Die Böblingerin Marion Lorbert, Siegerin der Klasse M, auf ihrem Pferd Don Pedro 138. Foto: Baumann (Julia Rahn)

Auch ohne S-Prüfung hat das Turnier des RFV Murrgau 220 Reiter angelockt.

Marbach-Rielingshausen - In der Meldestelle beim RFV Murrgau geht es zu wie in einem Taubenschlag. Eine Mutter kommt mit ihrer Tochter herein, um sich die Startnummer geben zu lassen. Immer wieder klingelt das Telefon, Reiter sagen kurzfristig ab oder wollen noch bei einem weiteren Wettbewerb starten. Im Minutentakt öffnet sich eine Tür, durch die Papiere hereingereicht oder herausgegeben werden. Zum Essen kommt Anne Gebhardt nur in Etappen, immer wieder muss sie die Gabel aus der Hand legen. Doch die 34-Jährige bleibt im Turniertrubel die Ruhe in Person, schließlich macht sie den Job in der Meldestelle seit gut 15 Jahren. „Zwei Jahre nach meinem Abitur habe ich damit angefangen“, erinnert sie sich. Gebhardt ist eine von rund 100 Ehrenamtlichen, die dafür gesorgt haben, dass das Dressurturnier des RFV Murrgau am vergangenen Wochenende reibungslos über die Bühne gegangen ist. „Wir haben viele Rückmeldungen von Reitern bekommen, die sich für die gute Organisation bedankt haben“, erzählt sie. Das Gros der Teilnehmer kommt aus dem Großraum Ludwigsburg, aber auch aus Schwäbisch Hall, Heilbronn oder Leonberg. Eine Reiterin ist sogar aus Mannheim auf die Anlage in Rielingshausen angereist.

Mit rund 220 Startern ist das Teilnehmerfeld ein bisschen kleiner als in den vergangenen Jahren. Ein Grund dafür ist, dass zeitgleich ein Dressurturnier in Schorndorf stattfindet. „Das hat natürlich viele Reiter aus dem Rems-Murr-Kreis und aus der Aalener Gegend abgezogen“, weiß Anne Gebhardt. Der zweite Grund: Die Organisatoren richten erstmals seit vielen Jahren keinen Wettbewerb in der S-Klasse aus. „Einige haben das bedauert“, so der Vereinsvorsitzende Rudolf Singer.

Der Grund für den Wegfall der S-Prüfung ist nicht nur, dass der RFV Murrgau derzeit kaum Reiter hat, die in der S-Klasse starten könnten, sondern hat vor allem mit der Logistik des Turniers zu tun. „Ich bedauere das sehr, denn Leistung spielt beim Dressurreiten natürlich eine Rolle“, erklärt Rudolf Singer. Somit ist die Prüfung in der M-Klasse der hochwertigste Wettbewerb des diesjährigen Turniers.

Dafür hat dieses einen starken breitensportlichen Akzent. „Es geht uns auch darum, Kinder für den Reitsport zu interessieren und heranzuführen“, erklärt der Vorsitzende. Dieses Vorhaben geht voll auf: Am Sonntagnachmittag drängen sich Familien mit Kindern auf der Anlage, um bei der Voltigiervorführung und dem Ponyreiten erste Erfahrungen mit den Vierbeinern zu machen. Als Longenführer beim Voltigieren stellt sich der mehrfache DM-Teilnehmer Michael Walker zur Verfügung, der sich auch dieses Jahr für die nationalen Titelkämpfe qualifizieren will und zudem Auftritte in der Slowakei und den Niederlanden geplant hat. „Voltigieren ist ein guter Einstieg in den Reitsport, weil man Vertrauen zum Pferd bekommen muss und hinterher viel sattelfester ist“, erläutert er.

Auch der Führzügel- und die Reiterwettbewerbe sollen vor allem die Breitensportler ansprechen. „Das sind klassische Einstiege in den Turniersport“, erklärt Rudolf Singer. Die Kinder würden dabei lernen, locker auf dem Pferd zu sitzen und die Bewegungen des Tieres mitzugehen. „Am Anfang klammern sich die meisten Kinder am Zügel fest. Es braucht seine Zeit, bis man ein Tier zum Trab oder Galopp bringt“, weiß Singer nur zu gut.

Mit Anouk Malin Potschka auf Tiffaney Trott stellt der RFV Murrgau im „Reiterwettbewerb Schritt – Trab – Galopp“ einen Turniersieger. Dritte wird Clara-Maria Rieger vom RFV Bottwartal. Die Dressurprüfung der Klasse M gewinnt Marion Lorbert vom RFV Böblingen auf Don Pedro 138 vor Kim Martin (RSG Oßweil) auf Dalmazio und Lea Hertwig vom Reiterhof Pleidelsheim auf Sancaster.