Die Bus-Fahrgäste aus dem Bottwartal kommen häufig zu spät in Marbach an, und verpassen dadurch ihren S-Bahn-Anschluss. Foto:  

Großbottwar stimmt als letzte Kommune dem Bündel an kurzfristig umsetzbaren Maßnahmen zu. Eine separate Busspur bleibt aber in der Warteschleife.

Großbottwar - Die Verkehrsprobleme im Bottwartal und vor allem zwischen Murr und Marbach haben oft zur Folge, dass die Fahrgäste der Linienbusse ihren S-Bahn-Anschluss in Marbach verpassen. Die Wege, das zu ändern, sind steinig. Noch steht in den Sternen, ob die Bottwartalbahn reaktiviert wird. Und es ist nicht beschlossen, dass der Bus auf den letzten Kilometern Richtung Marbach einmal eine eigene Spur erhält. Zumindest können jetzt aber Maßnahmen umgesetzt werden, die kurzfristig kleine Verbesserungen bringen sollen. Mit Großbottwar kam dafür am Mittwoch aus der letzten beteiligten Kommune grünes Licht.

Der Gemeinderat segnete ab, dass sich die Stadt mit knapp 7750 Euro an der Umsetzung dieser kurzfristigen Verbesserungen beteiligt. Zugestimmt hatten in den vergangenen Wochen und Monaten bereits Marbach, Murr, Steinheim, Oberstenfeld und Beilstein. Die Gesamtkosten liegen bei 85 000 Euro, wovon der Landkreis Ludwigsburg die Hälfte bezahlt.

Der errechnete Zeitgewinn für die Busse im Bottwartal ist mit 118 Sekunden Richtung Marbach und 88 Sekunden Richtung Norden überschaubar. Erreicht werden soll er bis 2021 mit einer ÖPNV-Bevorrechtigung an Ampeln. Sprich: Die Ampel wird grün, sobald sich ein Linienbus nähert. Angedacht ist das in Fahrtrichtung Marbach an den Kreuzungen der L1100 nach Benningen und zur Häldenmühle sowie an der Oehlerkreuzung. Allein hier würden Richtung Bahnhof 82 Sekunden rausgeholt. In der Gegenrichtung wird der Bus an der Kreuzung Richtung Benningen und bei der Bergkelter bevorrechtigt, was in der Theorie 32 Sekunden ausmacht. In Murr Richtung Ortsausgang Steinheim wird ein Parkverbot eingerichtet.

In Oberstenfeld, Großbottwar und Steinheim sind darüber hinaus teils in beiden Richtungen ebenfalls Beschleunigungen geplant. Die Busse haben hier bereits eine Bevorrechtigung an Ampeln – diese soll aber optimiert und von Schleife auf Funk umgestellt werden.

Die Großbottwarer fassten den Beschluss im zweiten Anlauf, nachdem der Technische Ausschuss das Thema im November vertagt hatte. Der Grund: In der Storchenstadt setzt man voll auf die Karte Bottwartalbahn. Die Befürchtung ist, dass bei kurzfristigen Verbesserungen und der Einrichtung einer Busspur die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass die Bahn rollen wird. Bürgermeister Ralf Zimmermann holte daher in der Zwischenzeit eine Stellungnahme beim Landratsamt ein. Die sagt aus, dass diese Maßnahmen keine Auswirkungen auf die Planung der Bahn haben.

Entsprechend sprach sich der Rat nun zum Großteil für die kurzfristigen Maßnahmen aus. „Da kann ich mitgehen, alles andere, wie die Busspur, sollten wir uns vorbehalten. Wir müssen die Bahn mit aller Macht angehen“, sagte Robert Wien (FBWV). Fraktionskollege Thomas Stigler fügte an: „Es wird Jahre dauern, bis die Schiene kommt. Die kleinen Verbesserungen sollten wir schaffen. Selbst eine Busspur darf aber nur eine Übergangslösung sein.“ Eine „kleine Sünde“ wäre es laut Paul Wien (FDP), würde man die kurzfristigen Verbesserungen ablehnen.

Die SPD sieht das anders, bei ihr stimmten Angelika Maier, Doris Daniel und Oliver Hartstang dagegen. Von „rausgeschmissenem Geld“ sprach Maier, die das Geld lieber in die Planung der Bahn stecken würde. Die Kreuzungen vor Marbach seien trotzdem verstopft. Sie äußerte die Idee, den Bus immer über die Schweißbrücke fahren zu lassen, wie während der Sperrung bei der Häldenmühle. „So rum ging’s schneller.“ Tobias Gabler (FBWV) gab zu bedenken, dass die Bahn alle 15 Minuten fahre. „Da ist es nicht ganz so tragisch, eine zu verpassen. Kommt man ohne Stau durch, muss man auch zehn Minuten warten, bis die Bahn fährt.“