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Die Stadt arbeitet an einem Konzept, um sich gegen einen Stromausfall zu wappnen.

Steinheim - Der Fernseher reagiert nicht mehr, S-Bahnen stehen still. Dann bricht das Mobilfunknetz zusammen, Wasser kann nicht mehr durch die Leitungen gepumpt werden. Langsam, aber sicher bricht Panik aus. All das und noch viel mehr droht für den Fall, dass das Stromnetz für längere Zeit ausfällt. Wie wahrscheinlich ein solches Szenario für Steinheim ist, konnte auch Michael Meyle von der Syna nicht abschätzen. Der Standortleiter des Energieunternehmens in den Landkreisen Rems-Murr, Ludwigsburg und Heilbronn erinnerte aber am Dienstag im Gemeinderat an die Möglichkeit eines Cyberangriffs oder eines Hochwassers, wodurch die Stromzufuhr gekappt werden könnte. Außerdem: Wenn man sich wappnen wolle, dann müsse man das selbstredend tun, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist, betonte der Fachmann.

Das sah letztlich auch das Gremium so und beschloss, das von Meyle und seinen Team bereits ausgetüftelte Grundkonzept für den Katastrophenfall weiter vertiefen zu lassen. Darüber hinaus verständigte sich die Runde darauf, dass die Riedhalle bei einem Blackout zur Notunterkunft umfunktioniert wird. Das wiederum hat zur Folge, dass hier ein Anschluss für ein Notstromaggregat installiert werden muss – wofür es ebenfalls grünes Licht gab. Geprüft wird ferner, ein passendes mobiles Gerät anzuschaffen, über das die Sporthallen und die Heizzentrale des Campus mit Energie versorgt werden können. Zuletzt gab das Gremium Geld frei für einen Zapfwellengenerator zur Notstromversorgung des Feuerwehrgerätehauses.

Hier, in der Zentrale der Floriansjünger, soll bei einem Blackout auch der Krisenstab zusammenkommen. Die Kommunikation könnte über Satellitentelefone und BOS-Funk aufrechterhalten werden. Michael Meyle empfahl, auch ein Dienstfahrzeug nicht zu vergessen, über das Botengänge erledigt werden könnten.

Aktuell würde der Krisenstab alle notwendigen Schritte von der Rielingshäuser Straße aus in die Wege leiten. Doch eventuell lasse sich der geplante Neubau für die Feuerwehr ja auf Tuchfühlung zum Campus unterbringen, sagte der Bürgermeister Thomas Winterhalter. Das würde dann auch bedeuten, dass man näher zur potenziellen Notunterkunft bei der Riedhalle rücken würde. In der Sportstätte sollen diejenigen Steinheimer betreut werden, die auf Hilfe angewiesen sind. Zudem sieht das Konzept der Syna an dieser Stelle eine Anlaufstelle für Bürger vor, an der sie mit Informationen versorgt werden. Apropos Information: Für die Syna-Kommunalbetreuerin Katharina Eckstein gehört zum Gesamtkonzept, die Einwohner schon vorab mit ins Boot zu holen und sie auf ein solchen Szenario hinzuweisen. „Es ist ganz wichtig, die Bürger zu sensibilisieren, damit sie Wasser bevorraten“, sagte sie. Darüber hinaus könne man Vereinbarungen mit örtlichen Händlern treffen, die Getränke herankarren.

Was das Nass aus den Leitungen anbelangt, ist auf jeden Fall mit Einschränkungen zu rechnen. Bei der Landeswasserversorgung liege zwar ein Notfallkonzept in der Schublade, aber in Steinheim kämen dann weitaus geringere Mengen an, sagte Katharina Eckstein. Vor allem aber müssten für die Weiterleitung vor Ort Stromaggregate für die mit Pumpen betriebenen Hochbehälter und die Druckerhöhungsanlagen gekauft werden. Für die Kommune wird es ferner darauf ankommen, genug Treibstoff zu lagern, um all die Aggregate und die Fahrzeuge am Laufen zu halten, gab Eckstein zu bedenken.

Von all diesen detaillierten Empfehlungen und Analysen zeigte sich Rainer Breimaier von den Grünen überrascht. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir vom Gemeinderat aus eine solche Versorgungskonzeption in den Ausmaßen beauftragt haben“, sagte er. Ursprünglich sei es doch nur darum gegangen, mit einem Notstromaggregat die Handlungsfähigkeit der Feuerwehr zu jeder Zeit zu gewährleisten, verwies er auf einen Antrag der Freien Wähler, der den Stein zu der Untersuchung ins Rollen gebracht hat. Der Freie Wähler Michael Bokelmann meinte jedoch, dass nun durchaus die Intention des Antrags getroffen worden sei. „Ich halte es für sinnvoll, diese Themen weiterzuverfolgen“, sagte dann auch Bokelmanns Fraktionschef Timo Renz. Sich für den Fall der Fälle zu wappnen, erachtet auch Michael Uhl von der SPD für notwendig. Er habe im Ausland Blackouts erlebt. „Das ist nicht lustig“, betonte Uhl. Martin Schäffer von der CDU hatte grundsätzlich ebenfalls nichts gegen die Planungen einzuwenden, bemängelte jedoch, dass der Zapfwellengenerator bei der Feuerwehr über ein Mähfahrzeug des Bauhofs betrieben werden soll. Es dauere doch Stunden, bis das komplizierte Gerät von einem kundigen Mitarbeiter in Gang gebracht werde. „Die Feuerwehr sollte so etwas selbst bedienen können“, findet der frühere Kommandant der Truppe. „Wir wollen die Infrastruktur nutzen, die wir haben“, meinte hingegen Thomas Winterhalter. Wenn das Feuerwehrmagazin neu errichtet werde, sei es aber sicher sinnvoll, eine Vorrichtung im Gebäude vorzusehen, die automatisch anspringt. Abgesehen davon brauche es im Krisenfall so oder so einen gewissen zeitlichen Vorlauf, bis die Notfallmaschinerie greife, betonte der Rathauschef.