Frenetischer Jubel beim BMW-Team: Christoph Magg lenkt den Wagen als erster über die Ziellinie. Foto:  

Christoph Magg hat mit seinem Team das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring gewonnen.

Marbach-Rielingshausen - Für viele Motorsportler ist das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring der Höhepunkt der Saison. Nicht nur, weil es Mensch und Maschine alles abverlangt. Sondern auch, weil es vor Ort auf riesiges Interesse stößt. 230 000 Zuschauer lockte das Event an der berühmten Nordschleife am langen Wochenende in die Eifel. Und für Christoph Magg, der in Rielingshausen aufgewachsen ist und dorthin im Sommer auch wieder ziehen wird, wird die diesjährige Auflage des Rennens unvergessen bleiben. Denn mit seinem Pixum Team Adrenalin Motorsport fuhr er in der V4-Klasse sensationell auf den ersten Platz.

„Ich kann das alles noch gar nicht fassen – das ist wirklich verrückt“, sagt der 34-Jährige auch noch mit etwas Abstand. Hauptziel sei es nur gewesen, den BMW E90 325i überhaupt durchs Rennen zu bringen. „Wenn das gut läuft, kann es fürs Podium reichen“, so die Gedanken im Vorfeld. Am Sonntagnachmittag, als die Ziellinie dann erreicht war, durfte Magg mit seinen drei Teamkollegen Philipp Stahlschmidt, Philipp Kowalski und John Lee Schambony aber nach ganz oben aufs Treppchen steigen. Mit 127 Runden erreichten sie in der V4-Klasse das beste Ergebnis – die stärksten Verfolgerteams kamen auf 124 und 123 Runden.

Ein besonderer Moment war es für Magg dabei, den Wagen als Schlussfahrer über die Ziellinie lenken zu dürfen. „Das hat super viel Spaß gemacht. Diese Situation hat auch gut zu mir gepasst, ich mag das“, beschreibt der Rielingshäuser den Druck, keinen Fehler mehr machen zu dürfen, um den Vorsprung auf die Konkurrenz ins Ziel zu bringen. Nicht jedermanns Sache: „Mein Teamkollege, der als Vorletzter gefahren ist, meinte später zu mir, das wäre die schlimmste Rennsituation für ihn gewesen.“ Magg aber liebt genau das. „Da geht es darum, das clever zu managen.“ Heißt: Das Tempo etwas rausnehmen, das Risiko minimieren, nicht mehr über die holprigen Curves fahren und möglichst wenig und früher schalten, um Motor und Getriebe zu schonen. Beim komfortablen Vorsprung von drei Runden, also fast 30 Minuten, auf das am Ende zweitplatzierte Team MRC RaceWorld konnte man sich das erlauben. Und auf der Zielgerade wurde Christoph Magg dann von all den BMW-Mitarbeitern frenetisch bejubelt.

Für den 34-Jährigen ist es, wie auch für seine drei Teamkollegen, der bislang größte sportliche Erfolg. „Vor zwei Jahren bin ich schon mal beim 24-Stunden-Rennen mitgefahren. Damals sind wir aber vorzeitig ausgeschieden“, sagt der Rielingshäuser. Auch diesmal hätten viele Autos das Ziel nicht erreicht. Doch von einem Unfall oder technischen Ausfall blieb der BMW verschont. „Wir haben auch keine Strafen kassiert oder Fehler gemacht. All das führte letztlich zum Sieg“, freut sich Magg, dessen Team sich lange Zeit einen packenden Zweikampf mit dem Team Avia Sorg Rennsport lieferte. „Deren Fahrer Torsten Kratz hat uns da echt das Leben schwer gemacht.“ Vier Stunden vor Rennende fiel Avia Sorg aber wegen technischer Probleme deutlich zurück. „Ab da war klar, dass wir gute Chancen auf den Sieg haben.“ Dem brummenden Radlager hinten links, dem nicht mehr die volle Leistung bringenden Motor und dem dritten Gang, der nicht mehr so funktionierte wie er sollte, zum Trotz. Kein einziges Mal musste in der Box etwas repariert werden.

Und auch das Getriebe hielt, nachdem dieses wegen eines Schadens zwei Tage vor dem Rennstart noch komplett ausgetauscht werden musste. „Den ersten Qualilauf am Donnerstag haben wir dadurch verpasst, und am Freitag haben wir nur noch unsere Pflichtrunden gedreht.“ Die brachten dem Pixum Team Adrenalin Motorsport in der V4-Klasse immerhin Startplatz drei von zehn ein. „Wir konnten uns dann auch immer vorne halten“, erklärt Magg den Kampf zwischen den Positionen eins und zwei. Auch in der Nacht saß der Rielingshäuser am Steuer, genauer gesagt von 0.30 bis 3.30 Uhr. „Normalerweise wechseln wir den Fahrer bei jeder Tankfüllung und bei jedem Reifenwechsel. Sprich nach acht Runden beziehungsweise 90 Minuten.“ Seine Einsatzzeit in der Nacht war dann doppelt so lang, damit die Teamkollegen sich ausruhen konnten. „Man versucht zu schlafen, so richtig kann man das aber nicht“, so Christoph Magg über die nächtlichen Pausen.

So wurde nach der Zielankunft auch nicht mehr allzu lange gefeiert. Vielmehr ging das Team gemeinsam essen und legte sich dann auch schon aufs Ohr, bevor am Montag die Rückreise anstand – im besonderen Glücksgefühl des Sieges.