Zum Abschluss des Kurses gab es Urkunden und zwei prall gefüllte Rettungsrucksäcke für den Ernstfall. Foto:  

An der Erich Kästner Realschule sind 16 Jugendliche zu Schulsanitätern ausgebildet worden. Sie können künftig ihren Mitschülern zur Seite stehen. In zwei Tagen haben die Sechst- bis Zehntklässler in einem speziellen Kurs wichtige Erste-Hilfe-Maßnahmen für den Notfall gelernt.

Steinheim - Es ist schon 14 Uhr. Die Schüler sitzen im Kreis und hören konzentriert zu. Der Pausengong ertönt - doch anders als sonst, springt keiner der Jugendlichen auf. So geht das schon seit 8 Uhr morgens. Die Lehrerin und Organisatorin des Kurses, Jessica Nickel, ist fasziniert, wie aufmerksam und interessiert die insgesamt 16 Schüler der Erich Kästner Realschule in Steinheim den Ausbildern Holger Lengelke und Riccardo Lardino lauschen. Und das ist kein Wunder: Sie alle wollen schließlich Schulsanitäter werden und später einmal bei Unfällen in der Schule ihre Mitschüler versorgen und – falls notwendig – erste lebensrettende Maßnahmen einleiten, bis dann der Rettungsdienst eintrifft.

So vielfältig wie die Schüler selbst, so unterschiedlich ist auch ihre Motivation zu dieser Ausbildung. Die zwölfjährige Alina beispielsweise, wollte schon immer etwas in diese Richtung machen. Ihre Oma habe ihr das aus ihrer Erfahrung als Kindergärtnerin ans Herz gelegt. Nino dagegen ist einfach mit dabei, weil es ihm Spaß macht. Simon findet das Thema spannend. Er bringt von zu Hause bereits viel Wissen mit: seine Mutter ist Krankenschwester. Leon dagegen hat einmal miterlebt, wie ein Freund schwer gestürzt ist. Das habe bei ihm dann den Entschluss reifen lassen, in Zukunft besser vorbereitet sein zu wollen und Hilfe leisten zu können.

Schüler bringen ein „tolles Grundwissen“ mit

Souverän beantwortet Nadine die Frage der beiden Ausbilder, was sie bei einem bewusstlosen Menschen auf der Straße als Erstes unternehmen würde. „Die Atmung kontrollieren: Zehn Sekunden hören, sehen und fühlen und dann Herz-Lungen-Wiederbelebung – oder falls Atmung vorhanden ist, in die stabile Seitenlage bringen“, weiß sie.

Ausbilder Holger Lengelke quittiert die wie aus der Pistole geschossene Antwort mit einem: „Perfekt, ja so geht’s!“ Genau so einen souveränen Ersthelfer würden sich vermutlich viele im Notfall an ihrer Seite wünschen. Lebensretter, die kompetent und couragiert sind – und nicht nur erste lebensrettende Maßnahmen kennen, sondern diese auch anwenden, ist sich Jessica Nickel sicher. Die Lehrerin koordiniert an der Realschule die Ausbildung der Schulsanitäter. Und auch Ausbilder Lengelke bestätigt: „Die Schüler hier haben ein tolles Grundwissen.“

Die Ausbildung ist für die Schule kostenlos

Und das können die beiden Ausbilder durchaus kompetent beurteilen. Denn im „normalen Leben“ arbeiten sie beide aktiv im Rettungsdienst. Einsätze wie den Kurs für die Jugendlichen machen sie ehrenamtlich für die gemeinnützige Organisation InsideTeam. Die Schule muss für die Ausbildung der Schulsanitäter nichts bezahlen. Der Verein finanziert sich rein über Spenden – keine leichte Aufgabe in diesen Tagen. „Wir freuen uns daher über jede Spende, egal ob von Firmen oder privat. Nur auf dieser Basis können wir weiter solche kostenlosen Schulungen wie hier anbieten“, umreißt Riccardo Lardino die finanzielle Herausforderung.

Im Notfall handel viele instinktiv

Doch wie reagiert man denn nun richtig, wenn tatsächlich der Notfall eintritt und ein verletzter Mitschüler umgehend versorgt werden muss? Yannik war schon einmal in der Situation, einem verletzten Menschen helfen zu müssen. „Da reagierst du einfach instinktiv richtig“, beschreibt er, wie er voller Adrenalin gar nicht viel nachgedacht habe, sondern einfach geholfen habe. Da sei bei ihm quasi „wie am Schnürchen“ unbewusst das Programm abgelaufen, beschreibt der Schüler die Unfall- und Hilfesituation. „Kein Wunder, denn manche Schüler sind schon seit sechs Jahren dabei“ erläutert Jessica Nickel das Wissen und den durchaus fortgeschrittenen Ausbildungsstand ihrer Gruppe.

Doch Lob gibt es von den Ausbildern auch für die Lehrerin selbst. „So eine engagierte Lehrkraft wie Jessica Nickel erleichtert unsere Aufgabe enorm“, freut sich das Team über die gute Unterstützung in Steinheim. Und am Ende des zweiten Kurstages ist es dann auch endlich soweit: Die frisch ausgebildeten Schulsanitäter bekommen ganz offiziell zwei Rettungsrucksäcke nebst ihrer Urkunde überreicht. Damit sind die Schüler für ihre zukünftigen Einsätze an der Realschule gut gewappnet!