Der Spielplatz auf der Schillerhöhe ist beliebt. Allerdings wünschen sich Eltern Angebote für ältere Kinder Foto: Stadt

Die von der Verwaltung ausgearbeitete Spielplatzkonzeption ist fertig. Sie zeigt Handlungsbedarf auf.

Marbach - Zwanzig Jahre ist es her, dass die Stadt Marbach zuletzt eine Spielplatzkonzeption erstellen ließ. Jetzt liegt wieder eine auf dem Tisch. Im Januar 2019 hatten die Grünen einen entsprechenden Antrag gestellt. In einem ersten Schritt sollte eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Spielplätze vorgenommen werden, verbunden mit einer Nutzungsanalyse. In einem zweiten Schritt sollte dann gemeinsam mit interessierten Eltern – und Kindern – die Konzeption für die einzelnen Anlagen entwickelt werden.

Im März dieses Jahres fiel der Startschuss für die Bestandsaufnahme. Das umfang- und aufschlussreiche Ergebnis, für das es seitens der Gemeinderäte viel Lob gab, präsentierte Verwaltungsmitarbeiterin Elena Schubert im Ausschuss für Umwelt und Technik am Donnerstag. Erfreulich: Im gesamten Stadtgebiet gibt es mit Blick auf den Bedarf an Spielflächen ein Plus von rund 9330 Quadratmetern. Allerdings, so Schubert, gibt es große Unterschiede in den einzelnen Bezirken.

Von den insgesamt 31 Spiel-und Freizeitanlagen wurden sieben mit sehr gut, 14 mit gut, sieben mit befriedigend und drei mit ausreichend bewertet. Die beste Note erzielte die Familien-und Freizeitanlage am Galgen. Betrachtet man die rein öffentlichen Kinderspielplätze und Familienanlagen ohne Bolzplätze und ohne die mit Spielobjekten ausgestatteten Pausenhöfe der Grundschulen, so folgen dem Galgen im Ranking der Spielplatz am Eichgraben, der in der Mainzer Straße, jener am Schweriner Weg Süd sowie der Spielplatz am Jenaweg und der an der Schillerhöhe. Am schlechtesten schneiden der an der August-Lämmle-Straße gelegene Spielplatz und die Spielflächen der L’Isle-Adam-Anlage ab, gefolgt von dem Spielplatz der Dreibronnenstraße, dem Spielplatz in der Frankenstraße Ost in Rielingshausen sowie die am Aspergweg und an der Torgasse gelegenen Plätze.

Ein Punkt, der unabhängig von den einzelnen Spielplätzen thematisiert und von den Eltern moniert wurde, ist der fehlende Sonnenschutz. Viele der Plätze liegen in der prallen Sonne, was nicht nur fehlender Schatten für die Eltern mit ihren Kindern bedeutet, sondern auch, dass etwa die Rutschen heiß werden.

Rielingshausen
Der Blick auf den Marbacher Stadtteil bringt Licht und Schatten. Der östliche Siedlungsteil weist mit 8,8 Quadratmeter Spielfläche je Einwohner am meisten überhaupt auf. „Das ist unser bestes Ergebnis“, so Elena Schubert in der Sitzung. Anders dagegen der Rielingshäuser Westen. Hier liegt das rechnerische Defizit bei rund 1360 Quadratmetern. „Damit haben wir hier die geringste Verfügbarkeit von Spielflächen.“ Mit ein Grund ist der Wegfall des Spielplatzes durch die Erweiterung des Kindergartens Im Gässle. Es steht damit nur noch die Außenfläche der Grundschule zur Verfügung. Allerdings ist der Pausenhof mit seinen Gerätschaften nicht für Kleinkinder konzipiert. Für den Spielplatz „Im Gässle“ sollte, so die Handlungsempfehlung, ein Ersatzspielplatz angelegt werden. Insgesamt, so Schubert, sind die bestehenden Spielflächen in Rielingshausen in einem guten Zustand. Das starke Plus des östlichen Stadtteils ist der Familien-und Freizeitanlage an der Gemeindehalle geschuldet. Allerdings, so ein Ergebnis der Elternumfrage, das Grünen-Rat Sebastian Engelmann in der Sitzung präsentierte, sollte mehr an die kleineren Kinder gedacht und beispielsweise Bereiche für sie gestaltet und abgegrenzt werden. „Der Platz ist toll für Größere, aber das Gelände ist unübersichtlich und die große Schaukel ist auch gefährlich für kleinere.“ Der Spielplatz in der Frankenstraße Ost, so die Empfehlung aus der Konzeption, sollte mittelfristig aufgewertet werden – indem Teile des Zauns erneuert und zusätzliche Spielmöglichkeiten installiert werden.

