Eulenexperte Herbert Keil betreut die Steinkäuze im Landkreis – die haben in Steinheim nun viele neue Freunde. Foto: Julia Amrhein

Die Arbeitsgemeinschaft Streuobstwiesen Steinheim (ASS) und Steinkauzexperte Herbert Keil haben Interessierte im Rahmen einer Beringungs-Aktion über das Leben und die Ansprüche der kleinen Eulen informiert.

Steinheim-Höpfigheim - Herbert Keil steigt die Leiter zum Nistkasten im Apfelbaum hinauf. Gut 70 Augenpaare beobachten den Steinkauzexperten aufmerksam, wie er schließlich eine Holzklappe öffnet und drei Federkugeln ans Tageslicht befördert. „Wir haben Glück“, ruft Keil – auch die Mutter der kleinen Steinkäuze wartet im Nistkasten und lässt sich seelenruhig zu einem Tischchen tragen, wo schon Lineal, Waage und eine Kinderschar warten. „Der U20-Anteil ist deutlich stärker als beim Schnittkurs“, stell Werner Reetz vom ASS mit einem kleinen Augenzwinkern fest. Genau das ist aber auch der Gedanke hinter der Aktion, die ein fester Termin im Jahreskalender des Streuobstvereins ist.

„Es geht darum, das Bewusstsein für den Steinkauz zu stärken“, betont Keil. Und das nicht nur bei den Erwachsenen, sondern in erster Linie bei der jungen Generation: „Denn auch wenn die Population in den vergangenen 30 Jahren wieder angewachsen ist, gilt der Kauz weiter als bedrohte Art.“ Er nistet nämlich vor allem in alten Obstbäumen, wie zum Beispiel auf Streuobstwiesen, für deren Erhalt sich nun wiederum der Steinheimer Verein einsetzt. Fast scheint es, als wüssten die Vögel auch, dass sie an diesem Samstagvormittag unter Freunden sind. Während er fachmännisch und flott die Flügelspannweiten und das Gewicht eines Kauzes feststellt, passen die Kinder auf dessen Geschwister auf, die sie sogar selbst halten und streicheln dürfen – auch wenn mancher doch etwas vorsichtig ist und lieber Mama, Opa und Co. erst mal das Feld überlässt.

„Das sind ganz liebe Gesellen“, weiß Keil. Hacken und Kratzen bleiben aus. Trotzdem gibt es kurze Zeit darauf einen kleinen Aufschrei bei Tim und Paulina. Den Käuzen ist ein Malheur passiert – aber nichts, was die Waschmaschine nicht beseitigen könnte. Begeistert wird auch das ein oder andere Foto gemacht. Die Begegnung mit dem Steinkauz ist etwas Besonderes, weiß Reetz: „Die Käuze dürfen nur mit einer Ausnahmebewilligung aus dem Nistkasten genommen werden.“

Herbert Keil verfügt über eine solche, da er im ganzen Landkreis Ludwigsburg für die Beringung und Registrierung der Steinkäuze zuständig ist. Das Muttertier ist dann tatsächlich sogar eine Bekannte des Eulenexperten, wie er direkt feststellt: „Sie trägt schon einen Ring von mir.“ Durch diese lässt sich später bestimmen, wohin die Käuze ausfliegen und woher sie ursprünglich stammen. Lange bleibt der Nachwuchs nicht mehr in Höpfigheim: „Sie sind noch etwa bis September hier.“

Nachdem alle Werte in einem Buch festgehalten worden sind, setzt Herbert Keil die Steinkäuze in ihren Nistkasten zurück. Doch die kurze Begegnung hat deutlich ihre Spuren hinterlassen: Ein Herr fragt, wie er auf der eigenen Wiese am besten einen Nistkasten platziert. Eine Gruppe von Kindern baut aus gemähtem Gras ein riesiges Nest für die Vogelkinder. Auf dem Handy werden Steinkauz-Videos gesucht: Die kleine Eule hat in Steinheim einige neue Freunde gewonnen.