Der Kindergarten Hauäcker ist in die Jahre gekommen – der Sanierungsbedarf ist höher als angenommen. Foto: Ralf Poller/avant/i

Die Gemeinde Oberstenfeld muss den Kindergarten Hauäcker weitersanieren. Ein Abriss mit Neubau käme die Kommune aber teurer.

Manche Kommunen machen mit älteren Kindergärten kurzen Prozess. Die Gemeinde Oberstenfeld hingegen will die Kita Hauäcker erhalten, auch wenn sie längst zum Problemkind geworden ist. Im Gebäude aus dem Jahr 1980 ist bei einer unerwarteten Dachsanierung im Vorjahr schon wieder ein Makel festgestellt worden. Einen Abriss und einen Neubau will die Kommune trotzdem nicht anpacken. Sie hat schon zu viel Geld in die Sanierung gesteckt, als dass sie dafür einen Millionenbetrag in die Hand nehmen wollte.

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Die Geschichte der Schäden in dem mehr als 40  Jahre alten Gebäude reicht weit zurück. Oft wurde am Kindergarten Hauäcker geflickt. Das erschien jeweils wirtschaftlicher als ein Neubau. Zwar musste die Gemeindeverwaltung die Innensanierung wegen knapper Haushaltsmittel verschieben, doch hielt sie im Vorjahr letztlich Wort. Allerdings drang Starkregen im Juli kurz vor dem Wiedereinzug durch das Dach, das sich als gewölbt herausstellte. Auch hier sanierte die Gemeinde. Groß war die Freude, als die Kinder im Oktober wieder aus ihrem Übergangsquartier in der Lichtenbergschule zurückkehren konnten.

Vermeintliches Happy End hat ein Nachspiel

Das vermeintliche Happy End hatte jedoch ein Nachspiel: Das Oberstenfelder Bauamt stellte bei der Abnahme der Dachbegrügung fest, dass die bituminöse Dachabdichtung erneuert werden muss. Das Baurecht sieht bei UV-Einstrahlung eine beschieferte Bitumen-Schweißbahn vor. Die neue Abdeckung ist auch nötig, weil im Winter erneut eine Stelle des Daches undicht war. Anbringen wird die Abdeckung jetzt eine Pleidelsheimer Firma für rund 78 000 Euro.

Die neuerlichen Gesamtausgaben von rund 130 000  Euro warfen im Gemeinderat die Frage auf, ob ein Abriss nicht besser sei. „Der Kindergarten wurde damals schnell gebaut, und wir waren nie zufrieden – vor zwei Jahren haben wir uns schon gefragt, ob wir die Kita abreißen sollen“, sagte Rolf Lutz, Fraktionsvorsitzender der SPD. Er befürchtet, dass es in zwei Jahren erneuten Sanierungsbedarf gibt. „Mit solchen fliegenden Bauten kann man nicht mehr viel machen.“

Zementfaserplatten mit Asbest werden entfernt

Nach der Innensanierung sehe die Kita toll aus und es sei niemand davon ausgegangen, dass das Dach durchbiege, hielt der Bürgermeister Markus Kleemann dagegen. Hätte man früher gewusst, welche Schäden noch entstehen, wären die Weichen anders gestellt worden. Die Entscheidungen reichten bis vor seinen Amtsantritt zurück. Jetzt müsse man „mit der Faust in der Tasche“ die weitere Sanierung angehen. Denn ein Neubau würde insgesamt deutlich teurer werden.

Im Zuge der Dachsanierung lässt die Gemeinde auch die etwa 60 mal 40 Zentimeter großen Zementfaserplatten der Dachumrandung mit schädlichem Asbest entfernen. „Wir werden alles tun – wie mit dem Landratsamt, dem Architekten und dem Fachingenieur besprochen –, damit während des Abbaus keine Gefahr für Kinder und Mitarbeiter besteht“, erklärte Markus Kleemann am Freitag. Der Bürgermeister versicherte zudem, dass für die Kita-Nutzer zu keiner Zeit eine Gefährdung bestanden habe.

Nur Spezialfirmen dürfen Asbestplatten bemalen

Die Fassade des Kindergartens benötigt laut Bauamt dringend einen neuen Anstrich. Die Farbe wird auf etwa ein Zentimeter dicke großformatige Asbestplatten aufgetragen. Die Platten dürften nur von Spezialfirmen gereinigt und gestrichen werden, heißt es in der Sitzungsvorlage. Eine Heilbronner Firma bekam für etwa 14  000 Euro den Zuschlag.

Kritik an der Maßnahme äußerten Michael Meder und Annette Kori von den Freien Wählern. Sie befürchten, dass sich die Gesetzgebung gegen Asbest künftig verschärfe und die Gemeinde die Platten dann eh von der Fassade entfernen lassen müsse.