Gesund und lecker. Foto: Michael Raubold Photographie

Jeden ersten Montag werden in der Grundschulküche Obst und Gemüse in handliche Portionen zerlegt.

Rielingshausen - Was alles geschält, geschnippelt und gestanzt wird, liegt zwar in den fleißigen Händen der Landfrauen aber nicht in ihrer Verantwortung. Obstbauer Jürgen Stirm liefert und die beiden Frauen, die an diesem Montag nach den Faschingsferien Dienst haben, verwandeln das, was der Obst- und Gemüsekorb hergibt, in handliche Portionen. Und diese sollen schließlich den Appetit der Rielingshäuser Grundschulkinder auf Gesundes anregen. Der gründliche Blick in die üppig bestückte Warenkiste zeigt: Heute gibt es Banane, Melone, Kiwi und Birne. Auch Sattrote Paprika leuchten den Frauen entgegen. Gurken, Karotten und Kohlrabi liegen ebenfalls vereint in der Vitaminkiste.

Inge Metzger und Inge Wendt sind ein bewährtes Team. „Wir schaffen meistens zusammen“, sagt Wendt, die wie ihre Kollegin auch, kein Morgenmuffel ist. „Ich stehe gerne früh auf“, bestätigt die Vorsitzende der Landfrauen, Inge Metzger, deren Verein schon von Anfang an das EU-Projekt „Schulfruchtprogramm“ unterstützt. Zusammen mit Brigitte Zürn bildet die 67-jährige Inge Metzger das Vorstandsteam. Sie weiß, dass sie alle auf den Goodwill der Mitglieder-Frauen angewiesen sind, um das Projekt regelmäßig zu stemmen.

Brigitte Zürn organisiert die Liste derer, die sich über das Schuljahr hinweg bereit erklären, immer am ersten Montag eines Monats für das Schulfruchtprogramm am Ort ihr Bett so früh zu verlassen, dass vier große Platten rechtzeitig zur großen Pause zur Verfügung stehen. Bereits gegen 7.30 Uhr fängt das emsige Schnippeln in der Schulküche an. Das Arbeitsteam Wendt und Metzger ist im nächsten Monat noch einmal an der Reihe, „dann aber dürfte Schluss sein für dieses Schuljahr“.

Seit mindestens 2013, so ist dokumentiert, bekommen die Grundschüler in Rielingshausen einmal monatlich frisch gerichtetes Obst und Gemüse zum Schulbrot dazu. Wenn es denn eines von zu Hause gibt. Das ist nicht immer der Fall. Umso glücklicher sind die Kinder, wenn es DER Montag ist, an dem in der Schulküche für ihren Pausen-Vitamin-Kick Obst und Gemüse geschnippelt werden. „Manche rennen förmlich auf die Platten zu“, hat Inge Wendt schon beobachtet. Sie freut sich sehr darüber, dass die mundgerechten Teile des bunt geschichteten Pausensnacks bei den Kindern gut ankommen. „Übrig bleibt so gut wie nie etwas“, weiß Rektorin Stefanie Haupt.

Ein zweites Mal im Monat – jeweils 14 Tage später - gibt es für die Grundschüler dann auch noch das sogenannte Handobst in der Pause. Dabei werden Äpfel, Birnen oder auch Erdbeeren als Ganzes gereicht.

Mit dem EU-Schulprogramm können Kinder in baden-württembergischen Grundschulen und Kitas regelmäßig eine Extraportion frisches Obst und Gemüse essen. Dabei sollen sie entdecken, wie lecker das schmeckt. Finanziert werden die gesunden Portionen à 100 Gramm je Schüler hauptsächlich von der EU, die sich mit 75 Prozent am Nettobetrag beteiligt. Den Rest übernimmt in Rielingshausen der Förderverein der Schule. Froh darüber ist Rektorin Stefanie Haupt, die überzeugt sagt: „Diese Projekt geben wir nicht auf, da wollen wir unbedingt dranbleiben!“

An diesem Montag geht es in der Vorbereitung zuerst dem Kohlrabi an den Kragen. Inge Wendt schneidet in Kreisen seine Schale ab und zückt dann das Messer, um Stifte aus dem festen Rund zu schneiden. Ebenso bei den Karotten, Gurken und der Paprika, die allesamt grob gestiftelt werden. Das frische, gesunde Fingerfood wird dann auf vier große Platten verteilt. Je ein Obst- und ein Gemüsetablett werden für zwei an der Schule befindliche Schulhöfe gerichtet. Die Erst- und Zweitklässler nämlich haben an der Rielingshäuser Grundschule ihren eigenen Schulhof. Ebenso wie die Dritt- und Viertklässler, die am Hof gegenüber frische Luft schnappen.

Favoriten gibt es bei den derzeit 85 Schülern natürlich schon: „Die Melone ist heute bestimmt als Erstes weg“, mutmaßt Inge Metzger, „die Ananas aber steht auf der Hitliste der Früchte normalerweise ganz oben“. Die aber ist an diesem Tag nicht im Angebot. „Viel Grün heute“, registrieren die beiden Frauen, als sie das Resultat auf dem Obstteller begutachten. „Jetzt würden ein paar rotbackige Äpfel etwas Farbe ins Spiel bringen“, denkt Inge Metzger laut. Aber an diesem Montag muss es auch ohne gehen.

Und weil die beiden Küchenfeen wissen, dass das Auge mitisst und der Appetit durch hübsche Effekte besonders angeregt werden kann, gibt es auch ausgeklügelte Food-Spielereien. Mit einem Ausstecherle etwa stanzt Inge Metzger ein Herz aus Gurkenscheiben aus. Umgekehrt entnimmt sie das gleiche Motiv aus großen Karottenscheiben. Diese tauscht sie dann gegenseitig aus, damit der so gewonnene Effekt aus Grün-Orange als echter Hingucker ins Auge springt. Anschließend wird alles liebevoll arrangiert und abgedeckt, so dass es bis zur Pause frisch bleibt. Der Bioabfall übrigens ist auch wertvoll. Dieser wird komplett in der Kiste gesammelt und von Jürgen Stirm wieder abgeholt. Nicht nur die Kinder, auch Stefanie Haupt weiß die Unterstützung durch die Landfrauen sehr zu würdigen. Die Schulleiterin ist überzeugt: „Die Energie, die in dieser Arbeit steckt, schmecken auch die Kinder. Das überträgt sich nämlich aufs Essen.“