Klimahölle: Trocken, unfruchtbar und wenn es regnet, ist es Feuer. Illustration von Gustave Doré. Foto: imago/Leemage/imago stock&people

In diesem Jahr wird der 700. Todestag des italienischen Dichters Dante Alighieri begangen. Seine „Göttliche Komödie“ ist eines der großartigsten Werke der europäischen Literatur. Es handelt von einer Reise ins Jenseits. In unserer Serie „Dante lesen“ reisen wir mit.

Stuttgart - Kaum ein Buch hat durch die Jahrhunderte so eine Karriere gemacht, wie die „Göttliche Komödie“, kaum eines wird so wenig gelesen. Doch wir wollen die drastischen Jenseits-Abenteuer des vor 700 Jahren gestorbenen Dichters Dante Alighieri nicht den Experten überlassen. In jeder Woche arbeiten wir uns weiter in die Unter- und Überwelt dieser vielleicht ersten Roadnovel der Geschichte vor – hier unser Bericht, Folge 12:

Manche Gegenden in der Hölle sehen zu Dantes Zeiten schon so aus, wie die Erde nach dem Klimawandel: überdurchschnittlich warm, trocken und unfruchtbar. „Wir kamen zu einer Sandöde, von deren Oberfläche jeglicher Bewuchs verbannt war.“ Eine gute Gelegenheit, sich mit dem unterirdischen Bewässerungssystem etwas vertraut zu machen.

Die erste Klassikerzertrümmerung

Die Höllenflüsse entspringen aus dem Innern eines Riesen auf Kreta. Seine Körperteile sind aus Gold, Silber, Eisen und Ton. Sie haben Risse, aus denen Tränen strömen, die Acheron, Styx, Phlegeton und Kozytus nähren. Das mag man glauben oder nicht. In jedem Fall staunt man über die Freiheit, mit der Dante alle möglichen Quellen anzapft, mischt und schüttelt. Hier zum Beispiel den biblischen Traum Nebukadnezars vom Riesen auf tönernen Füßen mit Ovids Lehre der absteigenden Zeitalter von Gold über Silber, Bronze zu Eisen. Und dann soll das Ganze auch noch auf aktuelle Konfliktlagen um 1300 verweisen, der eiserne Fuß auf das Kaisertum, der tönerne auf das Papsttum.

In der Hölle geht es zu wie auf der zeitgenössischen Bühne: Man schnappt sich, was man brauchen kann, schreibt die alten Texte um, montiert und kompiliert. Dante ist der erste Klassikerzertrümmerer - auch wenn er die kühnsten Bearbeitungen seinem Begleiter Vergil in den Mund legt.

Dante: Commedia. Inferno, Canto 14. Alle bisherigen Folgen finden Sie hier.