Die Erddeponie „Am Froschgraben“ hat eine begrenzte Laufzeit. Deshalb ist die Abfallverwertungsgesellschaft des Landkreises auf der Suche nach einem neuen Standort. Die möglichen Alternativen stoßen in den betroffenen Kommunen auf Ablehnung. Foto: Werner Kuhnle

Wo wird der Kreis Ludwigsburg künftig Bauschutt ablagern? Die Betreiberin, die kreiseigene AVL, hat zwei Standorte geprüft. Die beiden betroffenen Kommunen wehren sich vehement.

Bisher waren es nur Mutmaßungen, doch jetzt ist klar: Großbottwar und Hemmingen sind als Standorte einer neuen Erddeponie im Gespräch. Der Aufsichtsrat der Abfallverwertungsgesellschaft des Landkreises (AVL) wird sich an diesem Donnerstag unter dem dritten Tagesordnungspunkt – „Sachstandsbericht Zukunftsstandort“ – mit dem Thema befassen. Doch schon vor der Sitzung haben sich die Bürgermeister der beiden möglichen Standortkommunen klar positioniert. Sie lehnen die AVL-Pläne mit deutlichen Worten ab.

„Wir sehen den vorgesehenen Standort sehr kritisch, um nicht zu sagen als ungeeignet an“, sagt etwa Hemmingens Verwaltungschef Thomas Schäfer (CDU). Deutliche Worte kommen in einer ersten öffentlichen Reaktion auch aus Großbottwar. Man sei „schockiert“ von den Gedankenspielen bei der AVL, wie es Bürgermeister Ralf Zimmermann (parteilos) formuliert.

Die Gemeinderäte beider Kommunen hatten dem Vorhaben nach einer ersten nichtöffentlichen Information eine Absage erteilt. „Der Gemeinderat lehnt den Standort und die geplante Größe einstimmig ab“, sagt Zimmermann. Eine „einhellige argumentative Ablehnung“ gibt es aus Hemmingen.

Laufzeit der bestehenden Deponie ist befristet

Notwendig wird die Diskussion über eine Deponie für mineralische Abfälle, also etwa Bodenaushub und Bauschutt, weil die Deponie „Am Froschgraben“ bei Schwieberdingen eine begrenzte Laufzeit hat – laut der AVL noch von rund zehn Jahren.

Die beiden Bürgermeister verweisen in ihrer Ablehnung jeweils auf die Verkehrsproblematik, die dadurch entstünde – also auf die zusätzliche Belastung auf den Straßen. Unter anderem verkehrstechnisch sei das Terrain dafür völlig ungeeignet, sagt etwa Zimmermann. Davon abgesehen handele es sich bei den rund 50 Hektar, mit denen der Landkreis plane, lediglich um das Gelände der Deponie selbst. Dazu müssten ja noch die Erschließungswege und die Ausgleichsflächen gerechnet werden.

Zudem gingen landwirtschaftliche Böden verloren, so Zimmermann. Momentan befänden sich auf der Fläche Ackerland und Streuobstwiesen. Er wundere sich, wie man überhaupt zu dem Schluss kommen könne, an dieser Stelle hinter dem Sauserhof an der Gemarkungsgrenze zu Oberstenfeld eine Deponie einrichten zu wollen.

In Hemmingen befindet sich der mögliche Standort an einer Kreisstraße, nördlich des Kreisverkehrs Richtung Heimerdingen, Eberdingen, Hochdorf und Hemmingen. „Vor allem die zu befürchtende Verkehrssituation scheint uns ein nicht lösbares Problem zu sein“, sagt Bürgermeister Thomas Schäfer. Es würde deutlich mehr Schwerlastverkehr durch Hemmingen rollen. „Dabei haben wir schon jetzt eine Dauerbelastung der Anwohner und der Infrastruktur.“ Dies betreffe „nicht nur Hemmingen, sondern auch die Nachbarkommunen Eberdingen und Ditzingen mit seinem Stadtteil Heimerdingen“. Auch die Nähe zu den Aussiedlerhöfen und die Angrenzung an das archäologische Denkmalschutzgebiet ist laut dem Verwaltungschef „eher ein Nachteil“.

AVL weiß um die Nachteile

Die AVL ist sich der Verkehrsproblematik offenbar bewusst. Die potenziellen Standorte „sind nach unserer Auffassung keineswegs perfekt, sondern weisen – wie alle anderen Standorte im dicht besiedelten Landkreis Ludwigsburg – auch Nachteile auf“, heißt es in der Beratungsunterlage für die Aufsichtsräte. Das zeige sich am Beispiel Verkehr: Bei den beiden Standorten sei jeweils eine Ortsdurchfahrt betroffen. „Aber andere mögliche Standorte waren verkehrlich noch wesentlich stärker beeinträchtigt. Sie sind nur deshalb besser geeignet, weil sie relativ wenige Nachteile haben.“

Der aus Kreisräten bestehende Aufsichtsrat der AVL wird an diesem Donnerstag den AVL-Bericht mit den beiden unterbreiteten Standortvorschlägen zunächst zu Kenntnis nehmen. Die beiden Bürgermeister Schäfer und Zimmermann sind dort nicht vertreten, wenngleich beide dem Kreistag angehören: Schäfer für die CDU, Zimmermann für die Freien Wähler. Beide Fraktionen sind im Aufsichtsrat gleich stark vertreten. Als nächstes will die AVL mit den Standortkommunen „ins vertiefte Gespräch treten“. Großbottwar hat nach eigenem Bekunden bereits einen Rechtsbeistand eingeschaltet.