Lokalmatador Panagiotis Krommydas (Mitte) hat die Meisterschaften nach Steinheim geholt. Foto: avanti

Die Deutschen Meisterschaften im Subboteo haben am Wochenende in Steinheim stattgefunden.

Steinheim - Tischkicker? Kennt doch jeder! Tipp-Kick? Dürfte den meisten auch bekannt sein. Aber Subbuteo? Was soll das sein? Um die Antwort darauf zu erfahren, kann man natürlich im Internet recherchieren. Oder man hat am vergangenen Wochenende die Steinheimer Blankensteinhalle besucht. Dort haben nämlich die Deutschen Meisterschaften stattgefunden, ausgerichtet vom Subbuteo Club Höpfigheim. „Wir sind einer von etwa 30 Vereinen in Deutschland. Wirklich aktiv sind allerdings nur noch eine Handvoll“, erklärt Panagiotis Krommydas, bei dem die Fäden zusammenlaufen.

Doch zurück zur Frage, was Subbuteo eigentlich ist. Es ist eine Variante des Tischfußballs. Das Feld ist deutlich größer, die Figuren dafür deutlich kleiner als beim wesentlich bekannteren Tipp-Kick. Zudem gibt es zehn Feldspieler pro Mannschaft statt nur einem. Und die schießen auch nicht auf Knopfdruck, sondern werden mit dem Zeige- oder Mittelfinger gegen den Ball geschnippt. Man bleibt so lange am Zug, wie eine eigene Spielfigur den Ball berührt. Maximal dreimal in Folge darf dieselbe Figur den Ball berühren, dann muss man eine andere benutzen. Die verteidigende Mannschaft darf dazwischen immer eine Figur bewegen, um dem Gegner den Weg zum Tor zu verstellen. „Die Regeln orientieren sich am Fußball, so gibt es zum Beispiel auch Abseits. Lediglich eine Sache ist grundlegend anders: Man muss den Ball erst in die Schusszone – jeweils das letzte Viertel des Feldes – bringen, bevor man ein Tor erzielen darf“, erklärt Frank Hagenkötter.

Der Dortmunder ist quasi mit Subbuteo aufgewachsen: „Mein Onkel hat das Spiel damals aus England nach Deutschland gebracht und 1961 den ersten Club in Deutschland gegründet. Mein Vater und viele andere in der Familie haben das immer gespielt.“ Jetzt ist Hagenkötter mit seinem Sohn Kai in Steinheim am Start – er bei den Veteranen (ab 45 Jahre), Kai in der offenen Klasse. Das Spiel beziehungsweise sein Material hat sich über die Jahrzehnte übrigens verändert. Als Subbuteo in den 1970er und 80er Jahren in nahezu jedem Spielwarenladen zu kaufen war, waren die Sockel der Spielfiguren noch eine Halbkugel, heute sind sie deutlich flacher. „Und der Ball war damals auch noch größer. Das wurde Anfang der 1990er-Jahre geändert“, weiß Frank Hagenkötter.

Mittlerweile ist es schwer geworden, an Material zu kommen. „In Deutschland wurde der Vertrieb eingestellt. Man muss das übers Internet in Belgien oder Italien bestellen. Das sind auch die Hochburgen des Subbuteo“, sagt Panagiotis Krommydas, der für die Meisterschaften eigens sechs wettkampftaugliche Tische angefertigt hat. Die Deutschen Meisterschaften sind gleichzeitig Qualifikation für die Europameisterschaften in Belgien. In den Top-Ländern wird der Subbuteo-Nachwuchs zum Beispiel über Schul-AGs herangezogen. Das frühere Spiel, das vor einigen Jahrzehnten noch vielen Kindern und Jugendlichen auf dem heimischen Fußboden oder Esstisch Vergnügen bereitet hat, hat sich zum reinen Wettkampfsport entwickelt – was aber auch ein Problem ist. „Es ist leider sehr schwer, Kinder und Jugendliche dafür zu begeistern. Denn Subbuteo ist deutlich anspruchsvoller als zum Beispiel Tipp-Kick. Es erfordert viel Übung, um ein gewisses Niveau zu erreichen“, sagt Frank Hagenkötter.

Taktisch gesehen, das wird dem Zuschauer schnell klar, gibt es beim Subbuteo einen großen Unterschied zum „richtigen“ Fußball: Die Spieler werden nicht über das gesamte Feld verteilt, sondern zu Beginn vor der eigenen Viertellinie aufgebaut, quasi ein „Monster-Catenaccio“. „Das erste Ziel ist es, den Gegner von der eigenen Schusszone fernzuhalten“, erklärt Frank Hagenkötter. Angegriffen wird meist mit nur zwei oder drei Spielfiguren. Dennoch fallen reichlich Tore. Nach den zweimal 15 Minuten Spielzeit kommt es zu Ergebnissen wie 11:0, 9:1 oder 6:4.

Für die beiden einzigen zweistelligen Resultate in der offenen Klasse zeichnet übrigens Kai Hagenkötter verantwortlich. Getreu der Familientradition wird er am Ende des Tages Deutscher Meister. Er gewinnt alle seine Partien, im Finale bezwingt der Dortmunder schließlich den Berliner Marcel Kwiatkowski mit 4:0. Auf Platz drei landet Thomas Winkler vom BSC Schwalbach. Lokalmatador Panagiotis Krommydas belegt den zwölften Platz, hatte sein Erfolgserlebnis aber bereits am Tag zuvor. Da wurde er Vierter der Veteranen-Konkurrenz. „Mein bestes Ergebnis seit Jahren.“ Das Spiel um Platz drei verlor der Höpfigheimer übrigens mit 3:5 gegen Frank Hagenkötter. Und auch Damen sind beim Subbuteo am Start. Deutscher Meisterin wird Victoria Büsing aus Kaiserau, die in der offenen Klasse zudem den fünften Platz belegt.