Hörnle und Eichgraben
Die Situation stellt sich äußerst positiv dar. Der Grund: Aufgrund der Spielplatzkonzeption 1999 wurde reagiert und beispielsweise die Spielanlage in der Mainzer Straße aufgewertet. Neben einer sehr guten Verfügbarkeit an Spielflächen sind die vorhandenen Spielplätze mit Ausnahme der Anlage der Dreibronnenstraße ebenfalls in einem überwiegend guten bis sehr guten Zustand, so Elena Schubert. Der Spielplatz an der Dreibronnenstraße sollte mittelfristig qualitativ aufgewertet werden. Hier ist beispielsweise das Holz am Sandkasten verwittert, was Risse bedeutet, und auch der Jägerzaun sollte ausgetauscht und erneuert werden. Auch eine neue Rutsche wäre laut Konzeption angebracht.

Kernstadt
Der Bereich zwischen der Affalterbacher-, der Güntter- und der Rooschützstraße stellt in der Kernstadt mit 0,38 Quadratmeter Spielplatzfläche je Einwohner und 2,99 Quadratmeter je Kind das am schlechtesten versorgte Gebiet dar. Der einzige Spielplatz in der August-Lämmle-Straße ist zugleich einer der unattraktivsten – zusammen mit den Spielflächen der L’Isle-Adam-Anlage. „Hier besteht dringender Handlungsbedarf“, so Schubert. Im Einzugsgebiet leben dato 106 Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren. Sie finden aktuell keine altersgerechten Spielgeräte vor. Es fehlen in diesem Gebiet rund 830 Quadratmeter Spielfläche, diese Lücke soll mittelfristig durch die Anlage eines zusätzlichen Spielplatzes östlich des Bestehenden geschlossen werden. Aber auch der vorhandene Spielplatz an der August-Lämmle-Straße sollte ausgebaut werden. Die Empfehlung aus der Konzeption: Das Schaffen eines weiteren Zugangsrechts über die südlich gelegene Privatstraße, um den suboptimalen westlichen Zugang aus Gründen der Verkehrssicherheit, der Topografie beziehungsweise der Barrierefreiheit in den Süden verlagern zu können.

Zwischen dem Kirchenweinberg, der Ziegel-, Güntter- und der Erdmannhäuser Straße befinden sich lediglich zwei Spielflächen. Eine davon ist der relativ neu errichtete Spielplatz Friedrichslust in der Krummenäckerstraße. Er schneidet mit einer Gesamtnote von 1,8 gut ab. Anders die L’Isle-Adam-Anlage mit ihren Spielflächen. Der Vorschlag der Verwaltung: Mittelfristig sollen nördlich an der Schnittstelle zu den privaten Kleingärten Teilflächen von der Bahn gekauft werden, um einen neuen Spielplatz, abgewandt zur Straße, errichten zu können.

Der Spielplatz an der Torgasse ist der einzige Spielplatz in der Altstadt. Er sollte mittel- bis langfristig saniert und erweitert werden, trug Schubert vor. Die Bezirke Kirchenweinberg und Marbach Süd stellen hingegen Spielplatzschwerpunkte dar. Die vorhandenen Spielplätze sind in einem überwiegend guten Zustand. Lediglich der Spielplatz am Aspergweg sollte mittelfristig aufgewertet werden.