Einige Kommunen sind bei RegioRadStuttgart schon an Bord, jetzt will sich auch Steinheim einklinken. Foto: dpa/Larissa Schwedes

Der Gemeinderat hat sein Okay gegeben, sich um Fördermittel für Radstationen zu bewerben. Die Aussichten auf einen Zuschlag sind gut.

Steinheim - Es hatte ziemlich pressiert. Wer sich um Fördermittel für den Aufbau einer Station der RegioRadStuttgart bewerben wollte, musste sein Interesse längst hinterlegt haben. Die Entscheidung über den Zuschlag soll schließlich schon diesen Mittwoch getroffen werden. Deshalb war der Steinheimer Bürgermeister Thomas Winterhalter vorgeprescht und hatte vorbehaltlich der Zustimmung des Gemeinderats einen Zuschussantrag gestellt. Wie sich am Dienstag herausgestellt hat, handelte er damit im Sinne der meisten Mitglieder der Runde. Bei nur zwei Gegenstimmen aus den Reihen der CDU und einer Enthaltung von Jens Rieger von den Freien Wählern wurde die Initiative des Rathauschefs quasi nachträglich auf breiter Basis abgesegnet. Und die Aussichten scheinen alles andere als schlecht zu sein, dass die Euros zum Installieren der Rad-Verleihstationen in die Urmenschstadt fließen. Aus der Vorlage zur Sitzung des Verkehrsausschusses des Verbands Region Stuttgart (VRS), also des maßgeblichen Gremiums, geht hervor, dass der Antrag aus Steinheim bewilligt werden soll. Die Verwaltung des VRS schlägt außerdem vor, Marbach bei dem Projekt finanziell unter die Arme zu greifen. Die Schillerstadt hatte ebenfalls Interesse an dem Programm bekundet und will die Räder am Bahnhof und auf der Schillerhöhe bereitstellen. Darüber hinaus hatten Weil der Stadt, Backnang, Winnenden und Leutenbach im Verbund sowie Remseck für den Stadtteil Hochberg den Finger gehoben – und sollen auch allesamt eine Unterstützung erhalten für das System, das in Kommunen wie Ludwigsburg oder Stuttgart längst etabliert ist und dessen Netz immer dichter wird.

Gute Aussichten

Ausleihen, wo man will

Das Prinzip ist denkbar einfach. Pedelecs und klassische Räder können unter anderem via App oder per Telefon an jeder beliebigen Station im Verbund entliehen werden. Die Rückgabe kann an derselben Stelle, aber auch an jedem anderen Punkt im Teilnehmer-Netz erfolgen. In Steinheim soll es drei Anlaufstellen geben. Gesetzt ist in der Kernstadt der Bereich am Bahnhöfle, wo eine feste Station mit Terminal, Ständern und Lademöglichkeiten für die E-Bikes entstehen soll. Unstrittig war im Gremium auch, dass Kleinbottwar und Höpfigheim jeweils eigene Leihrad-Punkte bekommen sollen. Der Bürgermeister will sich allerdings noch mit den beiden Ortsvorstehern kurzschließen, um zu klären, wo die zweite Vollstation am meisten Sinn ergibt. Winterhalter selbst hatte zunächst vorgeschlagen, die voll ausgestattete Anlaufstelle in Kleinbottwar bei der Bottwartalhalle anzusiedeln. Der Schultes dachte, dort könnte die Auslastung besser sein wegen der direkten Verbindung ins Bottwartal und der größeren gastronomischen Landschaft. Höpfigheim hätte dann eine sogenannte virtuelle Station bekommen, an der man Räder ausleihen und abgeben, aber beispielsweise nicht laden kann. Deshalb hatte Ortsvorsteher Roland Heck auch interveniert und zu bedenken gegeben, dass die Topografie rund um den Ort anspruchsvoll sei. Insofern könnte es je nach Akku-Leistung schwierig werden, wenn die E-Räder beim Zeitpunkt der Übernahme vielleicht nicht mehr voll im Saft stehen. Zudem sei Kleinbottwar schon besser an den ÖPNV angeschlossen. „Deswegen würde ich dafür plädieren, die zweite Vollstation nach Höpfigheim zu verlegen“, erklärte Heck. Winterhalter räumte ein, dass die Argumente einleuchtend seien und er die mögliche Problematik mit dem Ladevorgang nicht auf dem Schirm gehabt habe.

Paket abgerundet

Keine größere Diskussion gab es hingegen um den Standort selbst in Höpfigheim. Hier schlug die Verwaltung den Bereich um die Melchior-Jäger-Halle vor. Der Vorteil sei, dass Parkplätze vorhanden sind. Zudem könnte hier perspektivisch eine E-Ladestation für Autos entstehen und damit das ökologische Mobilitäts-Paket gewissermaßen abgerundet werden, erklärte Thomas Winterhalter.

Prinzipiell steht auch Jürgen Weis von der CDU hinter dem Modell von RegioRadStuttgart. „Vernetzte und flexible Mobilität ist natürlich das Gebot der Stunde“, meinte er – um gleich ein großes Aber hinterherzuschieben. Ihm sei der Alleingang Steinheims zu kurz gedacht. Weis hätte sich gewünscht, dass das Projekt von der Tourismusgemeinschaft Marbach-Bottwartal im Rahmen eines Gesamtkonzepts vorangetrieben worden wäre. „Denn wer von Marbach nach Steinheim fährt, hängt dann in Steinheim fest“, unkte er. „Da rennen Sie bei mir offene Tür ein“, sagte der Bürgermeister, der hofft, dass sich die anderen Kommunen später noch einklinken. Aber nun habe man schnell reagieren müssen, und Voraussetzung für eine Teilnahme Steinheims sei im Grunde gewesen, dass sich Marbach mit seinem Bahnhof als eine Art Schwesterstation bewirbt, was sich sehr kurzfristig ergeben habe. Davon abgesehen werde das Projekt aber schon von einem Zusammenschluss mit viel Strahlkraft vorangetrieben: dem Verband Region Stuttgart.

Mehrwert für die Stadt

Rainer Breimaier von den Grünen geht überdies davon aus, dass sich die Kommunen in der Nachbarschaft früher oder später ohnehin anschließen werden. „Ich denke, wenn wir dabei sind, wird das höchstwahrscheinlich die Entscheidungsprozesse in unseren Nachbarkommunen im Bottwartal forcieren“, sagte er. Breimaier zeigte sich auch optimistisch, dass die Räder bis nach den Sommerferien startklar sind. Auf eine zügige Umsetzung dürfte auch Michael Bokelmann von den Freien Wählern hoffen. Er hob den ökologischen, touristischen und wirtschaftlichen Mehrwert für die Stadt hervor.