Annette Krestel und Valentin Muckle sind von ihrer Erfindung überzeugt Foto: ProSieben

Annette Krestel und Valentin Muckle sind am Dienstagabend mit ihrer Erfindung, einem Baby- Milchpulver-Portionierer, im Fersehen zu sehen.

Steinheim - Das Paar aus Ingersheim, das seine Werkstatt in Steinheim hat, stellt seine Erfindung morgen Abend in der Sendung Das Ding des Jahres auf Pro Sieben vor.

Als Betriebswirt ist es ja nicht gerade üblich, Erfindungen auf den Markt zu bringen, oder?

Ja, das stimmt. Aber es leben definitiv zwei Seelen in meiner Brust. Schon immer war mir klar gewesen, dass ich einmal selbstständig sein und ein Unternehmen aufbauen und leiten will. Dazu nützt ein BWL-Studium ganz gut.

Aber das erklärt noch nicht, wie Sie zum Tüftler wurden...

Der war ich eigentlich schon immer. Ich sehe einfach schnell, wo Optimierungsbedarf ist und wie man Probleme beheben, bzw. das Handling von Abläufen erleichtern könnte. Hinzu kommt, dass ich die Werkstatträume meines Großvaters in Freiberg am Neckar übernommen hatte. Parallel zu meinem Studium, das 2013 begann, erhielt ich quasi noch eine Schlosserausbildung von meinem Opa. Er hat mir alles Wichtige in puncto Metallbearbeitung beigebracht, so dass ich heute schweißen und drehen kann. Optimale Voraussetzungen also für einen Tüftler. Dort entstand auch die Euphoria Solutions GmbH und meine erste Erfindung, die „Malwani Livi“, eine Espressomaschine, die aktuell mit dem German Design Award 2019 ausgezeichnet wurde. Die Maschine arbeitet zudem sehr präzise und hält keinerlei gemahlenes Kaffeemehl zurück.

Dann ist Powdy gar nicht ihr Erstling?

Genau. Die Lösung für dieses Problem hat sich mir erst nach der Geburt meiner Kinder aufgedrängt. Bei uns hat es leider nie so richtig mit dem Stillen funktioniert. Daher war ich immer derjenige, der die Fläschchen für meine Tochter Maia und meinen Sohn Lieven zubereiten durfte. Ich war rasch genervt von dem ständigen Vorbereiten, dem unzähligen Ablöffeln und Abstreifen der Messlöffel und vor allem von dem bröselnden Pulver. So fing es an.

Powdy ist ein Milchpulverportionierer, der was genau kann?

Er erleichtert das Befüllen einer Milchflasche. Durch ihn entfällt das Vorbereiten einzelner Portionen. Einmal befüllt, kann er zwei bis drei Tage ausreichen, um auch unterwegs die Nahrung fürs Baby problemlos zuzubereiten. Mit wenigen Drehungen kann die gewünschte Portion sauber und ohne zu bröseln, direkt durch den Auslass-Trichter in die Milchflasche eingebracht werden. Außerdem ist eine einfache Reinigung in der Spülmaschine bei bis zu 75° Grad möglich. Alles, was den ohnehin oft stressigen Alltag von Eltern etwas entspannen hilft. Vor allem natürlich nachts.

 

Und mit dieser Idee haben Sie sich bei ProSieben für die Show „Das Ding des Jahres“ beworben?

Ja, ein Kumpel hat mir empfohlen, mich dort zu bewerben. Ich wurde dann im September eingeladen. Zu der Zeit war Powdy fast schon fertig. Aber ich finde das gut, weil diejenigen, die das Produkt interessiert, ja gerne gleich eines haben möchten. Innerhalb einer Woche hat man das dann schon nicht mehr auf dem Schirm.

Und wie haben Sie das Bewerbungs-Prozedere erlebt?

Wir haben uns online beworben. Das ist recht einfach gestaltet, was ich gut finde. Ich war dann total aufgeregt, als plötzlich die Einladung kam, um das Produkt wenige Minuten lang vorstellen zu dürfen. Scheinbar haben wir dabei überzeugt, denn es gab eine weitere Einladung, um einen Einspieler zu drehen.

 

Wir bedeutet, Ihre Verlobte und Sie?

Ja, weil ich Annette unbedingt dabei haben wollte. Ohne sie und die Kinder wäre ich ja nie auf den Einfall gekommen. Sie hat mich darin kräftig unterstützt.

 

Und wie ging es weiter?

Im Januar kam es dann zur Aufnahme der Show, die am kommenden Dienstag nun ausgestrahlt wird. Wir waren das letzte Duell – es treten ja immer zwei Erfindungen gegeneinander an - und mussten Backstage warten, bis wir an der Reihe waren. Ich bekam manchmal fast keine Luft mehr, weil meine Nerven bis zum Anschlag angespannt waren. Als dann das Tor aufging und wir ins Scheinwerferlicht herausgetreten sind, ist mein Herz beinahe explodiert. Danach aber wurde ich immer ruhiger.

Würden Sie so eine Geschichte noch einmal machen?

Auf jeden Fall, ja. Die Teilnahme hat rückwirkend betrachtet viel Spaß gemacht. Die Show ist ein spezielles Format. Die betreffenden Erfinder werden richtig natürlich und menschlich dargestellt. Das macht einen nicht zu irgendeinem Star.

 

Wie denken Sie, wird sich das Ganze nach der Ausstrahlung für Sie entwickeln?

Ich bin gespannt auf die Reaktion der Menschen, habe aber keine Ahnung was passieren wird. Keiner kann den Marketingeffekt absehen. Ich wünschte mir jedoch, dass es mehrere solcher Wettbewerbe gäbe. Wir haben so eine tolle Gründerszene in Deutschland, das hätte sie verdient, um viele Produkte bekannter zu machen.