Svenja Kneesch und Alexander Mössner haben mit Louie Louie ein Start-up gegründet. Foto: Louie Louie

Wer braucht schon einen Korkenzieher? Ein Start-Up aus Marbach-Rielingshausen hat Wein in der Bügelflasche auf den Markt gebracht.

Marbach-Rielingshausen - Auf der Bügelflasche mit 500 Milliliter Inhalt prangt eine Hand, deren Mittelfinger ausgestreckt ist. Dieser verwandelt sich nach oben hin in einen Korkenzieher. Provokant, ja, sagen Svenja Kneesch und Alexander Mössner. Aber: „Man muss heutzutage anecken, um aufzufallen. Das Rielingshäuser Paar wollte das Thema Wein neu interpretieren – und hat sich 2019 auf den Weg gemacht, um dieses Ziel zu erreichen – mit ihrem Start-up Louie Louie (www.drinklouie.de).

Die 34-Jährige und der 35-Jährige trinken gerne Wein. Bei Gesprächen im Freundeskreis wurde ihnen klar, dass just in diesem Bereich das Markenbewusstsein oft fehlt. Stehe man im Supermarkt vor dem Weinregal, gebe es nicht „die Marke“, zu der man greift, erklärt Alexander Mössner, der Kommunikationsmanagement studiert und in der Zigarettenbranche gelernt hat, wie man eine Marke aufbaut. „Reflektiert auf den Getränkemarkt ist das beim Wein absurd“, sagt er. „Ein Bier kauft jeder nach der Marke.“ Wer sich aber mit dem Rebensaft nicht richtig gut auskennt, stehe vor dem Weinregal und könne eigentlich nur nach Aussehen und Preis entscheiden.

Wein in der Bügelflasche

Und letztlich sehen alle Flaschen gleich aus, macht Onlineredakteurin Svenja Kneesch deutlich. So kam den beiden die Idee mit der Bügelflasche, die im Übrigen luftdichter als Kork oder ein Schraubverschluss ist. „Sie schafft einen Wiedererkennungswert und ist zudem praktisch“, sagt Alexander Mössner. Der Aufdruck auf der Flasche und der Name schaffen ein Übriges zum Thema Wiedererkennungswert. Inspiriert wurden die Rielingshäuser von Iggy Pop, der einen Song mit dem Namen „Louie Louie“ veröffentlichte. Der aber auch mit seiner Person als Leitbild für die Marke dient.

Am Ende sei aber der Inhalt das Entscheidende, betont Alexander Mössner. Eine Weißweincuvée aus Bioweinen sollte es sein. Am besten regional. Doch die Jungunternehmer wurden in Württemberg nicht fündig. Die hiesigen Bio-Winzer seien als Partner für ihr Vorhaben zu klein, musste das Paar feststellen. Bei einer Weingärtnergenossenschaft in Rheinhessen sind sie schließlich fündig geworden und haben ihre Cuvée kreiert. Diese besteht zum Großteil aus Grauburgunder, hat aber auch etwas Sauvignon Blanc, Riesling und Rivaner drin.

Corona stoppte das Start-Up

Im September 2019 kam Louie Louie blanc auf den Markt, es gab die ersten Messebesuche, zudem wollte sich das Start-up in der Gastronomie und auf Festivals vorstellen und etablieren. Dann kam Corona. In den Lagern in Augsburg und Berlin, aber auch in der Garage in Rielingshausen lag der große Rest der ersten Auflage von 50 000 Flaschen Wein. „Wir dachten schon, dass wir die alle selbst trinken müssen“, sagt Svenja Kneesch lachend.

Doch soweit kam es dann doch nicht. Die beiden switchten um und versuchen seither, sich auch im Lebensmitteleinzelhandel bekannt zu machen. Mit Erfolg. Rund 400 Supermärkte im Bundesgebiet haben Louie Louie inzwischen im Angebot. Mittlerweile haben wir die zweite Charge der Weißweincuvée hergestellt. Auch ein Louie-Louie-Sekt kam schon hinzu, weitere Projekte sind in Planung. Dazu gehören unter anderem eine Rosé-Cuvée und ein Rosé-Sekt. Die Rückmeldungen seien jedenfalls positiv, sagen Svenja Kneesch und Alexander Mössner. Wobei sie festgestellt haben, dass es gerade in Regionen ohne lokalen Weinbau besser läuft für sie. Zudem haben sie beim German Design Award 2021 abgeräumt.

Und irgendwann klappt es dann noch mit der Gastronomie und den Festivals, hoffen die beiden. Dann können sie mit ihrem Oldtimer-Bus losziehen und ihre Marke weiter bekannt machen – im ganzen Land, aber gerne auch bei der einen oder anderen Veranstaltung in der Region.