Foto: Symbolbild (dpa)

Die Einrichtung wird generalsaniert und erweitert. Die Kids müssen in der Zeit ausquartiert werden.

Marbach-Rielingshausen - Der Schuh drückt beim evangelischen Kindergarten in Rielingshausen an vielen Ecken und Enden. Im Keller sind Feuchtschäden aufgetreten, der Wärmeschutz ist nicht so, wie er sein sollte, durch alte Fenster pfeift es rein. Als wäre das nicht schon genug, entspricht auch die Aufteilung der Räume nicht mehr aktuellen Standards. Wenn beispielsweise bei einem Kleinkind die Windeln übergelaufen sind, müssen die Erzieherinnen mit ihm erst durch einen Mehrzweckraum spazieren, um zu den Duschen zu gelangen. Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus der langen Mängelliste. Dass sich mit dem Haupttrakt von 1960 und seinen beiden Anbauten aus den 80er-Jahren kein Staat mehr machen lässt, hat auch die Stadt erkannt. Deshalb soll der Kindergarten nun für 1,6 Millionen Euro generalsaniert und erweitert werden – um all die Probleme auf einen Schlag zu beseitigen.

Für dieses Projekt hat der Ausschuss für Umwelt und Technik am Donnerstag einmütig grünes Licht gegeben. Allerdings nicht blindlings. Das Gremium hatte zuvor auch die Alternative abgeklopft: einen Neubau. So bezeichnete Barbara Eßlinger von den Grünen das Sanierungskonzept, das Florian Titze vom Büro Bauphysik 5 vorgestellt hatte, zwar als gute Lösung für den Bestand. „Aber idealer und flexibler würde das alles wohl in einem Neubau aussehen“, sagte sie. Insofern wollte sie wissen, was man dafür investieren müsste. Man müsse grob pro Gruppe mit Ausgaben von 800 000 Euro rechnen, erwiderte der Bürgermeister Jan Trost. Unterm Strich käme man also bei dieser Variante auf rund 2,4 Millionen Euro. Und das sei schon ein Unterschied im Vergleich zu dem Betrag, der jetzt fällig werde.

Wobei mit den nun zu investierenden 1,6 Millionen Euro nur die Kosten für jene Arbeiten abgedeckt sind, die am Gebäude anfallen. On top kommen 400 000 Euro, die die Stadt für die Beschaffung von Kindergarten-Containern in die Hand nehmen muss. Die Module werden an der Backnanger Straße platziert. Dorthin werden die bis zu 60 Mädchen und Jungs ausgelagert, solange in ihrem eigentlichen Domizil gehämmert wird. „Es wird in die Grundstruktur des Kindergartens eingegriffen, sodass die Sanierung nicht bei laufendem Betreib stattfinden kann“, erklärte Jan Trost. In dem Interimsbau werden die zwei Gruppen mit über Dreijährigen und die zehn Kleinkinder zehn bis zwölf Monate untergebracht sein, kündigte der Rathauschef an. Die Ausquartierung soll im Sommer 2020 über die Bühne gehen, also just dann, wenn der Anbau an den zweiten Rielingshäuser Kindergarten im Gässle fertig ist. Denn dann gibt es frische Betreuungs-Kapazitäten im Ort und die ersten Behelfsmodule, die in der Backnanger Straße am 4. November betriebsbereit sein sollen, werden frei für die Kids aus dem evangelischen Kindergarten. Weil die Container aber nicht für alle 60 Mädchen und Jungs von dort reichen, wird die Kommune bis nächsten Sommer weitere Behelfsräume ordern – wofür besagte 400 000 Euro benötigt werden.

Trost versicherte, dass man all diese Planspiele auch den Eltern noch vorstellen werde, sofern der Gemeinderat das Konzept abschließend absegne. Sollte es so kommen, werden die Mütter und Väter auch erfahren, dass der Kindergarten eine grundlegend neue Aufteilung bekommt. In einem Flügel werden zwei Gruppenräume samt Nebenräumen und separatem Schlafraum für über Dreijährige angesiedelt sein, im anderen Teil die Kleinkinder mit ebenfalls eigenem Schlafraum sowie Wickelzimmer. „Wir konnten auch einen separaten Zugang beziehungsweise Ausgang von der Krippe zum Außenanlagenbereich realisieren“, sagte Florian Titze. Ferner sieht das Konzept unter anderem eine Vergrößerung der Küche sowie einen Turn- und Mehrzweckraum vor. „Natürlich ist es auch Ziel, den Keller nutzbar zu machen“, erklärte Titze.

„Aus chaotischen Verhältnissen wird das Bestmögliche gemacht“, resümierte Ernst Morlock von der SPD. „Die Planung ist sehr zu begrüßen. Es kommt rüber, dass sie mit Liebe und ausreichend Zeit durchdacht wurde“, lobte auch der Freie Wähler Martin Mistele. Man habe eine sehr gute Lösung gefunden, pflichtete Jochen Biesinger von der CDU bei. Er hätte sich aber gewünscht, dass man das Projekt früher an den Start gebracht hätte und nicht erst jetzt, wo die Kinderzahlen am Steigen seien und Plätze benötigt werden.