Wolfram Berner (links) und Hans-Joachim Knupfer zeigen, in welcher Gegend die Steinheimer Lok ihrer Meinung nach besser aufgehoben wäre. Foto: Werner Kuhnle

Zwei Experten plädieren für die Übergabe an einen Museumsverein, damit das Kulturdenkmal nicht weiter vor sich hin rostet.

Steinheim - Hans-Joachim Knupfer und Wolfram Berner haben viel für den Verkehr auf Schienen übrig. Insbesondere auf württembergische Schmalspurbahnen wie die einstige Bottwartalbahn haben sich die beiden spezialisiert. Vor diesem Hintergrund hat das Duo einen Trend der vergangenen Jahre besonders aufmerksam verfolgt: Denkmalloks werden längst nicht mehr unter freiem Himmel verwahrt. Stattdessen übergebe man diese musealen Einrichtungen, wo sie vor herben Witterungseinflüssen geschützt sind, erklärt Hans-Joachim Knupfer. Deshalb sehen er und sein Kompagnon auch in Steinheim Handlungsbedarf. „Die Lok müsste hier weg“, sagt Wolfram Berner. Es dürfe nicht sein, dass man dem Schmuckstück weiter dabei zuschaut, wie es vor sich hin rostet. Der Marbacher weiß auch schon, wo das gute Stück besser aufgehoben wäre: in der Obhut des Vereins Öchsle Schmalspurbahn in Ochsenhausen bei Biberach.

Dort seien Experten, die eine sachgerechte Pflege der Lokomotive garantieren könnten. Außerdem betreue der Verein bereits zwei original Güterwagen der Bottwartalbahn, womit die Lok praktisch in ihrer ehemaligen Umgebung präsentiert werden könnte. Nicht zuletzt wäre es für das Fahrzeug quasi eine Rückkehr nach Hause. Schließlich verkehrte die Maschine fast 40 Jahre bei Ochsenhausen und nur eine kurze Zeit im Bottwartal.

Wolfram Berner und Hans-Joachim Knupfer wissen, dass sie ein heißes Eisen anfassen. Für viele Steinheimer gehört die Lok zum Stadtbild wie Steppi. Und die beiden haben großes Verständnis für Leute, die an dem Aushängeschild hängen. Doch eine echte Zukunftsperspektive in Steinheim sehen sie für das Schienen-Fahrzeug vom Typ „Sächsische IV K“ nicht. Natürlich könne die Maschine saniert und dann wieder hier aufgestellt werden, sagen Berner und Knupfer. Aber erstens sei es mit einem simplen Farbanstrich nicht getan. Da müssten echte Fachleute ran, erklärt Wolfram Berner. Und zweitens wäre das auch keine langfristige Lösung, gibt Hans-Joachim Knupfer zu bedenken. Ohne entsprechenden Schutz beginne der ganze Zerfallsprozess gleich wieder von vorne, führt der Leonberger aus. Gegen eine Einhausung sprächen ästhetische Gründe – und finanzielle. Für eine Sanierung plus Überdachung müsse man bestimmt eine sechsstellige Summe investieren, schätzt Berner.

Obwohl die Lok nach Einschätzung von ihm und Hans-Joachim Knupfer sehr schlecht dasteht, müsse man jetzt nichts übers Knie brechen. Aber die Entscheidungsträger, die von den beiden angeschrieben wurden, sollten sich auf jeden Fall langsam Gedanken machen, wie es mit dem Kulturdenkmal weitergehen soll.

Das scheint auch der Bürgermeister Thomas Rosner so zu sehen. Er kündigt an, dass die Angelegenheit demnächst in nicht öffentlicher Sitzung auf die Tagesordnung kommt. Allerdings sei die Sache auch schon einmal andiskutiert worden, und da hat Rosner „keine große Bereitschaft erkennen können, die Lok wegzugeben. Das ist ein Stück weit Heimat“, erläutert er. Die Frage sei auch, ob tatsächlich der Optimalzustand angestrebt werden müsse und welche Vorgaben zum Erhalt des Denkmals wirklich zwingend seien. Denkbar sei ja durchaus, die Lok zu sanieren und sie doch wieder im Freien zu platzieren. Letztendlich hänge alles davon ab, was der Erhalt der Lok kostet und was das jedem Einzelnen wert ist. „Das muss die politische Diskussion zeigen“, betont Rosner. Er erinnert daran, dass gerade ohnehin über eine Aufwertung der Murrer Straße gesprochen werde. In dem Zusammenhang müsse auch über den Bereich rund um den Bahnhof nachgedacht werden, wo die Lok jetzt steht.

Falls sich die Räte dazu durchringen sollten, dem Aushängeschild Lebewohl zu sagen, würde die Erinnerungskultur an die Maschine aus dem Jahr 1918 und die Bottwartalbahn weiter gepflegt. Zumindest wenn es nach Wolfram Berner und Hans-Joachim Knupfer geht. Sie schlagen nämlich vor, mit Schienen, Hinweistafeln und Ähnlichem auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Zudem würden sie Führungen in Ochsenhausen anbieten, wo die Lok ihr neues Zuhause finden soll. „Der Nutzen wäre also für alle höher“, fasst Hans-Joachim Knupfer zusammen. „Und für die Lok sowieso.“