Rolf Ellwanger führt als Vernissagenredner in die Ausstellung von Doris Franz, Brigitte Rittich und Hansine Schwer (von links) ein. Marie-Christine Hanning war leider verhindert und ließ sich durch eine Freundin vertreten. Foto: Thomas Weingärtner

Die japanische Raku-Technik steht im Blickpunkt einer neuen Ausstellung im Steinheimer Klostermuseum. Vier Künstlerinnen präsentieren dort ihre Exponate.

Steinheim - Klare Kanten, wilde Schnörkel, bunte Lasuren und verschiedene interessante Farben: die Kunst der Damen aus dem Atelier Werkstatt 7 besticht durch ihre Vielfältigkeit. Am Freitagabend wurde die Ausstellung von vier der Künstlerinnen im Klostermuseum Steinheim eröffnet. Immer wieder versetzten die spannenden Stücke aus Ton die Besucher in Staunen und luden zum Entdecken und Bewundern ein. Die vier Künstlerinnen Doris Franz, Hansine Schwer, Marie-Christine Hanning und Brigitte Rittich arbeiten aber nicht nur mit Ton sondern auch mit zwei ganz besonderen Techniken.

Bei der sogenannten Raku-Technik werden die Stücke bei knapp 1000 Grad Celsius im Ofen gebrannt und anschließend noch während des Brennprozesses aus dem Ofen geholt. Durch den schnellen Wechsel zwischen Hitze und Kälte entstehen dabei Risse in der Lasur, welche auf den Betrachter komplett zufällig wirken.

Es ist das Unperfekte, das Grobe, das die japanische Technik für die Künstlerinnen so reizvoll macht. Anschließend legen die Künstlerinnen ihre Werkstücke in einen Haufen Sägespäne. Der durch die Hitze der Keramik entstandene Rauch färbt den Ton in den Rissen in unterschiedlichen Farben. „Es entsteht ein Element der Zufälligkeit“, sagte Rolf Ellwanger, der die Laudatio auf die vier Künstlerinnen hielt. „Jede der Damen hat ihren ganz eigenen, bemerkenswerten Stil. Es sind starke Werke, die etwas über den Künstler aussagen.“ Die Stücke sind allesamt frei aufgebaut, die Künstlerinnen bedienen sich also weder einer Töpferscheibe, noch anderer mechanischer Hilfsmittel. „Die Arbeit am Brennofen ist kein leichtes Schaffen“, betonte Ellwanger.

Da widersprechen die Künstlerinnen nicht. „Wir haben uns schon vor der Raku-Technik mit Ton beschäftigt“, erklärt Doris Franz. „Dabei hatten wir den Drang immer unperfekter und gröber zu arbeiten.“ Im Atelier von Renato Domiczek im schweizerischen Rasa haben die Künstlerinnen vor einigen Jahren dann die Raku-Technik für sich entdeckt. „Es ist schon schwer, die Kontrolle über das Stück abzugeben“, muss Franz zugeben. „Man hat ja eine gewisse Vorstellung vom Werk, am Ende sieht es aber ganz anders aus“, ergänzt Kollegin Brigitte Rittich. „Da ist es immer wieder eine Herausforderung, das Alte aufzugeben und sich auf das entstandene Stück einzulassen. Es kann sein, dass ich eine Nacht drüber schlafen muss, bevor ich nicht mehr unzufrieden bin.“ Bei der Raku-Technik entstehen nämlich nicht nur unterschiedliche Muster, sondern auch die Farbe verändert sich, je nach Temperatur. „Kupfer zum Beispiel wird beim Brennen bei wenig Sauerstoff rot, bei viel Sauerstoff grün. Darüber haben wir im Ofen aber keine Kontrolle mehr“, verrät Franz.

Hansine Schwer hat sich auf die sogenannte Niederbrand-Technik spezialisiert. Dabei legt sie das Werkstück zusammen mit verschiedenen anderen Elementen wie Holz, Nussschalen oder Stoffen in eine Tonne und wartet, bis das gesamte Material verbrannt ist. „Das ergibt wieder komplett andere Muster und Farben“, sagt sie.

Eines haben aber alle ausgestellten Stücke im Steinheimer Klostermuseum gemeinsam: Den Gefäßen, Schalen und Skulpturen wohnt eine gewisse Kraft inne, welche die ursprünglichen Elemente Feuer, Erde und Rauch nahezu spüren lässt.