau, deren dramatische Mimik und Gestik dafür sorgte, dass man schon fast glaubte, ein wenig der finnischen Texte zu verstehen.

Der Dramatik in Melodie und Mimik zum Trotz war es ein ausgesprochen heiterer Abend, bei dem Laura Ryhänen immer wieder humorvolle Einblicke in das Seelenleben ihrer Landsleute gewährte. Etwa die Tatsache, dass finnische Männer nicht so gern über Gefühle reden und diese am besten im Tango ausdrücken können. Das tun sie allerdings ganz anders als die Argentinier. Währender letzterer seinen Schmerz in die Worte kleide: „Du hast mich verlassen, ich töte dich, ich werde dir nie verzeihen“, heiße es beim Finnen: „Meine Schuld, danke für die Zeit, vielleicht klappt’s nochmal irgendwann“, erklärte die Frontfrau zur Erheiterung des Publikums in der Burg Hohenbeilstein.

Gelächter auch, als sie den melodiös klingenden Begriffen für Liebe wie „amore“ oder „amour“ das finnische Wort gegenüberstellte: „Rakaus“ - mit grollend-rollendem R. Das musste sie gleich noch einmal wiederholen, damit man es nicht vergaß. Musikalisch war der Auftritt ein echter Leckerbissen. Kontrabassist Sebastian Schuster, früher Lehrer an der Musikschule Marbach-Bottwartal, wurde sogar erst kürzlich mit dem baden-württembergischen Jazzpreis ausgezeichnet. Die Macher vom Kulturverein Oberes Bottwartal haben an diesem Abend jedenfalls einmal mehr gezeigt, dass ihr Programm immer wieder für eine angenehme Überraschung gut ist.