Ulrich Raisch, Moderatorin Karin Götz, Thomas Rosner und Thomas Winterhalter (von links) haben diskutiert. Foto: KS-Images.de

Zum MZ-Leserforum zur Bürgermeisterwahl sind rund 400 Besucher in die Bottwartalhalle gekommen. Auf der Bühne haben die Kandidaten unter anderem verschiedene Sachthemen beackert.

Steinheim-Kleinbottwar - Vier Bewerber gibt es um den Bürgermeisterposten, nur drei saßen am Freitagabend auf dem Podium. Alfred Wilhelm von der Nein-Partei hatte wegen seinen Urlaubsvorbereitungen abgesagt. Blieben also Amtsinhaber Thomas Rosner, sein Herausforderer, der Pleidelsheimer Hauptamtsleiter Thomas Winterhalter sowie Musikpädagoge Ulrich Raisch. Moderiert wurde das Leserforum von Karin Götz, der Leiterin der Lokalredaktion der Marbacher Zeitung. Sie hatte für die zweieinhalbstündige Veranstaltung viele Fragen dabei – in drei Themenblöcken.

Infrastruktur
Hier findet Thomas Rosner, dass in seiner Ära einiges geschafft wurde. Unter anderem verwies er auf die Netzgesellschaft, den Steppi-Kreisel und das Holzhackschnitzel-Heizwerk. In Sachen ärztliche Versorgung sieht es nach Meinung des Stadtchefs noch ganz gut aus, doch es sei absehbar, dass dies schlechter werde. „Da muss man dranbleiben.“ Ein Gesundheitszentrum mit „vielen Synergieeffekten“ wäre für ihn eine Lösung.

Müsste Herausforderer Thomas Winterhalter Noten verteilen, würde er der Nahversorgung in Steinheim eine Zwei geben. Beim Verkehr gibt es für ihn Luft nach oben: „Eine Drei bis Vier.“ Und bei den Hallen? „Da haben wir einen Sanierungsstau. Da sehe ich Handlungsbedarf.“

Im Fokus steht die marode Blankensteinhalle. „Eine Sanierung würde drei Millionen Euro kosten und hätte dennoch ihre Schwächen.“ Für Rosner käme das einem Schildbürgerstreich gleich. Er erinnerte daran, dass der Gemeinderat das geplante Gesamtkonzept für den Campus, das 13,5 Millionen Euro gekostet hätte, gestoppt und beschlossen hatte, die Projekte nacheinander anzugehen. „Das hat zwei Nachteile. Es dauert länger und wird teurer.“ Für 2017 soll es aber wieder eine Planungsrate in Höhe von 300 000 Euro im Haushalt geben. Im aktuellen Etat ist sie herausgestrichen worden. Sein Ziel sei es, dann „mit Vollgas“ in die Planung zu gehen. Auch für Winterhalter ist eine neue Mehrzweckhalle ein Muss. „Das sehe ich als zwingend erforderlich.“ Man müsse den Sport und die Kulturschaffenden bedienen.

Uneinigkeit dann bei den Zahlen. „Sie schreiben in Ihrem Flyer, dass Sie in den vergangenen acht Jahren 2,4 Millionen Euro an Schulden abgebaut haben“, so Karin Götz zu Thomas Rosner. Am Montag habe er auf Rückfrage eines Bürgers noch einmal betont, dass die Baugebiete nicht mitgerechnet worden seien. Der Kämmerer, so Götz, komme aber auf einen Schuldenabbau von 400 000 Euro – die Baugebiete nicht eingerechnet. Mit ihnen seien es 1,7 Millionen. Er sei sich bei der Nachfrage nicht sicher gewesen, auf welche Weise er es gerechnet habe, stellte Rosner klar. Jetzt wisse er es aber wieder und habe es dem Alt-Stadtrat inzwischen auch geschrieben. Die Baugebiete seien mitgerechnet gewesen, denn die Schulden mussten ja auch abgetragen werden. „Das sind offiziellen Zahlen aus den Haushaltsplänen“, betonte Rosner. „Da stehe ich dazu. Die Zahlen stimmen.“

Auch das Thema Bürgerbüro wurde diskutiert. Es gebe zwei Möglichkeiten, so Rosner. Entweder man gehe in einen Leerstand, den es aber derzeit nicht gebe, oder man baue neu – was mittelfristig möglich sei. Da 80 Prozent der Kontakte zwischen Verwaltung und Bürger dort stattfänden, würde es für viele Mitarbeiter eine Umstellung bedeuten, warb er um Verständnis. Sie müsse man „mitnehmen“ und das dauere seine Zeit. Winterhalter könnte sich hingegen eine Zwischenlösung vorstellen. Für mobilitätseingeschränkte Bürger sei es ein Riesenmanko, dass man nicht zur Verwaltung komme. „Natürlich ist ein Provisorium nicht ideal, aber wenn ich den Kontakt für meine Bürger herstellen will, so dass auch alle ebenerdig reinkommen, dann müssen auch die Mitarbeiter – natürlich informiert und abgeholt werden – aber auch mitgehen. Das ist für die Bürger und wir werden von denen auch bezahlt.“ Ein Statement, für das es Applaus gab. Raisch ging noch weiter: Die Verwaltung könne zu den Bürgern kommen, das sei in der Versicherungsbranche üblich.

Durchfahrtsverkehr
„Wir müssen viele kleine Schritte machen“, sagt Thomas Rosner. „Eine große Lösung, wie man das Problem in den Griff bekommt, sehe ich momentan leider nicht.“ Eine Umgehungsstraße sei unrealistisch. „Das ist politisch nicht gewollt und zu teuer.“ Auch für Winterhalter wäre die Umgehung „ein langer Prozess“. Den Knackpunkt sieht er im Individualverkehr. „Solange Steinheim eine Pendlerstadt ist, werden wir hier ein großes Verkehrsproblem haben.“ Ein LKW-Durchfahrtsverbot, wie es Pleidelsheim hat, sei eine Überlegung wert. „Man muss mit den zuständigen Stellen sprechen.“ Allerdings sei die Kontrolle des Verbots ein Problem. „Nur mit Schildern ist das leider nicht getan.“ Ulrich Raisch sieht bei diesem Thema nur „Symptomrumdoktorei“. Man sollte auf eine aktuelle Datenbasis und interkommunale Zusammenarbeit setzen.

Bildung
Das Thema hat Winterhalter ins Zentrum seines Wahlkampfes gestellt. Stand in Steinheim ist derzeit, dass bei der Betreuung der Über-Dreijährigen zwar alle Wünsche nach einem Platz abgedeckt werden können, nicht aber in jeder Betreuungsform. Er sieht hier die Verwaltung als Dienstleister. „Die Bürger sollen zum Geldverdienen gehen können.“ Bei der Kinderbetreuung sei noch Luft nach oben.

Thomas Rosner hält Betreuung „bis tief in die Nacht hinein für ein stückweit exotisch“. Zumal die Kommune zunächst darauf achten müsse, dass sie die gesetzlich geforderten Plätze bereitstellt. „Der Markt an Erzieherinnen ist sehr knapp.“ Nur wenn genügend Personal zur Verfügung stehe, könne man die Betreuung ausweiten.

Kulturelle Bildung ist der Königsweg für Ulrich Raisch. Der Musikpädagoge nennt hier den Berliner Musikkindergarten. „Da sind 20 Nationalitäten unter einem Dach. Ich weiß nicht, welche Kindertagesstätte das hier auch so auf die Reihe kriegt.“