Im Kindergarten in der Sudetenstraße sollen neue Kapazitäten geschaffen werden. Doch die dürften erst 2020 bereitstehen. Foto: Werner Kuhnle

Die Stadt hat ab dem Sommer 2019 nicht mehr genügend Plätze für alle Kinder.

Steinheim - Auch zuletzt ging es in den Steinheimer Kindergärten mitunter eng zu. Doch nun hat der Mangel an Kapazitäten eine neue Qualität erreicht. „Das ist ein noch nie dagewesener Umstand“, sagte der Erste Beigeordnete Norbert Gundelsweiler am Dienstag im Gemeinderat angesichts der Tatsache, dass zum Sommer 2019 kein einziger Platz mehr frei ist. Und damit nicht genug. Rein rechnerisch müssen zum 31. Juli nächsten Jahres sage und schreibe 47 Mädchen und Jungs in die Röhre schauen, weil sie nicht mehr untergebracht werden können. Gundelsweiler betonte allerdings zugleich, dass es sich bei dieser Entwicklung um kein exklusives Steinheimer Phänomen handele. „Im gesamten Landkreis Ludwigsburg fehlen über 3000 Plätze“, sagte der Erste Beigeordnete – was die Lage in der Urmenschstadt selbst aber nicht besser macht. Deshalb wird versucht, mit verschiedenen Bausteinen gegenzusteuern.

Ein wenig Entspannung wird die Kommune dadurch erreichen, dass im Kinderhaus in der Steinstraße die Kleingruppe mit derzeit zehn Mädchen und Jungs im Januar auf 20 Kinder aufgestockt wird. Außerdem treibt die Stadt die Planungen für eine Erweiterung des Kindergartens Sudetenstraße voran. Hier sollen auf einen Schlag 50 neue Plätze geschaffen werden. Das Problem daran ist nur, dass die Umgestaltung ihre Zeit braucht und die frischen Kapazitäten wohl erst im September 2020 bereitstehen. „Wenn man überlegt, dass die Plätze heute schon belegt werden könnten, muss man sagen, dass wir jetzt erstmalig der Summe der Plätze hinterherrennen“, konstatierte Norbert Gundelsweiler. Die Beschlüsse zu dem anvisierten Anbau sollen im zweiten Halbjahr des laufenden Jahres gefasst werden, sagt der Bürgermeister Thomas Winterhalter auf Nachfrage.

Perspektivisch kann die Stadt dank dieses Vorhabens zwar erst mal durchatmen, doch aktuell fehlen trotz der anwachsenden Gruppe in der Steinstraße für den Sommer 2019 noch 37 Plätze. Regina Traub von der SPD wollte wissen, welche Kinder dann abgewiesen werden. „Geht es da nach dem Windhundprinzip?“, wollte sie wissen. Gundelsweiler versicherte jedoch, dass es so wild nicht ablaufen wird. Stattdessen gebe es für das Anmeldeverfahren klare Vorgaben. „Das älteste Kind kommt immer zuerst“, betonte der Erste Beigeordnete. Eine Rolle spielten aber auch Faktoren wie Geschwisterkinder, die einen Vorrang vor anderen genießen.

Norbert Gundelsweiler machte zudem keinen Hehl daraus, dass einige Eltern ihre Mädchen und Jungs wohl in Einrichtungen in anderen Kommunen unterbringen werden – was höhere Zuzahlungen für Steinheim zur Folge haben wird. Darüber hinaus sind die Überredungskünste der Rathausmitarbeiter gefragt, die bei Eltern darum werben, ihre Kinder nicht gleich zum Stichtag, sondern erst nach der Sommerpause für den Kindergarten anzumelden. Dann stehen naturgemäß mehr Plätze zur Verfügung, weil ein ganzer Jahrgang zuvor in die Schule gewechselt ist. Ferner könne es sein, dass die eine oder andere Familie aus Steinheim wegzieht und damit neue Kapazitäten in den Kindergärten freiwerden, sagt Thomas Winterhalter auf Nachfrage. Umgekehrt waren es schließlich auch viele Zuzüge, die Steinheim in Sachen Kinderbetreuung plötzlich mit in die Bredouille gebracht haben. Früher seien ausländische Arbeitnehmer beispielsweise alleine für einen Job angereist, heutzutage geschehe das in Begleitung der ganzen Familie, erklärte Norbert Gundelsweiler in der Sitzung.

Verknappt werden die Plätze zudem dadurch, dass Kinder zunehmend vom Schulbesuch zurückgestellt werden. Zum Kindergartenjahr 2018/19 sind es 15 Prozent. Fachberaterinnen und Landratsamt überlegten sich derzeit, wie diese Quote zurückgefahren werden könnte, berichtete Gundelsweiler. Wobei Rainer Breimaier von den Grünen dringend davon abriet, in das Verfahren der Rückstellung selbst einzugreifen. „Kein Mensch hätte etwas davon, wenn die Zahl der schulunreifen Kinder in der Schule zunimmt“, betonte er.