Oliver und Andrea Lorch mit Hund Terry und Tochter. Foto: Andrea Ertl

Auch ein Hund ist ein Familienmitglied – so wie bei Familie Lorch.

Doch, ihr Alltag habe sich verändert, sagen Oliver und Andrea Lorch übereinstimmend. „Die Zeitfenster sind kleiner geworden“, räumt Andrea Lorch ein. „Wir arbeiten beide in Vollzeit, daran hat Terry sich anpassen müssen.“ Täglich gehen sie jeweils eineinhalb Stunden mit ihrem Mischling, wahrscheinlich einem Labrador-Pointer-Mix, laufen. Immer – an jedem Tag, bei jedem Wetter.

Oliver Lorch macht morgens eine große Runde mit Terry und abends Andrea Lorch. Das passe zu ihrer Arbeitszeit, sagen beide, denn sie leiten gemeinsam ein Marbacher Fitness-Studio. „Ich genieße die Zeit beim Spazierengehen, ohne Handy“, sagt die Hundebesitzerin strahlend, „nur Terry und ich.“ Und das Ehepaar ist sich einig: Täglich zu sehen, wie sich die Natur verändert, was auf den Feldern um sie herum geschieht oder wann es beginnt früher hell zu werden – das sind alles Dinge, die sie sehr genießen. Trotzdem war es wichtig, sich vor dem Entschluss, sich einen Hund anzuschaffen, entsprechende Unterstützung zu sichern: „Unser ältester Sohn Julian, der in Marbach wohnt, würde auch einspringen, wenn wir einmal nicht da sind oder nicht mit Terry laufen gehen können.“

Seit mittlerweile eineinhalb Jahren lebt Terry, der laut seinem Tierpass Terence Theodor heißt, bei Familie Lorch. Zwei erwachsene Kinder sind schon „ausgeflogen“ und so genießt die elfjährige Tochter Emelie sichtlich den Familienzuwachs. Auch sie kann sich gut an die ersten Begegnungen mit Terry erinnern, die sie in Griechenland hatten. Als Welpe kam der Mischling gemeinsam mit seiner Schwester immer wieder an den Strand. Ein deutsches Rentnerehepaar betütelte die beiden und brachte Familie Lorch schließlich auf die Idee, Terry mit nach Hause zu nehmen. „Dass wir den Hund zu uns nehmen, war eine Entscheidung von allen Familienmitgliedern“, erinnert sich Andrea Lorch. Und ihr Mann bekräftigt: „Wir hatten schon längere Zeit darüber nachgedacht, ob wir uns einen Hund anschaffen.“ Und auch, ob es ein griechischer Straßenhund werden solle. „Doch bei ausgewachsenen Straßenhunden weiß man nie, was sie schon Schlimmes erlebt haben und wie sich das später im Alltag auswirkt – vor allem, wenn man Kinder hat.“

Seit 2010 macht die Familie gemeinsam an einem idyllischen Fleckchen in Griechenland Urlaub – weit ab von Touristenströmen. Sie mieten ein Haus und genießen dort „das Leben auf einfache Art.“ Eine kleine Bucht am Meer, im Hinterland ein paar Häuser – so verbringen sie ihre Urlaubstage. Der älteste Sohn fährt dann mit dem Motorrad, das Ehepaar und die beiden Töchter im Auto. „Eigentlich war unser Auto bis schon obenhin vollgepackt“, erinnert sich Oliver Lorch: „Wo hätte da noch der Hund Platz finden können?“ Außerdem war klar, ohne Papiere und ohne tierärztlichen Check möchten sie den Hund nicht mit nach Deutschland bringen. „Da hat uns das Rentnerehepaar von einer deutschen Tierärztin erzählt, die im Dorf arbeitet“, sagt Andrea Lorch. „Also haben wir den Hund eingepackt und sind in das Dorf gefahren“, ergänzt ihr Mann.

„Und ab diesem Moment war uns klar: Jetzt haben wir einen Hund!“ Andrea Lorch kann sich noch gut daran erinnern, wie emotional dieser Moment war, allen sei bewusst gewesen, dass das ein großer Schritt ist – eine Entscheidung für viele Jahre. Oliver Lorch sagt: „Und außerdem kommt unser Hund von diesem Ort, an dem unser Herz hängt.“ Die Tierärztin hat Terry versorgt und ihm einen für den Transport nötigen Europäischen Tierpass ausgestellt. Und sie war es auch, die den Kontakt zu einer Kanadierin vermittelt hat, die sich vor Ort um herrenlose Hunde kümmert und mit der Organisation Dogs Island zusammenarbeitet, die Hunde vermittelt. Etwa zwei Monate lang war Terry bis zu seiner Reise nach Deutschland bei der Kanadierin mit anderen Hunden in einem großen Zwinger untergebracht. Mit einem Sammeltransport, den Dogs Island organisiert hatte, reiste er schließlich nach Deutschland. „Wir waren für morgens 7.30 Uhr an einer Raststätte bei Würzburg mit dem Fahrer verabredet“, erinnert sich Andrea Lorch, die mit ihrem Sohn und dessen Freundin zum vereinbarten Treffpunkt gefahren ist. „Und ich hatte mich schon darauf eingestellt, stundenlang dort auf Terry zu warten“, erinnert sich die Hundebesitzerin lachend. Doch: „Fast auf die Minute genau kam ein nagelneuer Sprinter an“. Wirklich blitzsauber sei es an Bord gewesen, wo sich mehrere Hunde in überraschend gutem Zustand im Laderaum befunden hätten. „Terry hat sich gefreut wie Bolle. Und wir alle haben geheult.“

Anfangs bekam Terry eine Menge zu fressen, schließlich habe er auch etwas nachzuholen gehabt. Und auch die Erziehung sei wesentlicher Bestandteil zu Beginn der Eingewöhnung in seine neue Familie gewesen. „Ein guter Bekannter, der hundeerfahren ist, hat uns viele Tipps gegeben“, sagt Lorch. Seine Frau nickt und ergänzt: „Es geht um klare Regeln, Konsequenz und Strenge.“ Und beide wissen, dass das im Alltag bedeuten kann, in der Erziehung auch einmal die nötige Härte zu zeigen.

Dass das Ankommen nicht nur glatt läuft, war für Familie Lorch natürlich vorher schon klar: „Die ersten drei Monate seines Lebens konnte er ja auch machen, was er wollte“, sagt Oliver Lorch. Und das sei schon noch ein bisschen drin in ihm. „Aber das gefällt mir, er hat so eine überschwänglich-entspannte Art.“ Griechisch eben.