Die Erweiterung des Kindergartens Sudetenstraße ist in vollem Gange. Foto: Stadt Steinheim

Erst im Herbst 2020 gibt es in Steinheim wieder freie Plätze in der Kleinkindbetreuung. Einige Eltern müssen sich gedulden.

Steinheim - Der Stadt Steinheim fehlen, wie vielen anderen Kommunen, Betreuungsplätze. Vor allem im U3-Bereich sieht es schlecht aus. Alle 70 Plätze sind belegt, freie Plätze gibt es erst wieder im Herbst 2020. „Das ist nicht spaßig“, erklärte der Erste Beigeordnete der Stadt, Norbert Gundelsweiler, am Dienstagabend bei der Präsentation der Kindergartenbedarfsplanung im Gemeinderat.

Vor einem Jahr waren zumindest noch vier Plätze frei. Dabei sei man nicht untätig gewesen, betonte Gundelsweiler und erinnerte an den Ausbau der Schulstraße 2a und b in den vergangenen beiden Jahren. 20 Plätze wurden hier im U3-Bereich geschaffen. Eltern, die vor November 2020 einen Kitaplatz in Steinheim brauchen, werden von der Verwaltung derzeit an den Tagesmütterverein oder aber an den Waldkindergarten sowie die Vorkindergartengruppe im Bahnhöfle verwiesen. „Dort gibt es aber auch nur Kapazitäten für eine tageweise Betreuung – nicht für eine ganze Woche“, so Gundelsweiler.

Dass die Kommune damit Gefahr läuft, aufgrund des Rechtsanspruchs der Eltern verklagt zu werden, wisse man. „Wir sind auch dabei, uns jeden Tag Gedanken zu machen, wie wir den Rechtsanspruch umsetzen können.“ Die Stadt Marbach, die ebenfalls einen Engpass in Sachen Kinderbetreuung hat, setzt auf eine Containerlösung. Mindestens neun Monate müssten in Rielingshausen mit Fertigmodulen überbrückt werden – dann ist ein Anbau im Kindergarten Gässle fertig. Container aufzustellen sei auch in Steinheim schon intern diskutiert worden, berichtet Gundelsweiler. „Derzeit ist das aber nicht aktuell – außerdem müsste der Gemeinderat diese Lösung auch absegnen.“

Annette Grimm (SPD) nannte die Situation im U3-Bereich „dramatisch“. Es werde vor allem die Frauen treffen, die dann daheim blieben und auf ihre Karrieren verzichteten. Was den Fachkräftemangel angehe, warb sie dafür, in die Schulen zu gehen und junge Leute zu motivieren, Erzieher zu werden. Rainer Breimaier von den Grünen erinnerte daran, dass genügend Kinderbetreuungsplätze ein wichtiger Standortfaktor für eine Kommune sind, und mahnte, mit mehr Tempo an den Ausbau der Platzkapazitäten zu gehen. Denn durch das geplante Baugebiet Scheibenäcker steht schon das nächste Problem vor der Tür. „Da muss man sich Gedanken machen“, so Horst Trautwein von der CDU. Was die Stadt tut, versicherte Bürgermeister Thomas Winterhalter. Darüber hinaus werde man sich auch Gedanken machen über eine eventuelle Altersmischung einzelner Gruppen, so Norbert Gundelsweiler. „Ich bin nicht erfreut über die aktuelle Situation, aber so geht es so gut wie allen Kommunen im Großraum Stuttgart, und wir haben wenigstens noch das Personal für unsere Einrichtungen.“ Im Ü3-Bereich liegt der Saldo derzeit bei 47 Plätzen. Vor einem Jahr verzeichnete die Kommune ein Minus von 38. „Da kommen wir aufgrund der Wanderungsbewegungen, die es immer gibt, über die Runden“, so Gundelsweiler. Die begonnene Erweiterung des Kindergartens in der Sudetenstraße, durch die weitere 50 Plätze entstehen, sei mehr denn je notwendig. „Er wird aber nicht genügen, um den zukünftigen Ansprüchen gerecht zu werden.“ Auch wenn man bislang nur ganz vereinzelt mit Notfallplänen arbeiten musste, bestehe die Gefahr, dass dies künftig häufiger der Fall sein werde. Auch das Gewinnen von Personal werde immer schwieriger. Zu Beginn des laufenden Kindergartenjahres konnten in den Einrichtungen Lehenstraße und Steinstraße nicht alle Plätze belegt werden, so Norbert Gundelsweiler.

ESSEN UND FERIENBETREUUNG

Das Mittagessen
der Mensa wird in fünf von sieben der städtischen Kindergärten in die Einrichtungen geliefert. Wenn der Erweiterungsbau in der Sudetenstraße 2 zum Kindergartenjahr 2020/21 in Betrieb genommen wird, dann kommt die Einrichtung als sechste dazu. Die Stadt bezuschusst jedes Essen mit 73 Cent. Insgesamt wurden 2018 21 485 Essen gebucht. „Das ist ein Superangebot, das super angenommen wird“, freut sich der Erste Beigeordnete Norbert Gundelsweiler.

Im Jahr 2011 startete die Stadt mit einer Ferienbetreuung während der Schließzeiten. 2017 wurde das Angebot mangels Resonanz von drei auf zwei Wochen reduziert. 2018 dann auf eine, und seit diesem Jahr gibt es keine Ferienbetreuung mehr. Daran wird sich auch 2020 nichts ändern. kaz