Der Turm der Martinskirche erstrahlt in neuem Glanz. Die Sanierung ist abgeschlossen, das Affalterbacher Wahrzeichen bietet einen schönen Anblick. Foto: Werner Kuhnle

Die Sanierung der Affalterbacher Martinskirche hat länger gedauert als gedacht. Es droht aber schon eine weitere Baustelle.

Passanten in Affalterbach erfreuen sich schon seit November am Anblick der vom Baugerüst befreiten Martinskirche. Das Gotteshaus trug das Korsett seit Januar 2020 mit einer etwa achtmonatigen Unterbrechung rund zwei Jahre lang – und damit gefühlt etwa ein Jahr länger als erwartet. Denn zunächst wollte die evangelische Kirchengemeinde nur das Fachwerk des mehr als 1000-jährigen Gebäudes erneuern.

Das Gotteshaus in der Apfelbachgemeinde ist denkmalgeschützt. In seinem Turm spiegelt sich Geschichte. „Ursprünglich war es ein Wehrturm der christlichen Franken gegen die heidnischen Alemannen – die Franken wandelten ihn später zum Kirchturm um“, erzählt Manfred Sakschewski, Mitglied des Bauausschusses der evangelischen Gemeinde. Das Besondere an der Kirche: „Der Turm blieb immer romanisch, obwohl sich im Kirchenschiff mehrmals etwas änderte.“ Aber gerade der Turm bereitete der Kirchengemeinde Probleme.

Morsche Balken fielen schon vor sechs Jahren auf

Morsche Balken im Fachwerk fielen den Verantwortlichen bereits vor sechs Jahren während der Dachsanierung auf. Damals musste die Kirchengemeinde den Finanzplan von 291  000 Euro auf 437  000 Euro anheben. Dann ging es im Jahr 2019 auf der Baustelle richtig los: Zunächst waren die Mitstreiter um den Pfarrer Siegbert Ammann noch zuversichtlich, die Fachwerksanierung nach einem Jahr zu beenden. Dabei bewältigten die Handwerker beachtliche Herausforderungen. „Sie mussten in 26 Meter Höhe bis zu 500 Kilo schwere Eichenbalken einbauen, da das alte Gebälk so stark von Pilzen befallen und gefault war, dass man einen Finger hineindrücken konnte“, erinnert sich Manfred Sakschewski.

Der Zahn der Zeit hatte jedoch nicht nur am Fachwerk, sondern auch am Natursandstein des alten Turms genagt. Gesteinsbrocken fielen herunter, die Wiese bei der Kirche wurde gesperrt. „Wir mussten einen neuen Finanzierungsplan erstellen“, erklärt Manfred Sakschewski. Der alte Finanzplan – auch das Land gab darin rund 33  000 Euro aus dem Denkmalschutz für die auf etwa 437 000 Euro geschätzte Sanierung – musste für ein zweites Projekt im Anschluss erweitert werden. Die Affalterbacher Kirchengemeinde plante mit weiteren rund 136 000 Euro für die Sandsteinsanierung. „Ohne die Hilfen des Landes, der Gemeinde und des Kirchenbezirks hätten wir es nicht geschafft.“ Allein das Land gab für die Dachsanierung im Jahr 2014 und die beiden anderen Sanierungsschritte rund 100 000 Euro. Sakschewski schätzt den Eigenanteil der Kirchengemeinde auf 60 Prozent. Der Freundeskreis der Martinskirche (FreuMa) habe immer wieder den Spendenstand in die Höhe getrieben.

Alte Sandsteine mussten katalogisiert werden

Den alten Sandstein bauten Spezialisten schließlich im August 2021 aus. Sie katalogisierten die Steine, damit sie mit Material aus einem Steinbruch bei Schwetzingen nachgebaut werden konnten. Steinmetze fügten die neuen Steine im Herbst vorigen Jahres ein. „Mitte November konnten wir das Gerüst abbauen lassen“, erinnert sich Manfred Sakschewski. Die Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz des Landes sei positiv, die Forderungen an die Originaltreue im Nachbau seien maßvoll gewesen.

Die Sanierung der Martinskirche wird aber wohl in den kommenden Jahren noch weitergehen. Manfred Sakschewski befürchtet, dass das Gebäude im Fundament nicht richtig steht. Im Kirchenschiff habe man Risse entdeckt, die höchstwahrscheinlich auf den Baugrund zurückzuführen seien. „Eventuell müssen wir das Fundament unterfüttern.“ Das werde sich in den nächsten Monaten entscheiden. „Sollte alles in Ordnung sein, können wir zur Innensanierung übergehen.“ Wahrscheinlicher dürfte sein, dass auf die Kirchengemeinde in etwa zwei Jahren eine neue Baustelle zukommt.

Das Land fördert Denkmalschutz-Projekte

Im Landkreis Ludwigsburg
fördert das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen (MLW) die Natursteinsanierung an der Affalterbacher Martinskirche mit rund 33 000 Euro. Außerdem unterstützt das MLW die Sanierung der Mundelsheimer Nikolauskirche samt Kirchturm, Tragwerk und Fachwerk mit insgesamt 41 000 Euro, die der Freudentaler Pfarrkirche mit etwa 26 000 Euro und die Sanierung von Dach und Fachwerk am Rathaus Münchingen mit 63 000 Euro.