Die Schillerstadt verfügt bereits seit Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Gemeinderat berät nächste Woche über die Konzeption. Fahrer werden noch gesucht.

Steinheim - Das Bürgernetzwerk Steinheim hat in den vergangenen Monaten die Konzeption für einen Bürgerbus so weit geplant, dass der Gemeinderat in der Sitzung am Dienstag nächste Woche einen Beschluss dazu fassen kann. Sandra Weiß und Jürgen Thalemann vom Bürgernetzwerk werden die Konzeption vorstellen. Auch einen Vorschlag für einen Fahrplan wird es schon geben. Nach dem jetzigen Stand ist der Busverkehr an zwei Halbtagen in der Woche realistisch. An den Samstagen soll zusätzlich eine Runde in Höpfigheim angeboten werden.

Die Verbindung zwischen den Stadtteilen ist eigentlich nicht zulässig, weil der ehrenamtlich betriebene Bürgerbus nicht in Konkurrenz zum offiziellen Linienverkehr treten soll. Da aber dieser am Wochenende nachmittags nur alle zwei Stunden fährt, könnte man eine Fahrt zusätzlich in die Stadt anbieten. „Wir haben die Route und mögliche Haltestellen bei einem Runden Tisch mit VVS, RBS, dem Landratsamt und der Stadtverwaltung abgestimmt“, berichtet Sandra Weiß.

In der Flächenstadt Steinheim gibt es zwar einen öffentlichen Busverkehr, viele Wohngebiete seien aber für Mobilitätseingeschränkte nicht gut erschlossen. Zahlreiche Anregungen sind in die Konzeption eingeflossen. Die endgültigen Haltepunkte und ihre genaue Lage müssen noch einmal „abgesegnet“ werden. „Ich bin mir sicher, dass es eine Verkehrsschau geben wird, in der die Polizei auf Aspekte der Verkehrssicherheit achten wird.“

Ziel ist es, Menschen ohne Auto das Einkaufen, die Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen, Arztbesuche oder einfach nur den Gang in die Stadt zu erleichtern. Die Fahrt soll unabhängig von der Streckenlänge pauschal einen Euro kosten. Weil der Bürgerbus von ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrern gesteuert wird, sind allerdings versicherungsrechtliche Hürden zu beachten.

Mit aus diesem Grund habe man sich bewusst gegen einen barrierefreien Bus entschieden. „Das hat zum einen Kostengründe, weil so ein Fahrzeug sehr teuer ist, es ist aber auch relativ aufwendig“, erklärt Sandra Weiß. Um einen Rollstuhl über eine Rampe in den Bus „einzuladen“ und für die Fahrt korrekt zu sichern, müsse man als Fahrer eine eigene Schulung besuchen. „Es gibt ja auch Fahrdienste speziell für Rollstuhlfahrer“, schränkt Sandra Weiß die Zielsetzung des Bürgerbusses ein.

Eine ganz praktische Konsequenz eines behindertengerechten Busses wäre, dass die Rampe jedes Mal heruntergelassen werden müsste, um die hintere Türe zu öffnen. Das koste Zeit und benötige zusätzlichen Platz. Ein „normaler“ Neunsitzer, der ein absenkbares Trittbrett zum erleichterten Ein- und Ausstieg haben soll, sei leichter zu bekommen.

Weil man kaum Zuschüsse erwarten könne, werde man dem Gemeinderat vorschlagen, den Bus zu leasen statt zu kaufen. „Wir haben uns gefragt, wie lange man so ein Fahrzeug nutzt, und ob es in absehbarer Zeit bessere Möglichkeiten gibt.“ Der Wunsch von Bürgermeister Thomas Winterhalter sei es gewesen, im Sinne der Umweltoffensive (wir berichteten) gleich ein Elektrofahrzeug anzuschaffen. „Hier gibt es aber noch keine wirklich sinnvollen Möglichkeiten, das kann sich aber in ein paar Jahren ändern, zumindest hoffen wir das“, so Sandra Weiß.

Damit bleiben die Kosten überschaubar. Die Vorlage der Stadtverwaltung sieht jährlich 10 000 Euro für Betrieb und Unterhalt vor. Zusätzlich sollen einmalig 6000 Euro für die Ausstattung der Haltestellen und die Qualifizierung der Fahrer bereit gestellt werden.

Sechs Fahrer haben schon fest zugesagt, aber es sind noch weitere willkommen, ebenso „Kümmerer“, die sich um die Pflege der Haltestellen und organisatorische Fragen bemühen. „Je mehr Fahrer wir haben, umso mehr Tage können wir anbieten“, betont Sandra Weiß. Bürgernetzwerk und Stadtverwaltung halten es für realistisch, dass der Bürgerbus noch in diesem Jahr seine Runden drehen wird.