Erhard Fichtner und Markus Kleemann in einem früheren Klassenraum. Äußerlich sind nur die Fenster neu, ihre Form blieb erhalten. Foto: avanti

Die
zweijährige Sanierung des Gebäudes aus dem Jahr 1898 in Gronau ist abgeschlossen. Wo sich einst Schüler tummelten, befinden sich jetzt zwei Büros und drei hochwertige Wohnungen. Der erste Bezug steht bevor.

Oberstenfeld-Gronau - Wo noch bis vor fünf Jahren die Grundschüler aus Gronau und Prevorst ein am Ende stark sanierungsbedürftiges Schulgebäude besuchten, erstrahlt heute alles in einem hellen, neuen Glanz. Drei Jahre sind vergangen, seit die Gemeinde Oberstenfeld das Haus an der Gronauer Schulstraße ans Ehepaar Erhard und Tanja Fichtner verkaufte. Das nahm direkt die Kernsanierung des denkmalgeschützten Gebäudes in Angriff. Und inzwischen sind die Arbeiten abgeschlossen. Entstanden sind zwei Büros und drei Wohnungen. Ab Juli werden die ersten Räume vermietet.

Während das äußere Erscheinungsbild der Alten Schule – wie vom Denkmalamt vorgegeben – abgesehen von neuen Fenstern unverändert blieb, hat sich im Inneren nahezu alles verändert. Frühere Zimmer wurden teils zusammengelegt, neue Wände eingezogen, es gibt einen neuen Hintereingang, und es wurde ein neuer Eichenboden verlegt. Auch Dach-Loggien und eine Dachterrasse sind entstanden. Besonders lassen die Einrichtung neben den hohen Decken auch Überbleibsel aus früheren Tagen erscheinen: Die hölzerne Treppe blieb vor allem im unteren Teil vollständig erhalten, ebenso einige Säulen. Und viele Zimmertüren kommen, wenn auch in neuen Wänden, weiterhin ihrer Bestimmung nach. Abgeschliffen, in Szene gesetzt und teils umfunktioniert zur Schiebetür.

Bürgermeister spricht von einem „Schmuckstück“

Von einem „Schmuckstück“ spricht der Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann, der überzeugt ist, „glücklicherweise den richtigen Investor gefunden zu haben“. Das wiederum sei auch der einzige Beitrag der Gemeinde gewesen. „Die Zeit, das Engagement und den finanziellen Aufwand, den die Familie Fichtner hier eingebracht hat, hätten wir als Gemeinde nie leisten können“, verdeutlichte Kleemann am Freitag bei einer Besichtigung. Das Ziel, das stark sanierungsbedürftige Haus für die Zukunft zu erhalten, sei gelungen. An Akzeptanz hätte es auch nie gefehlt. Denn die Gronauer hätten zwar eine Verbindung zum Gebäude. Ihnen sei aber auch klar gewesen, dass man etwas tun muss, um es zu erhalten.

Beigetragen hat zur Akzeptanz sicherlich, dass die neuen Eigentümer aus dem Bottwartal kommen. Erhard Fichtner stammt aus Kleinbottwar, seine Firma Protec sitzt in Beilstein. „Ich bin tausende Male an diesem Haus vorbeigefahren“, blickt er zurück. Die Sanierung ging er mit seinem Bruder Uwe Fichtner an, der Architekt ist. Ziel war es, möglichst viel zu erhalten. Allerdings musste dann doch ein neuer Boden her, denn es stellte sich heraus, dass es in manchen Zimmern bis zu fünf Zentimeter Versatz gab. Jetzt ist alles eben und mit Trittschall ausgestattet. Herausfordernd sei es auch gewesen, die Leitungen durch die alten Balken zu verlegen.

Denkmalschutz bringt Herausforderungen mit sich

Und anfangs habe das Denkmalamt es abgelehnt, einen Sonnenschutz an den Fenstern anzubringen, was ein Arbeiten in den Büros im Sommer nahezu unmöglich gemacht hätte. Letztlich gab es auf Drängen der Energieberaterin aber grünes Licht. Getrickst wurde bei der großen Eingangstüre, die zwar nach außen hin unverändert blieb, innen aber quasi mit einer neuen Türe verbunden wurde. So werden Denkmalschutz und Sicherheitsstandards hier gleichermaßen eingehalten.

1,4 Millionen Euro investierten die Fichtners in die Kernsanierung, die durch örtliche Handwerksbetriebe umgesetzt wurde. Ziel ist nun, die hohen Kosten durch eine langfristige Vermietung der hochwertigen Räume zu stemmen. Dieser Prozess werde seine Generation aber überdauern, schildert Erhard Fichtner schmunzelnd, der gottfroh ist, aufgrund der stark gestiegenen Rohstoffpreise die Sanierung abgeschlossen zu haben. Die größte Wohnung, in der eine Familie Platz findet, ist noch zu haben. Die Dachgeschoss-Wohnung ist vorgemerkt, die dritte vergeben. Dass nicht die günstigsten Preise aufgerufen werden, ist aus Sicht von Markus Kleemann nachvollziehbar. „Im Prinzip ist das ein Neubau.“

Keller ist komplett neu entstanden

Apropos neu: Das ist auch der Keller, der bisher kaum einen Meter hoch war und in dem man nur kriechend vorankam. Er wurde ausgebaggert. Entstanden ist in zeitraubender Arbeit ein schmucker Aufenthaltsraum mit Teeküche – umgeben von freigelegtem Sandstein und den alten Türen des Ofens. Die sind nur noch Zierde. Inzwischen heizt eine Pelletheizung.