Das politische Zentrum des Landes besichtigte der Frauenclub Rielingshausen. Foto: Frauenclub Rielingshausen

Der Frauenclub besuchte mit 26 Mitgliedern die Villa Reitzenstein in Stuttgart.

Rielingshausen - Marbach-Rielingshausen
Der Frauenclub besuchte auf Einladung des Staatsministeriums Stuttgart am Donnerstag, 16. November, mit 26 Mitgliedern die Villa Reitzenstein, den Amtssitz des Ministerpräsidenten und Sitz des Staatsministeriums Baden-Württemberg. Die Einladung stand schon Monate lang fest. Am Eingangstor wurden wir von einem Sicherheitsbeamten und Dr. Margot Goeller empfangen. Dass Herr Ministerpräsident Kretschmann nicht anwesend sein wird, wussten wir, da er als Verhandlungspartner bei den Sondierungsgesprächen in Berlin war.

Wir wurden zum Kaffeetrinken in das neben der Villa neu gebaute „Erwin-Bolz-Haus“, das 2016 eingeweiht wurde, eingeladen. Dort war schon für uns gedeckt: Kaffee und Kuchen, kalte Getränke standen bereit. Wir hörten von Dr. Goeller viel Interessantes über die Villa Reitzenstein und die erste Besitzerin, Helene Freifrau von Reitzenstein (1853-1944), eine reiche Tochter des renommiertem und wohlhabenden Stuttgarter Verlegers Eduard von Hallberger. Helene von Reitzenstei heiratete den verarmten württembergischen Oberhofmeister Carl Freiherr von Reitzenstein. 1897 wurde sie bereits Witwe. 1910 kaufte sie sich ein Grundstück in bester Halbhöhenlage mit 2,5 Hektar und ließ sich von zwei Architekten ein herrschaftliches Gebäude errichten mit den neuesten technischen Errungenschaften. Die Baukosten waren sehr hoch. Es war auch viel zu groß für eine alleinstehende Dame der guten Gesellschaft mit Personal. Die Villa wurde 1913 fertiggestellt. Sie gilt als Meisterstück der Villen- und Gartenarchitektur. Im Jahre 1921 verkaufte Frau von Reitzenstein die Villa an das Land Württemberg für ein Viertel des Anschaffungspreises. Bereits in der Weimarer Republik und während des Nationalsozialismus war die Villa Reitzenstein das politische Zentrum des Landes. Seit 1952 ist die Villa der Amtssitz des Ministerpräsidenten und Sitz des Staatsministeriums von Baden- Württemberg.

Nach der Bewirtung und ersten Informationen durften wir auch die historischen Räume im Inneren der Villa besichtigen. So das Foyer mit Mosaik aus italienischem Marmor, den Runden Saal, den Kabinettssaal, die Herzkammer der Villa, den Blauen Salon, das Eckzimmer, den Gobelinsaal und die Bibliothek. Diese wurde lange Jahre als Amtszimmer des Ministerpräsidenten genutzt. Heute finden dort „Kamingespräche“ statt.

Die handwerkliche, hochwertige und prachtvolle Gestaltung der Villa zeichnet auch die wunderschön gestalteten Innenräume aus. Edle Hölzer an Fußböden und Wänden, die Möbel beeindruckend, ganz besonders der Tisch im Kabinettssaal. Sehr interessant war auch die Galerie mit Porträts der ehemaligen Ministerpräsidenten.

Die Büste des letzten württembergischen Staatspräsidenten (1928-1933) vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten, Eugen Bolz, war ebenfalls zu sehen. Nach seiner Amtsenthebung durch das NS-Regime und als deren Gegner wurde er 1944 verhaftet und 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Wir waren tief gerührt.

Nach dem interessanten Rundgang in der Villa machten wir, wunschgemäß, noch einen Spaziergang durch den Park der Villa mit wunderbaren Ausblicken auf die Stadt Stuttgart. Für den Frauenclub war die Einladung ein Geschenk zum 30-jährigen Vereinsjubiläum von der Stadt.