Ute Rößner (links) ist von ihrem Amt zurückgetreten. Foto: Archiv (Phillip Weingand)

Die Vorsitzende des Marbacher Komitees für Städtepartnerschaften Ute Rößner ist wegen Rathauschef Jan Trost zurückgetreten.

Marbach - Wer gedacht hat, dass sich nach dem hitzigen Bürgermeister-Wahlkampf in Marbach die Wogen schnell wieder glätten würden, wird mehr und mehr eines Besseren belehrt. Zumindest auf der Ebene des Gemeinderats scheint die Lage eher zu eskalieren, als dass Gräben zugeschüttet würden. Vorläufiger Höhepunkt ist der Rücktritt von Ute Rößner als Vorsitzende des Partnerschaftskomitees der Schillerstadt.

Rößner hob am Donnerstag im Verwaltungsausschuss hervor, dass für eine erfolgreiche Arbeit in dem Amt eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister der eigenen Stadt eine entscheidende Voraussetzung sei. „Für mich ist diese Basis der vertrauensvollen Zusammenarbeit nicht mehr gegeben“, erklärte die Sozialdemokratin, die sich im Gegensatz zu den meisten ihrer Fraktionskollegen im Wahlkampf auf die Seite des größten Trost-Gegenspielers Timo Jung geschlagen hatte. Vor diesem Hintergrund habe sie sich schweren Herzens dazu entschlossen, die Position als Vorsitzende des Partnerschaftsausschusses „mit sofortiger Wirkung aufzugeben“. Auf telefonische Nachfrage erklärt sie, dass Trost nach der Wahl zugesichert habe, mit allen Kritikern das Gespräch suchen zu wollen. „Mit mir hat er aber seit drei Monaten kein Wort geredet“, sagt Rößner, die bei ihrem Statement im Ausschuss mit den Tränen zu kämpfen hatte.

Trost bedauert Rößners Rücktritt

Trost zeigte sich „ziemlich tief betroffen“ von der Ankündigung der Stadträtin. Er sei stets davon ausgegangen, dass man in den vergangenen Jahren gut zusammengearbeitet habe. „Ich muss hier deutlich sagen, dass ich diesen Schritt außerordentlich bedauere“, erklärte er. Der Beschluss sei zwar offensichtlich schon gefallen, aber vielleicht könne man darüber nochmal diskutieren.

Rößner klang allerdings nicht danach, als könne man sie umstimmen. „Ich bitte darum, meine Entscheidung zu respektieren“, sagte die Sozialdemokratin – die kurze Zeit später Zeugin wurde, wie Hendrik Lüdke von Puls dem Scharmützel zwischen Trost-Freunden und Trost-Kritikern neue Nahrung gab.

Lüdke brachte zunächst sein Missfallen darüber zum Ausdruck, dass CDU und Grüne den Bürgermeister für sein Verhalten in der jüngsten Gemeinderatssitzung gescholten hatten. Hier war der Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling von einem Bürger in schamloser Weise attackiert worden. Trost griff nicht ein. In der Folge wurde deshalb bemängelt, dass er sich nicht schützend vor seinen Mitarbeiter gestellt habe. Ein Fehlverhalten, das Trost im Nachgang selbst einräumte. Lüdke hätte sich ebenfalls gewünscht, dass der Bürgermeister Partei für seinen Amtsleiter ergriffen hätte, nannte es aber nun „ein wenig billig“, Trost deshalb anzugreifen. Es sei schließlich auch kein Stadtrat spontan aufgestanden, um Seiberling zur Seite zu springen. Und wenn Trost auf den Tisch gehauen hätte, wäre ihm daraus auch ein Strick gedreht worden, spekulierte Lüdke.

Kritik in Richtung Grünen-Stadtrat

Darüber hinaus nahm sich der Puls-Mann Sebastian Engelmann von den Grünen zur Brust. Der hatte bemängelt, dass Trost sich zwar im Wahlkampf den Klimaschutz auf die Fahne geschrieben hatte, aber keinen Vorschlag zum Erreichen der Ziele vorgelegt habe. Engelmann forderte deshalb, dass der Rathauschef ein Strategiepapier vorlegen solle, wie die Stadt sich bis 2030, wie angekündigt, CO2-neutral aufstellen könne. Lüdke meinte nun im Ausschuss, dass Trost der falsche Adressat für die Kritik sei. Freie Wähler, CDU, SPD und der frühere Erste Beigeordnete Gerhard Heim hätten sich doch in der Vergangenheit dagegen gesperrt, einen Klimaschutzmanager einzustellen. „Die von Herrn Engelmann geäußerte Erwartung, dass Herr Trost persönlich und ohne Hilfe seiner Amtsleiter ein Strategiepapier vorlegen muss, ist wenig passend und auch abwegig“, sagte Lüdke in Richtung des Grünen-Stadtrats – der selbst nicht in der Sitzung war und sich somit auch nicht verteidigen konnte.

In den vergangenen Tagen hatte es bereits Kritik am Führungsstil von Jan Trost gegeben.

Im Grundsatz pflichtete Heinz Reichert (SPD) Lüdke bei. Reichert, der für Trost im Wahlkampf die Werbetrommel gerührt hatte, erklärte, dass der Bürgermeister nicht zu Unrecht Kritik wegen der nicht parierten Angriffe auf den Ordnungsamtsleiter habe einstecken müssen. „Aber die Art und Weise war total überzogen. Ich bin von Leuten angesprochen worden, die gesagt haben: War das jetzt eine Retourkutsche, weil man eine Wahl verloren hat, die man anders haben wollte?“, berichtete Reichert. Die Vorwürfe hätte man auch nicht-öffentlich äußern können, findet er.