Auf dem Kaufland-Parkplatz in Marbach gäbe es genügend Fläche für eine große Fotovoltaikanlage. Foto: Archiv (Werner Kuhnle

Der Marbacher Schultes will bei Lidl und Kaufland nachhorchen, ob auf deren Gelände Solarmodule denkbar seien. Ein Experte glaubt: Die Firmen würden davon profitieren.

Marbach - Die Fläche ist so groß, dass man locker elf gegen elf darauf Fußball spielen könnte. Im Sommer knallt die Sonne herunter, sodass sich die Autos der Kunden mitunter stark aufheizen. Diese Gemengelage könnte man sich doch zunutze machen und auf dem Marbacher Kaufland-Parkplatz eine aufgeständerte Fotovoltaikanlage installieren, findet Puls-Stadtrat Hendrik Lüdke. Die Fahrzeuge stünden dann im Schatten und die Fläche würde ökologisch aufgewertet, sagte er nun im Verwaltungsausschuss. Lüdke bat deshalb Bürgermeister Jan Trost, bei Kaufland die Möglichkeiten auszuloten.

Idee: Bürgergenossenschaften als Betreiber

Trost sicherte zu, mit dem Unternehmen Kontakt aufzunehmen. Allerdings hat der Rathauschef nicht nur die Fläche von Kaufland im Visier. „Bei Lidl ist es das Gleiche in Grün“, sagte er. Folglich werde er auch bei dem Discounter nachhorchen, wie offen die Verantwortlichen solchen Überlegungen gegenüber sind. Trost berichtete, dass auch der Marbacher Solarvereins-Vorsitzende Hans Martin Gündner das Potenzial der Parkplätze erkannt habe. „Er hat gesagt, dass das eigentlich verlorener Raum ist“, erklärte Trost. Gündner habe ferner den Gedanken in den Raum gestellt, ob vielleicht eine Bürgergenossenschaft dort eine Fotovoltaikanlage betreiben könnte – wenn Kaufland oder Lidl nicht selbst aktiv werden wollen.

Kaufland zeigt sich aufgeschlossen

Ein Modell, das man sich zumindest bei Kaufland vorstellen könnte. „In Marbach haben wir selbst derzeit keine Überdachung unserer Kundenparkplätze mit einer Fotovoltaikanlage geplant. Grundsätzlich stehen wir der Installation einer aufgeständerten Fotovoltaikanlage, beispielsweise durch eine Bürgergenossenschaft, aufgeschlossen gegenüber“, erklärt Pressesprecherin Alisa Götzinger. Allerdings müsse dabei stets der Einzelfall bewertet werden und zum Beispiel die Statik mitspielen.

Experte sieht Mehrwert für die Unternehmen

Wobei es Hans Martin Gündner lieber sehen würde, wenn die Unternehmen selbst das Heft des Handelns in die Hand nähmen. „Die Kosten für aufgeständerte Fotovoltaik – im Gegensatz zur Installation auf Dächern – sind hoch. Es wird kaum möglich sein, die notwendigen Aufwendungen nur über die Stromerlöse zu finanzieren. Für eine Bürgerenergiegenossenschaft würde das sehr schwierig“, erklärt er. Selbstverständlich müssten die Firmen die gleichen Ausgaben schultern, sie hätten aber auch einen Mehrwert, von dem eine Bürgergenossenschaft so nicht zehren würde. Kaufland und Co. hätten einen hohen Energiebedarf zur Kühlung, „und zwar im Schwerpunkt zeitgleich mit sonnigen Zeiten“, erläutert Gündner. Ferner könne mit solargespeisten Auto-Ladepunkten die Einkaufsattraktivität gesteigert werden. Zudem verschaffe ein derartiges Projekt gesellschaftliche Akzeptanz.

Keine aktuellen Pläne für Marbach und Murr bei Lidl

Gleichwohl bestehen derzeit auch bei Lidl keine Pläne zur Errichtung einer Fotovoltaikanlage, weder in Marbach noch in Murr, wie Pressesprecherin Michelle Mueller erklärt. Grundsätzlich nehme das Thema Fotovoltaik im Rahmen der Lidl-Nachhaltigkeitsstrategie aber einen großen Stellenwert ein. „Wir planen, die Anzahl unserer Filialen mit Fotovoltaikanlagen sukzessive zu erhöhen. Bei Bestandsfilialen entscheiden wir individuell, wo die Installation einer solchen Anlage aufgrund der örtlichen Gegebenheiten sinnvoll ist“, erläutert Mueller. Auch Kaufland beteuert, bei neuen Filialen oder Modernisierungen bestehender Märkte auf Solarmodule zu setzen – sofern es Umgebung und Statik erlauben. Der selbst erzeugte Strom werde direkt in den Filialen genutzt.

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